Auch Mediaset habe mit der Aufstellung seiner neuen Dachgesellschaft Media For Europe (MFE) genug zu tun. Damit seien beide Konzerne wohl "für den Rest des Jahres beschäftigt", sagte Conze. Er fügte aber hinzu: "Dann können wir in der Zukunft schauen, ob dort irgendwo mehr Dinge sinnhaft für beide Seiten sind oder nicht."

Mediaset war im Mai mit 9,6 Prozent überraschend bei ProSiebenSat.1 eingestiegen und will die Zusammenarbeit vertiefen.. Der von der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte Konzern buhlt um eine Beteiligung von ProSiebenSat.1 oder auch vom französischen Sender TF1 an der Mediaset-Dachgesellschaft MFE. Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi hatte jüngst betont: "Wir reden, aber es gibt keine Verhandlungen." Conze bekräftige, man habe schon seit Jahren eine "sehr gute und konstruktive Beziehung" mit den Italienern.

Größte Priorität für ProSiebenSat.1 hat es derzeit, den Sender breiter aufzustellen und damit die Abhängigkeit vom schwächelnden TV-Werbemarkt zu reduzieren. Wichtiger Baustein dabei ist der Start der Videoplattform Joyn im Juni. Der Hoffnungsträger soll Livestreams von über 50 TV-Sendern bündeln und eigene Serien, Shows und exklusive Inhalte bieten, um die Abwanderung junger Zuschauer zu den Videodiensten von Netflix und Amazon zu bremsen. Zunächst ködert ProSiebenSat.1 mit einem werbefinanzierten Gratis-Angebot, gegen Jahresende gibt es ein kostenpflichtiges Premium-Abo-Modell.

Inzwischen hat Joyn schon über 3,8 Millionen monatliche Nutzer und damit viermal so viel wie der Vorgänger 7TV. Sollte es weiter gut laufen, könnte man Joyn auch international aufstellen, signalisierte der Konzernchef im Gespräch mit Reuters. Man habe "schon auch im Hintergrund Gespräche und Überlegungen, was das europäische Skalierungspotenzial" betreffe.

"Über Grenzen hinauszudenken" spiele auch eine Rolle bei Werbetechnologien wie der Buchungsplattform d-force, sagte Conze. Damit sollen Werbekunden ihre Zielgruppen punktgenauer erreichen. Das Kartellamt gab grünes Licht für die gemeinsame Firma von ProSiebenSat.1 und RTL Deutschland.

Wegen Investitionen im Zuge des Umbaus und geringerer Werbeeinnahmen verbuchte ProSiebenSat.1 im zweiten Quartal wie angekündigt weniger Gewinn. Das bereinigte Ergebnis (Ebitda) sank binnen Jahresfrist um 18 Prozent auf 213 Millionen Euro. Zugleich stieg der Konzernumsatz um vier Prozent auf 947 Millionen Euro. Trotz des schwächer als erwarteten TV-Werbemarktes hält ProSiebenSat.1 an den Geschäftszielen für 2019 fest. Die Aktie lag am Nachmittag rund 1,3 Prozent im Plus.

rtr