Herr Professor Dudenhöffer, das Bundesverwaltungsgericht hat heute sein mit Spannung erwartetes Urteil zu möglichen Fahrverboten gefällt. Entsprechende Regelungen seien grundsätzlich zulässig, entschieden die Leipziger Richter. Wie schlimm ist das Urteil für die deutschen Autobauer?
Das Urteil ist eine Katastrophe, die die Autokonzerne hätten abwenden können, wenn sie rechtzeitig Vorsorge getroffen hätten statt sich starrköpfig zu weigern, über Hardware-Nachrüstungen auch nur nachzudenken.
Kommt die Branche jetzt überhaupt noch an einer Hardware-Umrüstung vorbei?
Wenn die Branche ihr Gesicht wahren will und die Politik Verkehrschaos in den Großstädten vermeiden will, müssen Hardware-Nachrüstungen jetzt so schnell wie möglich angegangen werden. Um das zu finanzieren, sollte der Bund den Diesel nun endlich genauso besteuern wie Benziner. Mit den zusätzlichen Steuereinnahmen von rund acht Milliarden Euro könnte man die Hardware-Nachrüstungen locker bezahlen. Damit wäre allen geholfen: Autobauern, Autohändlern, Städten und ihren Einwohnern und den Dieselfahrern. Und gleichzeitig würde die Elektromobilität nicht weiter blockiert.
Auf welche finanziellen Belastungen müssen sich BMW, Daimler und Volkswagen nach dem Urteil einstellen?
Wir gehen hier für die Branche insgesamt von rund fünf Milliarden Euro aus, vier Milliarden Euro davon dürften alleine auf die deutschen Hersteller entfallen. Die Hauptlast dürften die Autobanken stemmen, die ihren Händlern nun wegen der großen Probleme unter die Arme greifen müssen.
Wie schnell müssen die Hersteller für das Urteil bilanziell Vorsorge treffen?
Ein Teil der möglichen Belastungen dürfte schon berücksichtigt sein. Der Rest müsste im laufenden Jahr bilanziell verarbeitet werden.
Was heißt das Urteil für den Gebrauchtwagen-Markt?
Die Preise für gebrauchte Diesel dürften ungebremst in den Keller rauschen, es sei denn, die Autobauer haben jetzt sehr zügig Hardware-Upgrades parat.
Das Gericht hat den Kommunen einen gewissen Spielraum bei der Umsetzung von Fahrverboten zugebilligt. Wann rechnen Sie mit ersten Umsetzungen?
Die ersten Fahrverbote dürften in sechs bis neun Monaten kommen.