Die Fernsehlandschaft ist derzeit zweigeteilt. ARD und ZDF räumen mit den Übertragungen der Fußball-Europameisterschaftsspiele bei den Einschaltquoten groß ab. Die privaten Sender müssen sich an den Spieltagen mit einem relativ kleinen Publikum zufriedengeben. Sprichwörtlich im Abseits stehen die TV-Konzerne auch an der Börse. Während die Aktie der RTL Group im Juni um 9,3 Prozent nachgab, stand für ProSiebenSat.1 sogar ein Minus von 13,2 Prozent zu Buche. Die kurzfristige Schwäche betrifft nicht nur das Fernsehsegment. Generell hatten heimische Medienaktien gegenüber dem breiten Markt zuletzt das Nachsehen.

ProSiebenSat.1 fiel im Zuge der Brexit-Kapriolen unter unseren Stoppkurs. Für Anleger, in deren Depot der DAX-Neuling lag, galt es daher, die Reißleine zu ziehen. Gleichwohl hat die Sendergruppe einen Platz auf der Watchlist verdient. Schließlich ändert der Ausstieg der Briten aus der EU wenig an der Zuversicht von Vorstandschef Thomas Ebeling: "Trotz der makroökonomischen Unsicherheit, die durch den Brexit entsteht, bestätigen wir unseren Unternehmensausblick", sagte er vergangene Woche bei der Hauptversammlung.

Gegenüber dem Niveau des vergangenen Jahres möchte Ebeling den Gruppenumsatz bis 2018 um nahezu 30 Prozent auf rund 4,2 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis soll in diesem Zeitraum um annähernd ein Fünftel wachsen. Der Manager setzt voll auf digitale Angebote wie Online-Videotheken und -spiele. Mittlerweile erzielt der Konzern nahezu 40 Prozent der Umsätze außerhalb des klassischen TV-Geschäfts. "Bis 2018 sollen es rund 50 Prozent sein", sagt Ebeling.

Werbeeinnahmen sprudeln



Bei RTL fällt diese Quote noch deutlich geringer aus. Doch der Konzern mit Sitz in Luxemburg arbeitet an der Aufholjagd. Im vergangenen Jahr knackte das Digitalgeschäft beim Umsatz die Schwelle von einer halben Milliarde Euro. Aufhorchen ließ das Unternehmen auch mit den Zahlen für das erste Quartal 2016: Europaweit sprudelten die Werbeeinnahmen. "Es kommt nicht häufig vor, dass alle unsere Werbemärkte gleichzeitig im Plus sind", freute sich Finanzvorstand Elmar Heggen. Da auch die Produktionstochter FremantleMedia kräftig expandierte, übertraf RTL mit Umsatz und Profit die Erwartungen deutlich. Zwar dürfte das Unternehmen wegen der Fußball-EM sowie den im August anstehenden Olympischen Sommerspielen - auch das Großereignis in Rio de Janeiro wird von ARD und ZDF übertragen - dieses Tempo kaum halten können. Wir trauen dem MDAX-Mitglied dennoch den Ausbruch aus der aktuellen Seitwärtsbewegung zu. Dafür spricht neben dem starken operativen Momentum die Bewertung. Im Zuge der jüngsten Korrektur ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017 auf rund 14 zusammengeschrumpft. Zudem bringt die Aktie eine stattliche Dividendenrendite von 4,8 Prozent mit.



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Digitale Vorreiter



Mit attraktiven Ausschüttungen können Anleger auch bei Axel Springer rechnen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat der Medienkonzern die Gewinnbeteiligung annähernd vervierfacht. Möglich machte die Spendierfreude nicht zuletzt ein erfolgreicher Ritt auf der Digitalisierungswelle. Im ersten Quartal steuerte die Sparte mehr als zwei Drittel zu den Umsätzen bei. Ihr Ergebnisanteil lag sogar bei 72 Prozent. Vor allem die Vermarktung von Kleinanzeigen im Internet lässt die Kasse der Berliner klingeln.

Ein weiteres Paradebeispiel für erfolgreiche Onlinegeschäfte liefert CTS Eventim. Allein in den vergangenen drei Jahren steigerte der Ticketvermarkter und Konzertveranstalter sein operatives Ergebnis um rund die Hälfte. CTS profitierte dabei insbesondere vom stark wachsenden Ticketverkauf über das Internet. Wegen der beiden sportlichen Großveranstaltungen müssen die Bremer 2016 kleinere Brötchen backen. Da die mittelfristigen Aussichten positiv sind und der MDAX-Titel die aktuelle Wachstumsdelle eingepreist hat, bleiben wir bei unserer Kaufempfehlung.

Völlig unbeeindruckt von sämtlichen Börsenturbulenzen zeigte sich zuletzt Constantin Medien. Im ersten Halbjahr verteuerte sich der Nebenwert um 55 Prozent. Seit unserer Kaufempfehlung in Heft 19/2015 steht sogar ein Plus von mehr als 70 Prozent zu Buche. Das zentrale Argument für ein Börsencomeback der Münchner war zum damaligen Zeitpunkt die Rückkehr in die Gewinnzone. Diese Spekulation ging voll auf: Constantin Medien schaffte 2015 den Turnaround. Dabei machte sich die erfolgreiche Neuausrichtung der Internetplattform Sport.1 bezahlt. Außerdem landete die Filmsparte mehrere Kassenschlager, allen voran mit der Komödie "Fack Ju Göhte 2".

Zuletzt heizten Verschiebungen in der Aktionärsstruktur den Medientitel zusätzlich an. Der im vergangenen Herbst abgetretene Vorstandschef Bernhard Burgener hat sich Stimmrechte von knapp 30 Prozent gesichert und peilt Veränderungen im Aufsichtsrat an. Da der Chef des Gremiums und Großaktionär Dieter Hahn damit nicht einverstanden ist, könnte es bei der Hauptversammlung am 6. Juli (nach Redaktionsschluss) hoch hergehen. Spekulative Anleger setzen darauf, dass die Machtspiele den Kurs weiter befeuern.



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