Die Werbeeinnahmen im dritten Quartal entwickelten sich unter den bisherigen Erwartungen, hatte ProSieben am Montagabend mitgeteilt. Das Management begrub daraufhin für den deutschen TV-Werbemarkt die Hoffnung auf ein kleines Plus im laufenden Jahr und prognostiziert nun eine Stagnation auf Vorjahresniveau.

Analystin Lisa Yang von Goldman Sachs strich daraufhin ihre Empfehlung für die Aktie. Kollegin Sonia Rabussier von der Commerzbank sieht "kein Licht am Ende des Tunnels" und setzte ihre Bewertung der Aktie zunächst aus. Es sei nun schon die dritte Warnung von ProSiebenSat.1 hintereinander, merkte sie an.

SCHON LÄNGER PROBLEME



Die Angst vor einem schwachen Werbegeschäft lastet schon länger auf der Branche. Dabei wird der Rückgang bei den TV-Umsätzen oftmals mit saisonalen Effekten erklärt. Nun verdichten sich die Hinweise, dass die Probleme struktureller Natur sind. So sieht DZ-Bank-Analyst Harald Heider den Grund des schwachen TV-Werbegeschäfts in der Abwanderung vieler Werbetreibender in die Onlinemedien. Die negativen Auswirkungen begännen sich nun zu zeigen.

GOLDMAN SENKT PROSIEBENSAT.1 AUF 'NEUTRAL'

De US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktie des Medienkonzerns von "Buy" auf "Neutral" abgestuft und das Kursziel von 41,10 auf 35,50 Euro gesenkt. Grund dafür sei der trübere Ausblick für die Werbeumsätze im dritten Quartal, schrieb Analystin Lisa Yang in einer Studie vom Dienstag. Die Warnung vor einem schwächeren TV-Werbegeschäft sei eine "große negative Überraschung".

"Das ist die dritte Senkung des Ausblicks im Werbegeschäft in diesem Jahr", erklärte Analystin Laurie Davison von der Deutschen Bank. Zudem komme die Aussage nur drei Wochen nach der Vorlage des Halbjahresberichts.

PROSIEBEN LIEGT AM DAX-ENDE



Das allgemeine Raunen rund um die TV-Werbebranche setzte in den vergangenen Monaten nicht nur die ProSiebenSat.1-Papiere unter Druck. Nach einer Umsatzwarnung des britischen Werbekonzerns WPP hatten auch die Papiere von RTL und des Außenwerbe-Spezialisten Ströer bereits gelitten.

Die Papiere von ProSiebenSat.1 sind der schlechteste Wert des Jahres im deutschen Leitindex Dax mit einem Verlust von 22 Prozent - bei einem insgesamt mit 4 Prozent im Plus liegenden Markt. RTL-Aktien verloren seit Jahresanfang 13 Prozent und sind damit der sechstschlechteste Wert im MDax, dem Index der mittelgroßen deutschen Konzerne. Dieser hat im bisherigen Jahresverlauf um fast 10 Prozent zugelegt.

PROSIEBENSAT1 PRÜFT NEUORDNUNG UND KÖNNTE PARTNER HOLEN



Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 erwägt, Unternehmensbereiche zusammenzulegen und externe Partner an Bord zu holen. Kern der Überlegungen sei die Schaffung einer Unterhaltungssparte, teilte der Dax-Konzern am Montag nach Börsenschluss mit. Demnach wird geprüft, die Sendergruppe mit den Flaggschiffen SAT.1 und ProSieben mit dem Bereich Digital Entertainment zusammenzufassen. Zu dieser Sparte gehört etwa die Onlinevideothek Maxdome. Ziel sei, mittelfristig Geld zu sparen.

Zudem will ProSiebenSat.1 in dem Bereichen Content Production und Commerce schneller wachsen. Dafür könnte sich der Konzern nach eigenen Angaben Investoren an Bord holen und auch über Zusammenschlüsse sprechen. "Die Überprüfung beinhaltet auch die Möglichkeit für potenzielle künftige Börsennotierungen", erklärte das Unternehmen. Details sollen am 9. November vorgestellt werden.

Der Bereich Content Production ist etwa für die Vermarktung von Fernsehsendungen zuständig. So kümmert sich die Tochter Red Arrow um den weltweiten Vertrieb der US-Krimiserie "Bosch", die vom Onlinehändler Amazon.com in Auftrag gegeben wurde. Der Bereich Commerce umfasst verschiedene Internetdienste- und händler, darunter das Vergleichsportal Verivox, den Erotikartikel-versand Amorelie oder den Onlineoptiker Brille 24.

dpa-AFX/rtr