ProSiebenSat.1 plant nach der Absage an eine Fusion mit Axel Springer auch keine anderen Milliardendeals. Vorstandschef Thomas Ebeling dämpfte am Donnerstag Erwartungen, der Fernsehkonzern könne sein Portfolio an eher kleineren Internetfirmen mit einer Übernahme von Deutschlands größtem Häuser- und Wohnungsportal ImmobilienScout24 erweitern. "Es sind im Moment keine umwälzenden Zukäufe oder Zusammenschlüsse ins Auge gefasst", sagte Ebeling bei der Präsentation der Quartalszahlen.

Finanzchef Gunnar Wiedenfels bekräftigte, der Konzern wolle wie bisher lediglich bis zu 500 Millionen Euro für Zukäufe ausgeben. Die Scout24-Gruppe, zu der auch Autoscout24 und Financescout24 gehören, war zuletzt aber mit bis zu 2,5 Milliarden Euro bewertet worden. Für Online-Unternehmen zahlt ProSiebenSat.1 meist nur zweistellige Millionenbeträge und päppelt sie dann mit vergünstigten TV-Werbespots, so dass sie einem Millionenpublikum bekanntwerden. Auf die Frage nach Scout24 antwortete Ebeling, Übernahmeziele müssten von einer Unterstützung durch Fernsehwerbung profitieren oder zu den vorhandenen Internetunternehmen des Konzerns passen.

Bisher konzentriert sich ProSiebenSat.1 auf Online-Portale zu den Themen Reise (weg.de), Preisvergleiche (Verivox) sowie Kosmetik. Die Scout-Gruppe ist dagegen auf Rubrikenanzeigen spezialisiert und bereits weithin bekannter Marktführer für Immobilien-Annoncen. In Finanzkreisen hatte es zuletzt geheißen, ProSiebenSat.1 sondiere eine Übernahme der Gruppe. Scout24 wolle zudem seine Pläne für einen Börsengang wieder aufnehmen.

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KEINE FUSION MIT AXEL SPRINGER



Axel Springer und ProSiebenSat.1 hatten am Mittwoch eine gemeinsame Förderung von Startups in der Digitalbranche verkündet und zugleich einem Zusammenschluss eine Absage erteilt. "Es gibt keine Fusion. Es gab keine Gespräche. Und aus dieser Perspektive gibt es nichts fortzusetzen", stellte Ebeling nun klar. "Aber ich hoffe, dass wir anspruchsvolle, anregende Gespräche darüber fortsetzen, wie wir gemeinsam das Digitalgeschäft vorantreiben." Angesichts der Vormacht von US-Konzernen wie Google oder Netflix haben sich deutsche Medienkonzerne wiederholt für eine Stärkung europäischer Anbieter eingesetzt.

Im ersten Halbjahr florierten die Geschäfte des Fernsehkonzerns und steigerten Ebelings Zuversicht für die operative Entwicklung. Nach einem Umsatzplus von zwölf Prozent in den ersten sechs Monaten plant er im Gesamtjahr ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich. Das ist das obere Ende der bisher veranschlagten Spanne. Im zweiten Quartal lief das Geschäft erneut besser, als Experten erwartet hatten. Der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 773 Millionen Euro und der Überschuss um 32 Prozent auf 118 Millionen Euro.

Reuters