Zuerst schmälerte die Pandemie das Geschäft, dann wurde dem australischen Hotelcasinobetreiber Crown Resorts in der Metropole Sydney die Lizenz entzogen. Ein mehr als 700 Seiten starkes Dokument mit Berichten über Geldwäsche und unfaire Behandlung chinesischer Mitarbeiter sowie kriminelle Handlungen im Reich der Mitte riefen die Behörden auf den Plan. Crown Resorts und sein Großaktionär James Packer, ein australischer Milliardär, gerieten in schwere See.
Nun werfen gleich zwei Finanzkonzerne Rettungsringe aus. Zunächst um Packer zu retten und später dann auch um die Lizenz als Casinobetreiber in Australien zu erhalten. Vor allem aber haben sie Crown Resorts Sydney im Visier, den neuen Wolkenkratzer in der Skyline der australischen Metropole. 1,6 Milliarden US-Dollar sind bereits in das auffällige Gebäude investiert worden.
Nun könnte die außergewöhnliche Immobilie günstig zu haben sein. Seit Mitte März bietet die Blackstone Group, mit knapp 650 Milliarden Dollar verwaltetem Vermögen der globale Primus der Finanzinvestoren, 6,2 Milliarden US-Dollar für Crown Resorts, einschließlich einer Ausstiegsklausel für Aktionär Packer.
Milliardenpoker um Casinos
Oaktree Capital will den Deal durchkreuzen und lockt Crown Resorts mit 2,3 Milliarden US-Dollar als Darlehen, um Packers Anteil von 37 Prozent zu übernehmen. Allerdings wird dem Blackstone-Konkurrenten vorgeworfen, mit dem Kredit nicht alle Anteilseigner gleich zu behandeln.
Blackstone ist jedoch gut vorbereitet. Dem breit aufgestellten Konzern gehören bereits zehn Prozent an Crown Resorts. Darüber hinaus besitzt er Anteile an Hotelcasinos in Las Vegas, darunter bekannte Adressen wie Bellagio und MGM Grand. Das Cosmopolitan schnappte sich Blackstone, als die Betreiber 2014 in Schieflage gerieten.
Immobilienportfolios liefern 32 Prozent der Gebühreneinnahmen und sind damit der größte Gewinnbringer des Private-Equity-Konzerns aus New York. Fonds mit Firmenbeteiligungen steuern 28 Prozent dazu. Spezialkredite sind mit weiteren 25 Prozent der Gebühreneinnahmen der drittgrößte Bereich. Vor allem dank Investments in Immobilien und Biotech trauen Experten von Bloomberg Intelligence Blackstone in diesem Jahr Zuflüsse von 110 Milliarden Dollar zu. 2020 waren es 95 Milliarden.
Hohe Zuflüsse für Finanzinvestoren
Die höheren Zuflüsse an Finanzinvestoren werden mit der Aussicht auf eine Erholung der Wirtschaft durch die Impfkampagnen, vor allem in den USA, begründet. Während der ersten drei Monate des Jahres überwiesen Investoren wie Versicherungen, Pensionsfonds, Vermögensverwalter oder Family Offices begüterter Familien weltweit 292 Milliarden Dollar, berichtet Bloomberg Intelligence. Das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und ein Fünftel mehr als im Vorquartal. Davon profitieren die größten Private-Equity-Konzerne besonders. 2019 sammelten die 20 führenden Firmen 45 Prozent der Zuflüsse ein. 2014 waren es erst 29 Prozent. Für Investments haben sie nach Angaben des Branchendiensts Prequin 1.600 Milliarden Dollar zur Verfügung.
Dennoch sind die Großen vorsichtig. Die Nummer 4 der Branche, CVC Capital, zog eine Offerte von 20 Milliarden Dollar für den japanischen Konzern Toshiba jüngst zurück. Der schwedische Finanzinvestor EQT bereitet hinter den Kulissen sehr behutsam ein Kaufangebot für den niederländischen Telekomkonzern KPN vor. Das Risiko zu scheitern ist groß.
In dem aktuellen Umfeld am Kapitalmarkt können Finanzinvestoren jedoch Portfolios gewinnbringend umschichten. Entweder durch Börsengänge oder durch den Weiterverkauf der Firmen an Konzerne oder andere Private-Equity-Investoren. In München veräußerte Blackstone den Media Works Campus an das Konsortium des Union Investment Immobilienfonds mit Hines Interests. Die US-Immobilienfirma übernimmt die Weiterentwicklung des Objekts. Die Partner investieren eine Milliarde Euro.
KKR aus New York, die Nummer 2 der Branche, verkauft weitere Anteile an Hensoldt. Der Rüstungskonzern aus Taufkirchen bei München entwickelt Radar und Verschlüsselungstechnik. KKR hatte Hensoldt im September an die Börse gebracht. Vor Kurzem erwarb die Bundesregierung eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an den Bayern. Ein weiteres Viertel der Anteile soll nun an die italienische Rüstungsfirma Leonardo, an Indra in Spanien, Saab in Schweden oder Thales in Frankreich gehen. In den USA will der Nahrungsmittelriese Nestlé den US-Vitaminhersteller Bountiful aus KKRs Portfolio erwerben.
EQT, der Private-Equity-Konzern der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg, bringt Linux-Entwickler Suse in den nächsten Wochen in Frankfurt an die Börse. In Finanzkreisen wird der Wert der Nürnberger Softwarefirma auf bis zu neun Milliarden Euro geschätzt. EQT hatte Suse im März 2019 für 2,5 Milliarden Euro gekauft.
Hält die Stimmung an den Kapitalmärkten an, wird es ein gutes Jahr für Finanzinvestoren. Die Kassen sind voll, die Zuflüsse beachtlich und Beteiligungen können gut veräußert werden.
INVESTOR-INFO
Blackstone Group
Breit aufgestellt
Beim weltweit größten Finanzinvestor liefern milliardenschwere Fonds jeweils mit Immobilien, Private Equity, also Beteiligungen an nicht börsennotierten Firmen, und Spezialkrediten zusammen 85 Prozent der Einnahmen und den Löwenanteil des Gewinns. Mit knapp 650 Milliarden Dollar Vermögen zählt Blackstone in allen drei Märkten zu den großen Akteuren. Mit 1,75 Milliarden Dollar Gewinn im ersten Quartal ist der Konzern sehr gut ins Jahr gestartet. Aussichtsreiche Aktie mit attraktiver Dividende.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 90,00 Euro
Stoppkurs: 53,00 Euro
KKR
Starker Fokus auf Firmen
Rund 68 Prozent seiner Mittel, mehr als 250 Milliarden Dollar, hat der weltweit zweitgrößte Finanzinvestor KKR in Firmenbeteiligungen investiert. Immobilien, neun Prozent, sind der zweitgrößte Bereich. Im Februar wurde der Kauf des auf Altersvorsorge spezialisierten US-Versicherers General Atlantic abgeschlossen. Mit 98 Milliarden Dollar zusätzlichem Vermögen sollten so jährlich bis zu 300 Millionen Dollar zusätzlich in die Kasse fließen.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 28,00 Euro
EQT AB
Schwedischer Aufsteiger
Mit einem Vermögen von mehr als 63 Milliarden Dollar hat es der seit September 2019 börsennotierte Konzern der schwedischen Unternehmerfamilie Wallenberg in die Top Ten der Branche geschafft. Auch in Deutschland ist EQT stark engagiert, unter anderem bei Prothesenhersteller Otto Bock, Deutsche Glasfaser als Teil eines europäischen Portfolios und bei der Softwarefirma Suse. Zuletzt erweiterte EQT sein Immobiliengeschäft in Europa und Amerika. Viel Potenzial.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 35,00 Euro
Stoppkurs: 19,00 Euro