Die von der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset hat ihren Anteil an ProSiebenSAT1 von bisher 9,6 Prozent auf 15,1 Prozent aufgestockt. Das Mediaset-Paket summiert sich auf einen Wert von fast 500 Millionen Euro.
Eine Übernahme ist aber nicht geplant. Vielmehr denkt Mediaset-Finanzvorstand Marco Giordani über eine Art Fusion nach. Die Italiener verfolgen eine paneuropäische Strategie, um der Konkurrenz Netflix und Amazon Paroli zu bieten. ProSiebenSAT1 soll Teil dieser europäischen Senderfamilie werden und in die neue Medienholding Media for Europe (MfE) eingebracht werden.
Max Conze, Vorstandschef des deutschen Medienkonzerns, hält von diesen Plänen wenig. ProSiebenSAT1 verfolgt seine eigene Strategie, den Ausbau der Internetaktivitäten. Der neue Streamingdienste Joyn startet im Winter mit der Premium-Version. Die NuCom-Tochter, die Online-Portale wie Verivox, Parship oder Flaconi bündelt, wächst rasant und soll im laufenden Jahr die Milliardengrenze beim Umsatz knacken. Bis 2023 soll sich der Umsatz verdoppelt haben. Inzwischen kommen 56 Prozent des Umsatzes aus dem Nicht-TV-Werbegeschäft. Im dritten Quartal hat dieser Bereich um 13 Prozent zugelegt.
Mediaset ist nicht der einzige Großaktionär bei den Münchnern. Der US-Investor Capital Group hat kürzlich die Meldeschwelle von zehn Prozent überschritten. Gerade hat die Schweizer Investmentbank Credit Suisse sich über Derivate den Zugriff auf mehr als 15 Prozent der Aktien gesichert. Dahinter könnten Großanleger, vielleicht aber auch der französische Medienkonzern Vivendi stehen. Ende Oktober stieg das tschechische Investorenduo Daniel Kretinsky und Patrik Tkac mit vier Prozent bei der Sendergruppe ein. Ihre Czech Media Invest ist an mehreren Medienfirmen beteiligt. Der Bereich soll ausgebaut werden. Die Tschechen sind wegen ihrer Beteiligung an Metro hierzulande bekannt geworden.
Das Interesse der Investoren ist hoch. Der Einstiegszeitpunkt günstig. ProSiebenSAT1 hat seit 2016 mehr als 70 Prozent seines Marktwertes eingebüßt. Der gesamte Medienkonzern wird bei einem Umsatz von über vier Milliarden Euro aktuell mit 2,9 Milliarden Euro bewertet. Alleine NuCom wird auf bis zu drei Milliarden Euro taxiert, das Fernseh- und Streaming-Geschäft gibt es praktisch obendrauf.
Die günstige Bewertung und die hohe Dividendenrendite sprechen für einen Einstieg. Das Kursziel liegt bei 16,00 Euro. Der Stopp-Kurs bei 9,45 Euro.