ProSiebenSat.1-Aktie: Researchhaus wirft Unternehmen aufgeblähte Umsätze vor - TV-Sender wehrt sich
· Börse Online RedaktionIn der Zentrale von ProSiebenSat.1 dürfte die Stimmung derzeit recht frostig sein. Die Einschaltquoten sinken, der Kurs fällt und nun kommt auch noch der Zwangsabstieg aus dem Dax.. Mit Wirkung zum 19. März fliegt das Unternehmen aus der Beletage der Deutschen Börse. Für ProSiebenSat.1 soll dann Covestro nachrücken, teilte die Deutsche Börse gestern Abend mit.
Und als ob das nicht schon genug wäre, sehen sich die TV-Bosse nun auch noch einer Short-Attacke ausgesetzt. Die Wachstumsstory des Unternehmen sei "ein Lüge", schreibt das selbst ernannte Researchhaus Viceroy Research. Die Gewinne seien "manipuliert", die "Umsätze künstlich aufgebläht", heißt es in einem 37-seitigen Report, der BÖRSE ONLINE vorliegt.
Danach könne das Unternehmen die "Underperformance" seines Digital-Geschäfts nicht mehr über die Werbeeinnahmen im Kerngeschäft ausgleichen. ProSiebenSat.1 sei ein "Kartenhaus", dem "der Kollaps" drohe. Den "fairen" Wert der Aktie sehen die selbst ernannten Experten bei 7,50 Euro und damit rund 70 Prozent unter der aktuellen Notierung.
Anleger sollten aber gewarnt sein. Das Vorgehen erinnert an jüngste Short-Attacken, etwa auf Wirecard. Auch damals hatte ein bis dahin völlig unbekanntes Researchaus namens Zatarra dem im TecDax notieren Zahlungsdienstleister fragwürdige Umsätze vorgeworfen und den fairen Wert bei einem Bruchteil des damaligen Kurses gesehen. Wirecard stürzte binnen Stunden um über 30 Prozent ab, erholte sich aber rasch wieder. Die Bafin ermittelt.
Auch Viceroy spielt eine fragwürdige Rolle. Erst in der vergangenen Woche hatte die südafrikanische Regierung die Finanzaufsicht beauftragt, mögliche Marktmanipulationen durch Viceroy zu untersuchen. Grund hierfür war ein negativer Kommentar zur südafrikanischen Bank Capitec, deren Aktie daraufhin um 25 Prozent eingebrochen war. Viceroy hatte sich zuvor auch zur "Poco"-Mutter Steinhoff kritisch geäußert.
In einer Stellungnahme wies ProSiebenSat.1 die Anschuldigungen entschieden zurück. Die Vorwürfe seien "unbegründet" und verzerrten die Wirklichkeit. Viceroy halte nach eigener Auskunft direkt oder über Dritte Anteile an ProSiebenSat.1 Media und würde von möglichen Kursrückschlägen profitieren, hieß es in einer Mail. Zugleich bekräftigte ProSiebenSat.1 seinen Ausblick für das laufende Jahr. Danach peilt die Senderkette für 2018 ein Umsatzplus an. Die operative Rendite solle bei rund 25 Prozent liegen nach 25,8 Prozent im Vorjahr.