Sehr geehrte Privatanleger,



Voraussetzung sei allerdings, dass die depotführende Filiale des Kunden diesen Service anbiete: "Die Deutsche Börse Commodities GmbH betont, dass Inhaber von Xetra-GoldAnteilen jederzeit das Recht auf Auslieferung des verbrieften Goldes geltend machen können. Die Auslieferung erfolgt durch eine vom Investor bezeichnete Geschäftsstelle einer Bank. Voraussetzung ist, dass die Geschäftsstelle diesen Service anbietet, denn die Auslieferung kann nur über die depotführende Bank des Anlegers erfolgen. Sollten bei der depotführenden Bank Fragen oder Probleme auftreten, steht die Deutsche Börse Commodities GmbH jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung - sowohl für Anleger als auch für Banken."

Damit wird die Auszahlung Ihres Eigentums, auf das Sie einen Anspruch haben, von weiteren Bedingungen abhängig gemacht. Ein Punkt aus der Stellungnahme zeigt, dass die Deutsche Bank es durchaus für möglich hält, dass Kunden nicht sofort an ihr Gold kommen: "Sollte es in Einzelfällen dazu gekommen sein, dass dem Wunsch eines des Anlegers [sic!] nach Aushändigung physischen Goldes nicht sofort entsprochen wurde, wird dies überprüft und eine individuelle Lösung mit dem Kunden gefunden."

Zertifikate sind Forderungen gegen den Emittenten. Das müssen sich alle diejenigen immer wieder klar machen, die Goldzertifikate kaufen in der Meinung, sie hätten etwas, das "so gut wie Gold" ist. In einer Welt, in der immer mehr weiter verliehen wird und in der das Leverage immer noch steigt - seit der Finanzkrise sind die Schulden der Welt um ein Bruttoinlandsprodukt gestiegen - werden reale Werte immer flüchtiger. Seit Auflegung von Xetra-Gold im Jahr 2007 haben Anleger nur insgesamt 900 Mal die Auslieferung beantragt, was ungefähr 4,5 Tonnen entsprechen dürfte. Zur kurzfristigen Spekulation mögen sich Goldzertifikate eignen; zur langfristigen Versicherung eines Vermögens nicht. Da ist das Edelmetall selber gefragt.

Mit der Goldpreiserholung haben auch die Minenaktien wieder im Kurs angezogen. Sie stellen einen Hebel auf den Goldpreis dar, ihre Gewinne sind letztlich von der Differenz zwischen Goldpreis und Förderkosten abhängig. Steigt der Goldpreis weiter, werden die Gewinne überproportional steigen - zumindest solange, bis sich eine neue Generation von Managern auf die Erschließung weiterer kostspieliger Vorkommen stürzen und damit die Förderkosten in die Höhe getrieben werden. Bei sinkendem Goldpreis geht der Hebel bei Minentiteln aber auch brutal in die andere Richtung. Goldminenaktien sind daher nicht für jedermann geeignet und können ebenfalls nicht einer Anlage in physisches Gold gleichgesetzt werden.

Trotz seiner beeindruckenden Rallye vom Tief der letzten Jahre bei 1.050 USD/Unze zu Jahresende auf jetzt mehr als 1.300 USD ist Gold noch lange nicht ausgereizt. Die heftige Korrektur von Herbst 2013 bis Anfang 2016 dürfte überstanden sein. Derzeit können Sie nur gut 7 Prozent des Dow-Jones-Index (Stand 18.170 Punkte) für eine Unze Gold erwerben. Gold ist also gemessen an amerikanischen Aktien relativ billig. 1980, am Höhepunkt der Goldspekulation konnten Sie fast 60 Prozent des Index kaufen. Und im Vergleich mit Papiergeld ist das Edelmetall sowieso attraktiv. In einer Welt, in der die Notenbanken Geld drucken, als ob es kein Morgen gäbe, bleibt Gold eine solide Absicherung.

Auf gute Investments!

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.