ProSiebenSat.1 empfiehlt sich mit deutlichem Wachstum in allen Geschäftsbereichen für einen Aufstieg in den Leitindex Dax. Vor allem boomende Online-Aktivitäten wie das Videoportal Maxdome und die Reisebuchungsseite weg.de trieben die Konzernerlöse im vergangenen Jahr überraschend stark um gut zehn Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. "Wir haben erneut einen Umsatz- und Ergebnisrekord aufgestellt", erklärte Vorstandschef Thomas Ebeling am Donnerstag. Der Betriebsgewinn kletterte um sieben Prozent auf 847 Millionen Euro. Dazu trugen auch das Kerngeschäft der TV-Sender sowie Produktionen für fremde Anbieter wie Amazon bei.

Die Aktie, deren Kurs allein seit Jahresbeginn ein Viertel zugelegt hat, war am Donnerstag mit einem Plus von 3,6 Prozent unter den größten Gewinnern im Nebenwerteindex MDax. Damit hat ProSiebenSat.1 beim Börsenwert der frei gehandelten Aktien bereits einige Dax-Unternehmen hinter sich gelassen. Beim Handelsvolumen - dem zweiten wichtigen Kriterium für einen Aufstieg - haben die Titel des TV-Konzerns allerdings noch Nachholbedarf. So dürften sie bei der nächsten Index-Überprüfung in der kommenden Woche in der Warteschleife verharren.

Mit Zusatzgeschäften wie Internethandel und kostenpflichtigen Video- und TV-Angeboten verringerte ProSiebenSat.1 seine Abhängigkeit von Werbeeinnahmen weiter. Die Reklamespots spülen aber noch immer das meiste Geld in die Kasse - sie stehen für zwei Drittel der Konzernerlöse. Der Fernsehwerbemarkt sei im vergangenen um rund drei Prozent gewachsen und werde im laufenden Jahr um zwei bis drei Prozent zulegen, sagte Ebeling. Ein solches Plus wolle ProSiebenSat.1 im Wettbewerb mit der RTL-Gruppe mindestens erreichen.

Eine neue Partnerschaft mit Deutschlands zweitgrößtem Kabelnetzbetreiber Unitymedia KabelBW soll ProSiebenSat.1 eine neue Einnahmequelle erschließen: Das kostenpflichtige Videoportal Maxdome wird ab März den sieben Millionen Kunden des Kabelkonzerns angepriesen. Der ProSiebenSat.1 kontert damit die zunehmende Konkurrenz durch die Videoportale von Netflix und Amazon. Bisher kassiert der TV-Konzern bei seinen Zuschauern vor allem, wenn diese sich für die hochauflösende Variante (HD) der sonst frei empfangbaren Programme entscheiden.

Im Internethandel, der sich bei ProSiebenSat.1 bisher stark auf Reiseportale stützt, werde der Handel mit Schmuck und Körperpflegeartikeln ausgebaut, kündigte Ebeling an. Er suche nach weitere Firmenbeteiligungen und Partnerschaften. "Für Übernahmen könnten wir bis zu 500 Millionen Euro ausgeben", erklärte der Vorstandschef. Er setze allerdings nur ungern alles auf eine Karte: "Lieber als eine größere Übernahme wären mir mehrere kleine."

Für Videoangebote, Online-Spiele und Shopping-Plattformen gibt das Unternehmen oft nur einen zweistelligen Millionenbetrag aus und päppelt sie dann mit vergünstigten TV-Werbespots, so dass sie rasch einem Millionenpublikum bekanntwerden. Nicht äußern wollte sich Ebeling zu Spekulationen über einen Kauf des Reiseanbieters Unister Travel, dessen Portale wie ab-in-den-urlaub.de in Ebelings Portfolio passen könnten, oder einen Einstieg beim Verbraucherportal Verivox. Viele Verkäufer hätten überzogene Preisvorstellungen, sagte Ebeling lediglich.

Der Entwicklung 2014 und der Auftakt des neuen Jahres stimmen Ebeling zuversichtlich. "Die ProSiebenSat.1 Group ist in allen Segmenten gut in das erste Quartal 2015 gestartet und profitiert weiterhin von einem positiven Konjunkturumfeld", teilte das Unternehmen mit. Auf dem Weg, den Umsatz bis 2018 auf 3,36 Milliarden Euro zu steigern, sei ProSiebenSat.1 bereits weiter vorangekommen als geplant.

Reuters

Auf Seite 2: Wie die Aussichten für die Aktie sind

Einschätzung der Redaktion

Das Umsatzziel für 2015 bereits ein Jahr früher erreicht, dafür den Gewinn nicht so stark wie von Analysten erwartet gesteigert - unter dem Strich können sich die Zahlen, die der Medienkonzern ProSiebenSat.1 am Donnerstag vorgelegt hat, sehen lassen. Die dynamische Entwicklung im vierten Quartal dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Das MDAX-Unternehmen hat beste Aussichten, in diesem Jahr als erster Medienkonzern in den DAX aufzusteigen - was der Aktie zusätzliches Interesse institutioneller Investoren bringt. Allerdings ist das Unternehmen auf dem jetzigen Niveau schon hoch bewertet. Für ein Investment spricht allerdings die hohe Dividendenrendite von rund fünf Prozent.

Kaufen. Kursziel: 49,00 Euro, Stopp: 36,00 Euro.

Wolfgang Ehrensberger