Der größte Aktionär von ProSiebenSat.1 hat seinen Anteil weiter ausgebaut. Der Konzern Media For Europe des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi gab am Montag bekannt, dass er jetzt mehr als 25 Prozent der Stimmrechte kontrolliert.

Zu Berlusconis Holding, die von seinem Sohn und einem alten Vertrauten geführt wird, gehören der Mailänder Mediaset-Konzern und 56 Prozent von Mediaset España. Mit über 25 Prozent der Stimmrechte ist er auch mit Abstand größter Aktionär von ProSiebenSat.1 und will dort erklärtermaßen langfristige strategische Ziele umsetzen.

ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean steht einem europaweiten Fernsehgeschäft jedoch sehr skeptisch gegenüber. Er sieht darin keine Synergien, will sich auf das TV-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz konzentrieren und lokale Inhalte ausbauen. Zum Überschreiten der 25-Prozent-Schwelle durch den Großaktionär äußerte sich ProSiebenSat.1 zunächst nicht. Für den 5. Mai hat das Unternehmen zur Hauptversammlung geladen.

Freistaat Bayern greift ein


Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) teilte mit, jetzt starte ein bundesweites Prüfverfahren. Daran sei auch die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich beteiligt.

Vor einer Woche hat Bayern sein Mediengesetz verschärft und der BLM mehr Befugnisse zum Einschreiten gegeben, wenn sie die Informationsvielfalt bei einem privaten Sender durch einen Gesellschafter gefährdet sieht. Damit will der Freistaat eine unabhängige und pluralistische Medienlandschaft besser sichern.

ProSiebenSat.1 will Umsatz weiter steigern - 2021 mit Rekorderlös


Anfang März hatte der Münchener Medienkonzern angekündigt, am Rekordumsatz des vergangenen Jahres anknüpfen und 2022 weiter zulegen zu wollen. Allerdings rechnet Konzernchef Beaujean mit einer langsameren Wachstumsdynamik in den kommenden Jahren.

So soll der Jahreserlös 2022 im Bestfall um bis zu sechs Prozent auf rund 4,7 Milliarden Euro steigen. Das hänge aber davon ab, wie sich der Werbemarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz im laufenden Jahr entwickele. Aus eigener Kraft will ProSiebenSat.1 mittel- und langfristig dann den Erlös jährlich um vier bis fünf Prozent steigern.

Für das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) peilt das Management für 2022 im Mittel rund 840 Millionen Euro an, nach einem währungs- und portfoliobereinigten Vorjahreswert von 825 Millionen Euro. Herausgerechnet ist hierbei etwa der Verkauf des Erotikspielzeug-Shops Amorelie. Allerdings hält der Vorstand auch einen leichten Ergebnisrückgang im Vergleich zum Vorjahr für möglich. Der auf die Anteilseigner entfallende bereinigte Nettogewinn soll stabil bis leicht über dem 2021er-Niveau liegen.

Der für seine Fernsehsender bekannte Konzern schließt 2021 den eigenen Angaben zufolge mit einem Rekordumsatz von 4,5 Milliarden Euro ab, 11 Prozent mehr als das Jahr zuvor. Dabei konnte ProSiebenSat.1 im vergangenen Jahr deutlich mehr für seine Werbeblöcke einnehmen als zunächst erwartet - diese Einnahmen lagen zugleich leicht über dem Vor-Corona-Niveau.

Einschätzung zur ProSiebenSat.1-Aktie


Operativ verdiente ProSiebenSat.1 2021 mit 840 Millionen Euro knapp ein Fünftel mehr als noch im Jahr zuvor. Der bereinigte Konzernüberschuss lag mit 362 Millionen Euro um fast zwei Drittel über dem Wert von 2021.

Als Dividende will der Vorstand 80 Cent je Aktie vorschlagen. Das wäre zwar deutlich mehr als für 2020, als noch 49 Cent pro Schein ausgeschüttet wurden. Allerdings gab es in der Zeit vor der Corona-Pandemie mehr.

Die ProSiebenSat.1-Aktie hat im Zuge der Börsenturbulenzen wegen des Ukraine-Kriegs nachgegeben. Von fast 14 Euro Anfang Februar ging es bis auf zehn Euro nach unten. In der vergangenen Woche hat der Kurs dann wieder Fahrt aufgenommen. So notiert das Papier derzeit wieder bei knapp zwölf Euro.

Kaufempfehlung.

dpa-AFX/fh