Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat die vorläufigen Zahlen für das vergangene Quartal heute bestätigt. Das Unternehmen leidet unter der sich abzeichnenden Rezession sowie der Zurückhaltung von Werbekunden. Finanzvorstand Ralf Gierig äußerte sich auch zu Sky Deutschland und der Beteiligung des italienischen Medien-Konzerns MFE. Die ProSieben-Aktie gibt am Dienstag nach. Aber...
Allein im wichtigen vierten Quartal fehlen dem Medien-Konzern im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich 130 Millionen Euro an Werbeerlösen. Das wäre ein Minus von 17 Prozent. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet der Konzern mit rund 160 Millionen Euro oder sieben Prozent weniger an Werbeumsätzen. "Das Marktumfeld hat sich im Jahresverlauf durch Inflation, Energiepreiskrise und Konsumzurückhaltung immer weiter eingetrübt", sagte Finanzvorstand Ralf Gierig.
Für dieses Jahr erwartet der Konzern nur noch 4,15 (bisher 4,3 bis 4,45) Milliarden Euro Umsatz und einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) von rund 650 (bisher 755 bis 805) Millionen Euro. Das wäre ein Umsatzminus um acht Prozent und ein Gewinneinbruch um fast ein Viertel zu 2021.
Schulden gesenkt
Immerhin hat der Fernsehkonzern seine Verschuldung gesenkt. Die Netto-Finanzverschuldung belief sich zum 30. September auf 1,74 Milliarden Euro, nach 2,11 Milliarden Euro vor Jahresfrist, wie die Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 am Dienstag erklärte. Der Verschuldungsgrad verringerte sich zum Ende des dritten Quartals damit auf 2,2 im Vergleich zu 2,5 vor einem Jahr.
Der Fernsehkonzern äußerte sich auch zu einer möglichen Übernahme des Bezahlsenders Sky vom US-Kabelnetz- und Medienriesen Comcast. "Wir sind kein Käufer von Sky Deutschland", sagte ProSiebenSat.1-Finanzvorstand Ralf Gierig der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind fokussiert auf lineares Free-TV und unseren digitalen Footprint." Sky hingegen sei im Bezahlbereich unterwegs – "und das ist ja historisch auch ein schwieriges Geschäft in Deutschland".
Mit Berlusconi-Konzern im Dialog
Zum italienischen ProSieben-Großaktionär MFE MediaForEurope äußerte sich Gierig zurückhaltend. Die jüngsten Veränderungen der Beteiligung von MFE bewerte man neutral. "Für uns hat sich nicht viel geändert. Wir sind generell offen für Dialog mit allen unseren Aktionären und ausdrücklich auch mit MFE." Die von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte MFE (ehemals Mediaset) hatte jüngst ihre Machtposition bei ProSieben auf 29 Prozent ausgebaut.
Die Aktien von ProSiebenSat.1 geben am Dienstag nach den endgültigen Quartalszahlen und Bestätigung der jüngst gesenkten Jahresprognose nach. Sie rutschten kurz nach dem Börsenauftakt um gut sechs Prozent ab, reduzierten das Minus zuletzt aber auf etwa zweieinhalb Prozent auf 8,42 Euro.
Überraschungen habe es kaum mehr gegeben, konstatierte Analystin Lisa Yang von Goldman Sachs und blieb bei ihrer Verkaufsempfehlung für die Titel des Medienkonzerns. Ohne neue positive Nachrichten strichen die Anleger nach der Kurserholung von einem Drittel seit Ende Oktober nun Gewinne ein. Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für ProSiebenSat.1 indes auf "Buy" mit einem Kursziel von 8,80 Euro belassen.
Einschätzung zur ProSiebenSat.1-Aktie
Die technische Situation der ProSieben-Aktie hat sich in den vergangenen Wochen verbessert. Anfang November hatte BÖRSE ONLINE hier in einem Artikel geschrieben, dass es für die Aktie des MDax-Werts charttechnisch wieder besser aussähe, wenn die 50-Tage-Linie überwunden wird. Das geschah bereits kurze Zeit später. Auch das Anfang Oktober ausgegebene Kursziel von 8,00 Euro wurde mittlerweile überwunden. BÖRSE ONLINE zieht das Kursziel nun auf 9,40 Euro hoch. Dort verläuft die 200-Tage-Linien. Engagierte Anleger sollten indes bei 6,37 Euro unverändert eine Stopp-Order platzieren.
(Mit Material von rtr und dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.