Am Donnerstag wird ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling erstmals, seitdem die Gespräche bekannt wurden, an die Öffentlichkeit treten und über das Geschäft im zweiten Quartal berichten. Die Branche ist gespannt, ob er sich auch über die Aussichten einer engeren Zusammenarbeit oder gar Fusion mit Springer äußert, und ob er tatsächlich Appetit auf die Scout24-Gruppe hat. Der Betreiber von Immobilien- und Autoportalen wird mit zwei bis drei Milliarden Euro bewertet. Bisher hüllen sich alle drei Unternehmen zu ihren Avancen in Schweigen.

Ebeling dürfte allerdings demonstrieren, dass er das alles nicht nötig hat. Sein Geschäft brummt auch so. Branchenexperten erwarten, dass der Quartalsumsatz um mehr als acht Prozent auf 750 Millionen Euro zulegt. Der Betriebsgewinn dürfte im Frühjahr um sieben Prozent, der Überschuss gar um 30 Prozent in die Höhe geschellt sein.

Mit dicken Wachstumsraten begeistert Ebeling die Anleger regelmäßig. Der Aktienkurs kletterte seit seinem Amtsantritt vor sechs Jahren um mehr als das 30-Fache, der Aufstieg in den Dax ist in Reichweite. Allein seit Jahresbeginn haben die Titel rund ein Drittel zugelegt. Der Aufsichtsrat dankte es Ebeling 2014 mit einem Jahressalär von 27 Millionen Euro und jüngst einer vorzeitigen Vertragsverlängerung - wenige Tage bevor die Gespräche mit Springer bekannt wurden.

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Ebelings Erfolgsgeheimnis ist die Verknüpfung der traditionellen TV-Sender mit den Hoffnungsträgern der Online-Welt. Für Videoanbieter, Online-Spiele und Shopping-Plattformen zahlt ProSiebenSat.1 oft nur zweistellige Millionenbeträge und päppelt sie dann mit vergünstigten TV-Werbespots, so dass sie einem Millionenpublikum bekanntwerden. Mit einem Dickschiff wie Springer oder Scout könnte ProSiebenSat.1 in andere Dimensionen vorstoßen. Besonders stolz ist Ebeling auf sein Ziehkind Zalando, dem er vergünstigt Werbeminuten zur Verfügung stellt. Der Online-Händler ging schließlich an die Börse und gesellte sich sogar zu ProSiebenSat.1 in den MDax.

Zupass kommt Ebeling, dass sein Kerngeschäft nicht schrumpft. Denn trotz Youtube und all den anderen Verlockungen des Internets sitzen die Deutschen seit Jahren unverändert lang vor dem Fernseher - nach wie vor im Schnitt mehr als vier Stunden täglich. Während vielen Zeitungen und Zeitschriften die lebenswichtigen Werbeerlöse wegbrechen - ein Problem, mit dem auch Springer kämpft -, legt der TV-Werbemarkt noch immer zu. Bei ProSiebenSat.1 stiegen Umsatz und Gewinn der überwiegend werbefinanzierten Fernsehsparte im ersten Quartal um jeweils fünf Prozent.

Reuters