Die Erholung von dem im August erlittenen Einbruch von 8,8 Prozent fiel damit bescheiden aus. Ökonomen hatten mit einem Plus von 2,0 Prozent gerechnet. Der Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe schrumpfte zudem um 0,3 Prozent zum Vormonat und blieb sogar um 2,9 Prozent unter dem Niveau von September 2020.
Die Unternehmen reagieren auf die Probleme mit mehr Kurzarbeit: Gegen den gesamtwirtschaftlichen Trend stieg die Zahl der davon betroffenen Industriebeschäftigten im Oktober um 20.000 auf 226.000, wie das Ifo-Institut herausfand. "Der Engpass bei den Vorprodukten würgt die Produktion regelrecht ab", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Entwicklung. Beim gegenwärtigen Auftragsbestand dürften eigentlich höchstens 10.000 Beschäftigte in der Industrie in Kurzarbeit sein.
Ökonomen erwarten angesichts des anhaltenden Materialmangels schwierige Monate, auch wenn sich in den vergangenen Monaten ein Auftragsberg aufgetürmt hat. "Wegen des Materialmangels kann die Industrie das allerdings kaum in eine steigende Produktion ummünzen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Hinzu komme, dass die neue Corona-Welle in China wieder zu Schließungen von Fabriken führen dürfte, die für den Nachschub der hiesige Industrie wichtig seien. "Die deutsche Wirtschaft wird im vierten Quartal wohl kaum wachsen", so die Prognose des Ökonomen. Im Sommerquartal hatte es noch zu einem Plus von 1,8 Prozent gereicht.
"NOCH LÄNGERE ZEIT PARADOX"
Für das Auftragswachstum im September sorgte allein die anziehende Auslandsnachfrage. Sie stieg um 6,3 Prozent zum Vormonat. Dabei sanken die Aufträge aus der Euro-Zone zwar um 7,3 Prozent, doch die aus dem restlichen Ausland kletterten dafür um 14,9 Prozent. Die Bestellungen aus dem Inland ließen um 5,9 Prozent nach und damit bereits den dritten Monat in Folge. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht darin ein Warnsignal. "Hier schlagen die langanhaltenden Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Rohstoffen, Vorprodukten und Energie durch", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Neun von zehn Produzenten von Vorleistungsgütern sehen in steigenden Rohstoff- und Energiepreisen aktuell ein Geschäftsrisiko, wie die Herbstkonjunkturumfrage des DIHK ergab.
"Die Situation wird wohl noch längere Zeit paradox bleiben", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, zu der Entwicklung. "Die Industrie hat eigentlich genügend Aufträge, um die Produktion auf Hochtouren laufen zu lassen, doch in Anbetracht fehlender Teile tröpfelt der Ausstoß lediglich vor sich hin." So fehlen beispielsweise Mikrochips, die in zahlreichen Produkten von Autos bis Haushaltsgeräten enthalten sind. Wegen der Engpässe wird der Aufschwung in diesem Jahr nach Prognose der Bundesregierung eine Nummer kleiner ausfallen als ursprünglich gedacht. Sie senkte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 2,6 Prozent von zuvor 3,5 Prozent. 2022 soll es zu einem Plus von 4,1 Prozent reichen, 2023 dann zu 1,6 Prozent.
rtr