Der frühere Chef des Staubsaugerherstellers Dyson hatte im Juni das Ruder übernommen, nachdem sich der Kurs der ProSiebenSat.1-Aktie unter seinem Vorgänger Thomas Ebeling binnen zwei Jahren halbiert hatte. Die Aktie legte am Donnerstag rund zwei Prozent zu.
Angesichts der Marktanteile von ProSiebenSat.1 sieht Conze für den Konzern großes Wachstumspotenzial. ProSiebenSat.1 habe am deutschen Werbemarkt bisher einen Anteil von zehn Prozent und an den Märkten für Unterhaltungsangebote und Online-Handel jeweils weniger als ein Prozent. "Das ist ein großer Sandkasten, in dem wir spielen können", sagte Conze. Genauere Pläne wolle er bei einer Investorenveranstaltung im November bekanntgeben.
Der 48-Jährige bekannte sich wie sein Vorgänger Ebeling zur Verbindung der drei Sparten Fernsehen und Video, TV-Produktion und Internetportalen wie der Kontaktbörse Parship, dem Preisvergleichsanbieter Verivox und dem Kosmetikversand Flaconi. "Ich möchte sagen, dass ich von der Drei-Säulen-Strategie überzeugt bin." Während Kritiker den Konzern als zu unübersichtlich ansehen, spricht das Management von Synergieeffekten, weil sich die Sparten gegenseitig Geschäfte zuschanzen könnten.
Zu seinem wichtigsten Vorhaben hat Conze eine Online-Videoplattform für die deutsche Fernsehbranche erklärt. ProSiebenSat.1 hat seine deutschen Konkurrenten im Juni zur Zusammenarbeit aufgerufen, um den übermächtigen US-Konkurrenten Netflix, Amazon und Youtube die Stirn zu bieten, die den TV-Sendern Zuschauer abspenstig machen. "Wir führen aktive Gespräche mit Partnern und sehen gutes Interesse", sagte Conze nun, ohne konkreter zu werden.
Während der auch in Deutschland aktive US-Sender Discovery und die kleineren TV-Anbieter Axel Springer (Welt, N24 Doku) und Constantin Medien (Sport1) bereits im Boot sind, haben sich große Ketten wie RTL und ARD bisher zurückhaltend geäußert. Das Bundeskartellamt hat gegen die bisher vereinbarte Kooperation nichts einzuwenden, will aber bei der Aufnahme weiterer Partner erneut mitreden.
Der Quartalsgewinn ging weniger stark zurück als von Branchenexperten erwartet. Weil die Programmkosten wie angekündigt stiegen, sank das Betriebsergebnis um vier Prozent auf 259 Millionen Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Rückgang um fünf Prozent gerechnet. Conze bekräftigte, er rechne mit einer Aufholjagd gegen Jahresende. Er bekräftigte sein Ziel, dass der Umsatz 2018 in einer Größenordnung von bis zu fünf Prozent steigen und die operative Umsatzrendite bei rund 25 Prozent liegen werde.
rtr