Ende März stellte US-Präsident Joe Biden sein 2,25 Billionen Dollar schweres Infrastrukturprogramm vor. Und schon bald will er die Details des "American Family Act" zur Förderung von Familien präsentieren. Die Augen vieler Investoren werden deswegen weiterhin stark auf den US-Kongress gerichtet sein. Denn die immer neuen Programme schüren die Hoffnung auf einen anhaltenden Aufschwung der US-Wirtschaft. Wobei diese ohnehin deutlich besser läuft als jene der Eurozone. Weil zudem die Impfkampagne in Übersee zügig voranschreitet, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Prognose für das Wirtschaftswachstum der USA für 2021 deutlich angehoben: Von 5,1 soll es nun um 6,4 Prozent nach oben gehen. Dagegen hat der IWF den Ausblick für die Eurozone nur leicht von 4,2 auf 4,4 Prozent nach oben angepasst, zumal etliche Länder, wie Frankreich, wegen der dritten Infektionswelle den Lockdown verschärft haben.
Die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sind zuletzt zwar deutlich gesunken, weil Investoren Sorge hatten, dass es Biden vor allem wegen der geplanten kräftigen Steuererhöhungen schwerfallen könnte, sein Infrastrukturprogramm im Kongress durchzusetzen - der Dollar gab nach der Erholung der vergangenen Monate gegenüber dem Euro daraufhin etwas nach. Allerdings gehen viele Experten davon aus, dass die Zinsen wegen des Konjunkturbooms und der deutlich steigenden Inflation in den nächsten Monaten weiter klettern sollten. "Insbesondere in den USA sind weiter steigende Anleiherenditen durchaus denkbar", sagte Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege von M & G Investments.
Ein Umfeld steigender US-Zinsen sollte den Dollar gegenüber dem Euro beflügeln, was den folgenden fünf ohnehin aussichtsreichen DAX-Unternehmen mit einem bedeutenden US-Geschäft besonders zugutekommen sollte. Zwar halten sich viele Konzerne mit ihren Angaben zu möglichen Auswirkungen der Wechselkursveränderungen zurück. Zudem produzieren die Unternehmen viel vor Ort, was die Effekte der Währungsveränderung verringert. Auch sichern die Gesellschaften einen Teil der verbliebenen Währungsrisiken per Hedging ab. Dennoch sollte ein weiter sinkender Euro den Aktienkursen des Quintetts Rückenwind geben.
Daimler mit starkem US-Lkw-Geschäft
Zu den größten Profiteuren gehört Daimler. Die Tochter Mercedes-Benz Pkw hat im vergangenen Jahr 249 000 Fahrzeuge in den USA verkauft. Damit war das Land hinter China (758 000) und Deutschland (283 000) der drittgrößte Absatzmarkt für den weltgrößten Premiumhersteller. Die US-Verkäufe machten rund zwölf Prozent des weltweiten Absatzes aus. Inklusive des großen Lkw-Geschäfts summierte sich der US-Umsatz des Konzerns auf umgerechnet 37,8 Milliarden Euro und somit ein Viertel der Konzernerlöse. Damit waren die USA mit weitem Abstand der größte Umsatzlieferant. Umso stärker sollte der Konjunkturboom in den USA Daimler zugutekommen.
Laut Geschäftsbericht sichert Daimler die Cashflow-Risiken im operativen Fahrzeuggeschäft in der Regel über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren ab, wobei die Absicherungen umso geringer werden, je weiter der Cashflow in der Zukunft liegt. Laut Bericht wies das Währungsmanagement im Automobilgeschäft am Jahresende 2020 für das Kalenderjahr 2021 eine offene Position von 44 Prozent der zugrunde liegenden geplanten Cashflows aus.
Das US-Geschäft des Wettbewerbers BMW ist deutlich kleiner. Zudem hält er sich im Geschäftsbericht mit Aussagen zum Thema Wechselkurseffekte stark zurück, weshalb man sich mit ein paar anderen Zahlen behelfen muss. So ist der US-Absatz von BMW im Jahr 2020 um 18,1 Prozent auf 307 876 Einheiten eingebrochen - 13,2 Prozent der weltweiten Konzernverkäufe. Allerdings sank der Umsatz in den Vereinigten Staaten nur um knapp zehn Prozent auf umgerechnet 17,8 Milliarden Euro - das waren 18 Prozent der Konzernerlöse des weltweit zweitgrößten Premiumherstellers, womit die USA hinter China (21,3 Milliarden Euro) zweitwichtigster Umsatzlieferant waren.
Infineon legt in den USA kräftig zu
Der Halbleiterhersteller Infineon hat sein US-Geschäft durch die Übernahme der kalifornischen Firma Cypress Semiconductor am 16. April 2020 ausgebaut. Im ersten Quartal der Berichtsperiode 2020/21, das im Dezember endete, steigerte Infineon den Umsatz um knapp 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,6 Milliarden Euro. Dabei kletterten die US-Einnahmen trotz des zwischenzeitlichen Anstiegs des Euro gegenüber dem Dollar auf umgerechnet 246 Millionen Euro - das waren neun Prozent der Konzernerlöse. "Trotz des Gegenwinds durch den schwachen US-Dollar konnten wir im ersten Quartal bei Umsatz und Ergebnis deutlich zulegen. Halbleiter werden mehr denn je gebraucht", sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. Umso mehr dürfte er sich über den jüngsten Rückenwind von der Währungsseite freuen.
Die einstige Infineon-Mutter Siemens weist auf die Währungsrisiken und -Chancen im Geschäftsbericht klar hin, zumal das Unternehmen ein Nettoexporteur aus der Eurozone in die übrige Welt ist. "Dieses Risiko resultiert vor allem aus auf US-Dollar lautenden langfristigen Verträgen, zum Beispiel im Projekt- und Standardproduktgeschäft der operativen Einheiten von Siemens", heißt es im Bericht. Im per Dezember beendeten ersten Quartal des Fiskaljahres 2020/21 machte der US-Umsatz mit umgerechnet 2,8 Milliarden Euro 17,5 Prozent der Konzernerlöse aus. Zudem steuerte das dortige Geschäft mit drei Milliarden Euro mehr als 20 Prozent der Auftragseingänge bei.
Große Pläne für das US-Geschäft hat die Deutsche Telekom. Bei ihr greift die Tochter T-Mobile US nach dem Zusammenschluss mit Sprint die Konkurrenten Verizon und AT & T gerade beim schnellen 5G-Mobilfunk an. Durch die Transaktion war der US-Umsatz im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 61,2 Milliarden Euro nach oben geschossen. Damit stieg der Anteil auf 60,6 Prozent der Konzernerlöse.
Zuletzt hat die Tochter auf einem Kapitalmarkttag angekündigt, dass sie zwischen 2023 und 2025 über Aktienrückkäufe bis zu 60 Milliarden Dollar an die Anteilseigner zurückgeben will. Gespannt warten Aktionäre auf den Kapitalmarkttag am 20. und 21. Mai. Dann präsentiert Tim Höttges die Mittelfriststrategie des Bonner Konzerns.