Die EZB hat heute den Aufkauf von Staatsanleihen angekündigt. Nach den Plänen will die EZB bis September 2015 pro Monat 60 Milliarden Euro dafür ausgeben. Über die gesamte Laufzeit liegt das Volumen damit insgesamt bei rund 1140 Milliarden Euro. Beobachter hatten zuvor ein deutlich geringeres Wachstum erwartet. Wie überrascht sind Sie?
Ich bin nicht wirklich überrascht. Die "unkonventionelle Geldpolitik" ist das einzige Politikinstrument, welches den Regierungen geblieben ist. Und wenn sie nur einen Hammer haben, dann sieht jedes Problem irgendwann wie ein Nagel aus.

Als Begründung für ihren radikalen Schritt verweist die EZB auf Deflationsgefahren. Halten Sie diese Begründung für stichhaltig?
Die Ängste sind stichhaltig. Ob es aber mit dem Anleihenkaufprogramm gelingen wird, die Deflationsgefahr zu bannen? Das Instrument hat auch einen sehr großen Aspekt der Umverteilung von unsolide auf solide. Die unsoliden Akteure bekommen Risiken abgenommen.

Auf Seite 2: Was die EZB-Entscheidung für die Aktienmärkte bedeutet



Was bedeutet die Entscheidung für die Aktienmärkte: Wird die jüngste Rallye weiter gehen?
Ich hoffe. Die Zeichen stehen nicht schlecht, denn fundamental sind europäische Aktien billig. Wir sind hier stark gewichtet.

Wo sehen Sie den Dax nach der EZB-Entscheidung nun Ende Dezember?
Ich habe immer gesagt, dass 11.000 - 12.000 Punkte realistisch sind. Nun kann man durchaus 10 Prozent drauflegen.

Auf Seite 3: Wie tief der Euro jetzt noch fallen kann



Der Euro hat seine Talfahrt gegenüber dem Dollar heute beschleunigt. Goldman Sachs erwartet den Dollar im laufenden Jahr nun bei 90 Cent je Euro. Ist das realistisch?
Das ist gut möglich.

Aber das käme den traditionell exportstarken deutschen Unternehmen ja zugute. Sind die Pläne der EZB also indirekt ein Konjunkturprogramm für Deutschland?
Etwas. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die deutsche Wirtschaft vor allem aufgrund ihrer Wettbewerbsfähigkeit punktet und auch während des höheren Euro viel nach Asien exportiert hat.

Auf Seite 4: Was die EZB-Entscheidung für die Sparer bedeutet



Umgekehrt sind die Sparer die Gekniffenen?
Absolut. Die sind nicht nur gekniffen, die sind am Arsch.

Für Banken und Versicherer ist das ja ebenfalls keine gute Botschaft: Das Zinsniveau bleibt auf absehbare Zeit auf einem Rekordtief - und der Anlagenotstand wächst?
In der Tat! Im Deutschen Banken- und Versicherungssektor bahnt sich eine Krise an, weil viele in langfristige Anleihen gegangen sind, um wenigstens noch etwas zu verdienen.

Auf Seite 5: Was Anleger jetzt tun sollten


Was sollten Anleger jetzt also tun: Weiter Aktien kaufen und den Aktienanteil in ihren Depots erhöhen?
Unbedingt. 60 Prozent - wie beim nordischen Staatsfonds - sind das Minimum. Davon sind die meisten weit weg.