"Wir konzentrieren uns jetzt voll auf Kosten-, Liquiditäts- und Cashflow-Management." Da Dauer und volle Tragweite der Pandemie weiter ungewiss seien, könne man derzeit keinen Ausblick auf das zweite Quartal und für das Gesamtjahr geben. Der Konzern setzt bereits Kurzarbeit bei einigen Firmen der E-Commerce-Tochter NuCom ein und prüft dies auch für das Unterhaltungs-Geschäfts.

Die Folgen der Coronavirus-Krise machten sich bereits im ersten Quartal bemerkbar. Nach vorläufigen Zahlen stieg der Konzernumsatz binnen Jahresfrist zwar noch leicht um ein Prozent auf 926 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebitda) sank jedoch um 17 Prozent auf 157 Millionen Euro. Zu Beginn des zweiten Quartals gehe man davon aus, "dass das Geschäft in allen Segmenten durch die Krise stark beeinträchtigt wird". Im April dürften die gesamten TV-Werbeeinnahmen voraussichtlich um rund 40 Prozent zum Vorjahr einbrechen. Das Geschäft der Red Arrow Studios werde weiter durch Produktionsverschiebungen gebremst. Bei der Tochter NuCom seien auch einige Beteiligungen stärker von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens betroffen.

Um in einer möglicherweise länger andauernden Covid-19-Krise besser bei Kasse zu bleiben, will ProSieben auf die Auszahlung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2019 verzichten. "Die Gruppe ergreift diese einmalige Maßnahme, um eine zusätzliche Liquidität in Höhe von 192 Millionen Euro zu sichern." Zuvor hatte die Gesellschaft noch eine Vergütung von 0,85 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Wegen der Kehrtwende müssen die Großaktionäre Mediaset und die Investoren um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky nun auf Geld verzichten. Gleichzeitig bekräftigte Beaujean die bisherige Politik, in der Regel 50 Prozent des bereinigten Konzernjahresgewinns auszuschütten.

Zum Handelsstart legte die ProSieben-Aktie 1,5 Prozent zu. Das Streichen der Dividende sei keine Überraschung, sagte ein Händler. "Derzeit ist es am wichtigsten, die Liquidität zu erhalten." Auch der ProSieben-Rivale RTL hatte jüngst die Dividende ausgesetzt. ProSiebenSat.1 hält an seiner Hauptversammlung am 10. Juni fest, will diese aber nicht als Präsenzveranstaltung über die Bühne bringen.

rtr