Ins Kontor schlug vor allem eine Abschreibung von 88 Millionen auf die Tochter in Ungarn. Weil die umstrittene Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban eine neue Steuer von bis zu 40 Prozent der Werbeerlöse einführt, werden die Gewinne des größten Privatsenders im Land aufgefressen, wie RTL bereits im Juli angekündigt hatte. Der Konzern setzte deshalb nun den Buchwert seiner Ungarn-Tochter von 153 Millionen auf 65 Millionen Euro herab.
Ein Rückzug komme jedoch nicht infrage, betonten die Vorstandschefs Schäferkordt und de Posch: "RTL ist tief in Ungarn verwurzelt und wird dies auch bleiben." RTL werde sich zur Wehr setzen. Ungarn hat sich mit einer restriktiven Banken- und Medienpolitik bereits mehrfach Kritik der Europäischen Union und ausländischer Unternehmen eingehandelt.
In Frankreich macht dem Fernsehkonzern weiterhin das schwache Werbegeschäft zu schaffen. Während die Erlöse im wichtigsten Markt Deutschland leicht auf 478 Millionen Euro zulegten, ging das Geschäft in Frankreich um sieben Prozent auf 324 Millionen Euro zurück. Die französische Wirtschaft stagniert, auch die Werbekunden sparen.
Das großteils in den USA angesiedelte Produktionsgeschäft der Tochter FremantleMedia lief im ersten Halbjahr ebenfalls nicht rund. Rückläufige Auftrage aus der Fernsehbranche und Wechselkursverluste beim Umtausch der Dollar-Erlöse in Euro ließen dem Umsatz um 15 Prozent auf 310 Millionen Euro einbrechen. Auf das Ergebnis drückten auch hohe Kosten für Übernahmepläne.
Obwohl der Überschuss einbrach, sind die Kassen der RTL-Gruppe immer noch so prall gefüllt, das der Konzern dem Hauptaktionär Bertelsmann und den übrigen Anteilseignern erneut eine Sonderdividende genehmigt: Im September ist eine außerordentliche Ausschüttung von zwei Euro je Aktie geplant.
Reuters