Vor sechs Wochen meldete das Management bereits vorläufige Umsatz- und Ergebniszahlen. Diese wurden nun präzisiert. Dank eines starken Schlussquartals musste das Unternehmen lediglich einen leichten Umsatzrückgang auf 4,047 Milliarden Euro hinnehmen. Beim Vorsteuerergebnis (adjusted EBITDA) fiel das Minus um einiges höher aus und ermäßigte sich von 872 Millionen auf 706 Millionen Euro (-19,0 Prozent). Beim Nettogewinn (adjusted net income) musste sogar ein Einbruch von 387 Millionen auf 221 Millionen (-42,9 Prozent) hingenommen werden. Erhebliche Fortschritte konnten hingegen bei der Verschuldung erzielt werden. So hat sich die Netto-Finanzverschuldung innerhalb eines Jahres von 2,245 Milliarden auf 1,968 Milliarden Euro (-12,3 Prozent) reduziert. Nachdem im Vorjahr die Dividende ausgefallen war, soll für 2020 eine Ausschüttung von 0,49 Euro pro Aktie erfolgen, was auf Basis aktueller Marktdaten einer Dividendenrendite von 2,9 Prozent entspricht.

Für das Gesamtjahr 2021 liefert das Management folgenden Ausblick: Angestrebt wird ein Umsatzwachstum auf 4,150 Milliarden bis 4,350 Milliarden Euro sowie ein Anstieg des adjusted EBITDA auf 720 bis 780 Millionen Euro, wobei dies von der weiteren Entwicklung der Werbeerlöse in der DACH-Region in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie stark abhängig sei. Als besonders interessant kann man den Hinweis zum Thema Dollarabhängigkeit einordnen. Jeder Cent um den sich die Währungspaar Euro/Dollar ändert führt zu einer entsprechenden Umsatzveränderung in Höhe von sieben Millionen Euro.

Rainer Beaujean, Vorstandssprecher & Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE stellte eine klare Ergebnisorientierung in Aussicht, wobei eine Eigenkapitalrendite von über 15 Prozent das vorgegebene Ziel sei. Weiter sagte er: "Während wir die ParshipMeet Group nun fit für ihren Börsengang machen, wollen wir im Bereich Commerce & Ventures zeigen, wie wir mit der Kraft von Werbung Digital-Unternehmen über Minderheits- und Mehrheitsinvestitionen zu führenden Consumer-Marken aufbauen können." An der Börse vermochte die Fantasie auf einen Börsengang dieser Unternehmenssparte bislang aber noch nicht zu begeistern.

Analysten uneins über Perspektiven


Am Montag und Dienstag haben zwei Analysehäuser ihre Kaufempfehlung für die Aktie von ProsSiebenSat.1 bekräftigt und zugleich ihre Kursziele nach oben revidiert. Die Deutsche Bank hob ihr bisheriges Kursziel von 14 auf 22 Euro an, während die DZ Bank ihr Ziel von 18,50 auf 21,50 Euro revidiert hat. Unter den Analysten sind die Optimisten leicht in der Überzahl. Sechs Analysten stufen den Titel als Kauf (Buy) ein, während zwei die Aktie lediglich als Halteposition (Hold) betrachten. Immerhin drei Analyst raten zum Verkauf (Sell). Die ausgesprochenen Kursziele bewegen sich in einer weiten Range und reichen von 7,50 Euro (Morgan Stanley) bis 22,50 Euro (JPMorgan Chase und Kepler Cheuvreux). Der durchschnittliche Mittelwert liegt bei fast 14 Euro.

Aus charttechnischer Sicht lief es bei der Aktie von ProSiebenSat.1 bis gestern ausgesprochen rund, schließlich hat sich der MDAX-Wert in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdreifacht. Wichtig zu wissen: Zum Höhepunkt der Corona-Krise hat sich die Aktie innerhalb weniger Wochen in der Spitze mehr als halbiert. Einen starken Impuls nach oben lieferte die Aktie im Herbst vergangenen Jahres, als die langfristige 200-Tage-Linie zurückerobert wurde und ein Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal erfolgte. Chartinduzierte Käufe haben den Medienwert in deutlich höhere Kursregionen getrieben und die 200-Tage-Linie nach oben drehen lassen. Unter charttechnischen Aspekten war damit das Trendwechselsignal perfekt.

Die nächste markante Widerstandszone verläuft nun im Bereich von 22 Euro. Angesichts der jüngsten Kursrally und des daraus resultierenden Korrekturpotenzials dürfte sich dies allerdings als relativ schwieriges Unterfangen erweisen. Zur Vorsicht man derzeit allerdings der Timingindikator Relative-Stärke-Index. Dieser generierte mit dem Unterschreiten der Marke von 70 Prozent ein klares Verkaufssignal. Andere Timingindikatoren bewegen sich derzeit eher im positiven Bereich, schließlich schlägt das auf der Website Tradingview angezeigte Pendel noch in Richtung "Kaufen" aus. Von insgesamt 26 analysierten Indikatoren raten neun zum "Kaufen", während zehnmal "Neutral" und siebenmal "Verkaufen" angezeigt wird.