Die Deutsche Bundesbank hat sechs Vorstandsmitglieder, beschäftigt Personal für gut 10.000 Vollzeitstellen und zählt zum Beispiel Girokarten. Von solchen Plastikteilen, die früher mal EC-Karten genannt wurden, gab es nach der Statistik des von Jens Weidmann geführten Hauses Mitte 2018 hierzulande mehr als 107 Millionen Stück. Das ist der zweithöchste Wert aller Zeiten. Nur 2017 zählten die Bundesbanker mit knapp 108 Millionen Karten noch ein paar mehr. Größter Kartenverteiler sind die Sparkassen. Sie haben mehr als 44 Millionen Exemplare im Umlauf und damit viermal so viele wie alle Auslandsbanken in Deutschland zusammen.
Jedes Jahr werden zwei, drei oder vielleicht sogar vier Millionen dieser Karten gesperrt, weil ihre Inhaber sie verloren haben oder als gestohlen melden. Genaue Werte gibt es dazu nicht. Einzig der Verein Sperr-Notruf 116 116 nennt die Zahl der Girokarten, die über ihn gesperrt werden, wenn Betroffene die bundesweit erreichbare Nummer 116 116 wählen. Im vergangenen Jahr waren das 1,12 Millionen Stück. Der Verein schätzt, dass mindestens noch mal so viele, womöglich gar mehr als doppelt so viele Karten hinzukommen, die gesperrt werden, weil sich Betroffene direkt an ihre Bank wenden.
Das Gros der Karten gehört zu ganz gewöhnlichen Girokonten, die im günstigsten Fall keine Monatsgebühr kosten. Anders sieht es bei Premiumkonten aus. Das sind Girokonten, die bei der jeweiligen Bank die höchste jährliche Kontoführungsgebühr kosten, dafür aber Extras bieten, die je nach Bank kostenlose Kreditkarten, Versicherungen und unkomplizierte Nutzungsmöglichkeiten im Ausland umfassen können.
Im aktuellen Test "Bestes Premiumkonto 2019" hat das Deutsche Kundeninstitut (DKI) im Auftrag von €uro am Sonntag zehn solcher Premiumkonten auf ihre Vor- und Nachteile überprüft. Hierbei arbeitete das DKI bei jedem Angebot einen Katalog von etwa 250 Einzelkriterien ab. Zudem gehörten rund 200 Kontakte von Testkunden mit den Anbietern zum großen Check (siehe unten "So wurde getestet").
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Unterschiede bei Kosten und Extras
Dabei stellte sich heraus, dass es große Unterschiede zwischen den Konten gibt, und zwar sowohl bei der Höhe der Gebühren als auch bei den Extras, die sie bieten. Letztere reichen im Einzelfall bis hin zu einem kostenlosen Dolmetscherservice im Ausland, einem Handymissbrauchsschutz oder einer Geldautomaten-Raubversicherung.
Unterm Strich schnitt das HVB ExklusivKonto der Hypovereinsbank mit der Note "sehr gut" am besten ab. Schlusslicht wurde das Premium-Konto der Targobank, das mit "ausreichend" bewertet wurde. Eine Besonderheit gibt es bei der Hamburger Sparkasse zu beachten. Sie lieferte keine Informationen zu ihrem teuersten Girokonto (HaspaJoker premium), wie der Test es eigentlich verlangt hätte, sondern zum etwas günstigeren Konto HaspaJoker comfort.
Die Folge: Zwar landete das Konto der Hamburger bei den Konditionen nunmehr auf Rang 3 ("sehr gut"), nachdem sie im Vorjahr in dieser Kategorie noch den letzten Platz belegt hatten. Im Gegenzug aber rutschten die Hamburger in der Kategorie Angebot vom mit "sehr gut" bewerteten 2. Platz im Vorjahr auf den letzten Rang. Der Grund: Alle anderen Konten im Test boten mehr.
Die günstigste monatliche Kontoführungsgebühr bietet VR-GiroKomfort der Volksbank Stuttgart. Bei den Schwaben sind Kunden mit acht Euro im Monat dabei. Mehr als doppelt so viel verlangt die Berliner Volksbank für ihr PrivatGiro Premium. Hier sind allmonatlich 16,90 Euro fällig. Dieser Betrag lässt sich allerdings um fünf Euro senken, sofern auf dem Konto monatlich mindestens 1.250 Euro eingehen.
Das ist eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass Verbraucher bei der Wahl eines Premiumkontos genau hinschauen müssen. So lässt sich die monatliche Gebühr für das HVB ExklusivKonto von 14,90 Euro auf null drücken, wenn ein Kunde fünf Produkte der Bank nutzt. Eine der Bedingungen: Der Kontoinhaber muss bei der Bank ein Vermögen von mindestens 75.000 Euro haben. Bei der Postbank entfällt die Gebühr für das Premiumangebot Giro extra plus, wenn jeden Monat mindestens 3.000 Euro auf dem Konto eingehen. Die Targobank verzichtet auf die Gebühr von 12,45 Euro im Monat, wenn der Kontoinhaber bei der Bank eine Einlage von mindestens 50.000 Euro hat.
Ein weites Feld für Unterschiede sind die Dispokreditzinsen. Hier reichen die Sätze von 6,97 Prozent bei der Berliner Volksbank bis zu 10,9 Prozent bei der Deutschen Bank. Letztere langt auch bei den Zinsen für geduldete Überziehungen am kräftigsten zu. 14,9 Prozent lautet hier der Satz. DKI-Chef Jörn Hüsgen hebt positiv hervor: "Bei sechs Banken entspricht der Zinssatz für eine geduldete Überziehung dem eines Dispokredits." Sie kassieren beim Zinssatz also nicht noch mal mehr ab. Noch ein paar Besonderheiten: Bei der Volksbank Stuttgart ist es nicht mehr möglich, Geld am Schalter abzuheben. Und bei der Hamburger Sparkasse lassen sich an SB-Terminals weder Überweisungen tätigen noch Daueraufträge einrichten.
Kreditkarten können auch für Inhaber von Premiumkonten teuer sein. Während sechs der zehn Banken Kreditkarten der Kategorie Gold, Premium oder Silber kostenlos zur Verfügung stellen, reichen die jährlichen Gebühren für solche Karten bei anderen Instituten von 30 Euro (Postbank) über 75 Euro (Volksbank Stuttgart) und 79 Euro (Stadtsparkasse München) bis zu 97 Euro bei der Targobank.
Wer viel im Ausland unterwegs ist, fährt womöglich mit einem Premiumkonto der Berliner Volksbank besonders günstig. Mit der kostenlos dazu erhältlichen Kreditkarte lässt sich nicht nur in der Eurozone gebührenfrei bezahlen, sondern auch in Ländern mit Fremdwährungen. Viele andere Anbieter verlangen außerhalb der Eurozone Auslandsentgelte. Den Girokarten aller Premiumkonten ist gemein: Mit ihnen kann man kontaktlos bezahlen.
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HVB ExklusivKonto am besten
Im Regelfall sind es die mit den Premiumkonten verbundenen Kreditkarten, die diverse Zusatzleistungen bieten. Die umfassendsten Pakete aus Reisekranken-, -rücktritts-, -abbruch- und Auslands-Schutzbrief-Versicherung sowie Notfall-Bargeld im Ausland und Reiserückvergütungen (prozentuale Nachlässe bei Reisebuchungen) offerieren die Premiumkonten-Anbieter Berliner Volksbank, Hypovereinsbank, Sparkasse KölnBonn, Stadtsparkasse München und Volksbank Stuttgart. Den eingangs genannten Handymissbrauchsschutz gewähren die Angebote von Commerzbank und Hamburger Sparkasse. Die Targobank wiederum lockt mit einer im Angebot enthaltenen Mietwagen-Vollkasko- sowie einer Geldautomaten-Raubversicherung.
Testsieger HVB ExklusivKonto überzeugte unter anderem mit der Möglichkeit, die Kontoführungsgebühr bis auf null zu reduzieren, mit beliebig vielen Kreditkarten ohne Aufpreis und mit der Möglichkeit, mittels der HVB Mastercard Gold weltweit kostenlos Geld abzuheben. Kontoinhaber profitieren von Rückvergütungen bei Ticket- und Reisebuchungen, und die Hotline-Mitarbeiter der Hypovereinsbank erwiesen sich im Test als freundlich und hilfsbereit. Das Siegerkonto ist das einzige, für das Interessierte ein ausgeklügeltes Analysesystem bekommen können. Es nutzt die Kontobewegungen für Sparvorschläge. Es rät also zum Beispiel, zu einem günstigeren Stromanbieter zu wechseln.
Das Premium-Konto der Targobank landete auf dem letzten Platz, weil es gegenüber Standardkonten den geringsten Mehrwert liefert. Negativ fielen die mit Abstand höchsten Gebühren für Kontoführung und Kreditkarte auf. Sie summieren sich auf 246,40 Euro im Jahr. Fürs Aktivieren der Funktion "kontaktloses Bezahlen" berechnet die Bank zehn Euro. Pluspunkte gab es hingegen für das große Versicherungspaket. Eher negativ wiederum stieß der Kundenservice auf. Die Hotline-Mitarbeiter wirkten auf die Testanrufer - ebenso wie diejenigen der Volksbank Stuttgart - am wenigsten hilfsbereit. Zudem fielen sie mit unterdurchschnittlicher Kompetenz auf.
So wurde getestet:
Beim zweiten Test dieser Art für €uro am Sonntag prüfte das Deutsche Kundeninstitut (DKI) zehn
Girokonten der Premiumkategorie. Mit dabei sind diesmal fünf solcher Konten bei überregionalen Banken und fünf bei regionalen Instituten. Das DKI nahm nur Premiumkonten von Banken in den Test auf, die auch ein günstigeres Standardkonto anbieten. Der Grund für diese Herangehensweise: Der Check soll zeigen, wie viel Mehrwert die üblicherweise deutlich teureren Premiumkonten liefern.
Also fragte das DKI nach den Konditionen für die jeweils günstigsten Standardkonten. Hierbei legten die Tester Wert darauf, dass diese quasi für jedermann zugänglich sind. Sie dürfen also zum Beispiel nicht nur für Auszubildende gedacht sein oder für Kunden, die auch andere Produkte der jeweiligen Bank nutzen. Zudem wurden nur solche Konten aufgenommen, die einen Dispokredit gewähren.
Aus den ermittelten Daten für die jeweils billigsten Konten wurde ein Muster-Standard-Konto definiert, das im Test als generelles Referenzkonto für alle Premiumangebote diente. Damit wollten die Tester sicherstellen, dass die Premiumkonten an realistischen Werten gemessen werden. Das Muster-Standard-Konto kostete im Schnitt 3,96 Euro Kontoführungsgebühr im Monat, bot einen Dispokreditzinssatz von 10,07 Prozent und einen Zinssatz von 11,4 Prozent für geduldetes Überziehen. Die Konten der Banken wurden nach 250 Einzelkriterien bewertet. An die benötigten Informationen gelangten unsere Tester im Erhebungszeitraum Februar bis April, indem sie die Anbieter befragten, sie als verdeckte Kunden anriefen oder ihnen Mails schickten und die Internetauftritte studierten.
Der Test gliedert sich in die drei Kategorien Konditionen, Angebot und Kundenservice. Aus den beiden Kategorien Konditionen und Angebot bildete das DKI darüber hinaus noch das Preis-Leistungs- Verhältnis, das jedoch nicht als eigene Kategorie in die Gesamtwertung einfloss.
Konditionen: Hierzu zählten unter anderem Kriterien wie die Kontoführungsgebühr, die Zinssätze für einen Dispokredit, die Mindestlaufzeit sowie diverse andere Gebühren, etwa für Abhebungen oder Überweisungen (Gewicht: 40 Prozent).
Angebot: Hier checkten die Tester zum Beispiel die Anzahl der Automaten mit kostenlosem Bargeldbezug, die Sicherheitsverfahren (chipTAN, mTAN, photoTAN) sowie eventuelle Zusatzleistungen wie Versicherungen und Rabatte (Gewicht: 40 Prozent).
Kundenservice: In dieser Kategorie ging es im Wesentlichen darum, wie freundlich, schnell und kompetent die Anbieter Kundenanfragen bearbeiteten (Gewicht: 20 Prozent).