"Wenn es uns in drei Jahren nicht gelungen ist, den Aktienkurs klar zu steigern, dann stehe ich Ihnen natürlich Rede und Antwort", sagte der 48-Jährige, der den Chefposten am 1. Juni übernimmt. "Bewerten sie uns bitte nicht nur von Quartal zu Quartal", fügte der Nachfolger des im Februar vorzeitig abgetretenen Vorstandsvorsitzenden Thomas Ebeling hinzu.
Interimschef Conrad Albert verwies auf der Versammlung auf weitere Hürden, die außer der Kursentwicklung einem Wiedereinzug in die erste Börsenliga entgegenstünden: Mit der separaten Börsennotierung mehrerer großer Ableger von bestehenden Dax-Unternehmen werde es im Leitindex eng. Albert nannte als Beispiele die Siemens-Medizintechniksparte Healthineers und die frühere Bayer-Kunststofftocher Covestro, die andere Firmen aus dem Dax verdrängten. ProSiebenSat.1 werde aber alles tun, die Aktie "wieder auf ein starkes Niveau" zu führen, sagte Albert, der künftig als Vizechef an Bord bleibt.
Ebeling, der dem Konzern in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Aufstieg beschert hatte, war nach verfehlten Geschäftsprognosen und weiteren Pannen gegangen. Nachdem die Aktie binnen Jahresfrist ein Viertel an Wert verloren hatte, fiel ProSiebenSat.1 im März aus dem Dax. Einen weiteren Schlag erhielt die Aktie, als ein Investor, der nach eigenen Angaben selbst auf einen fallenden Kurs wettete, scharfe Kritik an Geschäftsmodell und Bilanzierung des Konzerns äußerte. Albert wies die Vorwürfe am Mittwoch erneut zurück. Die Staatsanwaltschaft sieht ProSiebenSat.1 als Opfer und geht dem Verdacht der Marktmanipulation nach.
Mehrere Aktionäre äußerten sich enttäuscht über die Kursentwicklung. Dass der Vorstand die Dividende um drei Cent auf 1,93 Euro je Aktie erhöht habe, sei ein schwacher Trost, kritisierte die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Daniela Bergdolt. ProSiebenSat.1 hätte sich früher von Ebeling trennen sollen. "Er war wie ein Komet, anfangs strahlend, aber dann verglühte er rückstandslos", sagte Bergdolt. Während die Aktionäre den Vorstand wie im vergangenen Jahr mit mehr als 98 Prozent der Stimmen entlasteten, erhielten Aufsichtsratschef Werner Brandt und seine Kollegen einen Dämpfer: Die Zustimmung sank auf 91 Prozent von 96 Prozent im Vorjahr.
Conze, der früher den Staubsaugerhersteller Dyson leitete und beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble arbeitete, bekannte sich zu Ebelings Konzernstrategie. Er wolle Kreativität fördern und Leidenschaft vorleben, sagte der 48-Jährige. "Dabei muss man nicht immer das Rad neu erfinden. Das Potenzial unseres Geschäftsmodells ist nach wie vor enorm." ProSiebenSat.1 hatte im vergangenen Jahr eine Neuordnung in die Sparten Unterhaltung, Produktion und Internetportale beschlossen. Sie sollen sich gegenseitig Geschäfte zuschanzen.
rtr