Netflix, Amazon und Sky - der Konkurrenzkampf um die Zuschauer nimmt stetig zu. Während sich die Streaming-Angebote prächtig entwickeln und stetig steigende Nutzerzahlen aufweisen, steht das werbefinanzierte Fernsehgeschäft unter Druck. Deutlich lässt sich dies am Kursverlauf der Aktie von ProSiebenSat.1 ablesen: Ende 2015 mussten Anleger knapp 50 Euro bezahlen, inzwischen steht der Kurs 70 Prozent tiefer bei 15 Euro. Deutlicher könnte der Pessimismus nicht ausfallen. Genau darin lauern aber auch große Chancen.

Bei ProSiebenSat1 steuert das Management bereits gegen. Um die Abhängigkeit vom klassischen Fernsehgeschäft mit den wichtigen Werbeerlösen zu verringern, treibt der Medienkonzern den digitalen Bereich voran. Natürlich verursacht der Konzernumbau zunächst Kosten und belastet die Rendite.

Selbst Dividendenjäger dürften die Aktie künftig nicht mehr auf dem Radar haben: Anstatt wie bisher 80 bis 90 Prozent des bereinigten Konzernüberschusses an die Anteilseigner zu überweisen, sollen künftig nur noch 50 Prozent verteilt werden. Die Pläne des seit Juni amtierenden Konzernchefs Max Conze dürften nicht nur Dividendenfonds zum Ausstieg bewogen haben. Inzwischen haben aber wahrscheinlich auch alle verkauft, die aussteigen wollten.

Angriff im digitalen Bereich



Wichtig ist der Blick in die Zukunft. Um im digitalen Segment an Schlagkraft zu gewinnen, werden rund 120 Mio. Euro investiert. Läuft es planmäßig, soll Mitte des Jahres die neue Streaming-Plattform stehen. Mittelfristig auf Sicht von fünf Jahren wird ein Umsatz von sechs Mrd. Euro avisiert. Dabei soll der Anteil der Umsätze aus dem Digitalgeschäft von 30 auf 50 Prozent steigen.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Perspektiven der Online-Plattformen: Im Tochterunternehmen Nucom Group sind zehn digitale Jungunternehmen und Start-ups gebündelt, mit der die gesamte Palette von Vergleichsportalen über Erotikversand bis hin zu Singlebörsen bedient wird. Im Frühjahr ist bereits Investor General Atlantic eingestiegen, für 300 Mio. Euro sicherte sich der US-Investor 25,1 Prozent der Anteile. Der Bereich wird somit mit 1,8 Mrd. Euro bewertet. Inzwischen arbeiten neun der zehn Nucom-Firmen profitabel. Um die Bekanntheit weiter zu steigern, spielt natürlich die Senderkette von ProSiebenSat.1 eine Schlüsselrolle.

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Während der Aktienkurs des Medienkonzerns zuletzt kräftig in den Keller rauschte, sehen die Kernkennzahlen durchaus ordentlich aus. Die Umsatzrendite vor Abschreibungen, Steuern und Zinsen liegt bei hohen 26 Prozent, seit 2013 erreicht die Gesamtkapitalrendite zwischen sieben bis neun Prozent. Nur die Verschuldung könnte sich als Problem erweisen, wenn sich die Wirtschaft abkühlt und das werbefinanzierte Fernsehen unter Druck kommt. Mit einem 2019er-KGV von 7,4 sind die negativen Szenarien aber bereits gut eingepreist.

Ähnliche Signale sendet die Markttechnik. Seit Mitte Oktober hat sich die Abwärtsdynamik verschärft, die Aktie stand zuletzt mit minus 36 Prozent so weit unter ihrer 200-Tage-Linie wie seit August 2011 nicht mehr. Schwierig ist allerdings die Suche nach guten Absicherungen, der Kurs notiert auf dem tiefsten Niveau seit sieben Jahren. Unterstützungen von damals spielen heute kaum noch eine Rolle.



Auf dem Kapitalmarkttag Mitte November gab Konzernchef Max Conze eine vielversprechende Ansage: "Es wird keine bösen Überraschungen mehr geben". Seitdem hat sich das Konjunkturumfeld in Deutschland und Europa verschlechtert, Sorgen vor einer Rezession bestimmen den Handel. Nach der Talfahrt sollten diese Befürchtungen zum Großteil eingepreist sein. Dreht wieder die Stimmung in der Wirtschaft und damit an den Märkten auf Optimismus, bietet der MDAX-Wert viel Aufholpotenzial. Doch das Risiko bleibt groß, der Konzernumbau kostet zunächst viel Geld. Ob die digitalen Angebote dann auch tatsächlich wie erhofft beim Kunden auf ähnliche Begeisterung stoßen wie die anderen Streaming-Angebote, ist vollkommen offen.

Die Aktie eignet sich daher nur für risikobereite Anleger, die mit einer ersten Position dabei sein wollen. Ein mögliches erstes Ziel liegt bei 18,40 Euro, auf der Unterseite sollte das jüngste Tief bei knapp 14 Euro nicht mehr unterboten werden. Alle anderen Anleger nehmen den Wert vorerst nur auf die Beobachtungsliste.