Für den Salz- und Düngemittelhersteller K+S sind die Tage im deutschen Leitindex DAX wohl gezählt. Nach Einschätzung von Indexexperten wie Tobias Adler (Oddo Seydler) und Uwe Streich (LBBW) könnte bereits auf der nächsten Sitzung des Arbeitskreises Aktienindizes der Deutschen Börse am 3. März eine Entscheidung fallen. "Alles spricht dafür, dass K+S dann mit dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 die Indexzugehörigkeit tauschen und in den MDAX absteigen wird", sagt Streich. Auch Adler rechnet mit "hoher Wahrscheinlichkeit" mit diesem Szenario. ProSiebenSat.1 wäre der erste Medienkonzern, der in das im Jahr 1988 gestartete Bluechip-Segment einzieht.

Mit dem Aufstieg in den DAX erhält eine Aktie deutlich stärkere Aufmerksamkeit, insbesondere aus den Reihen institutioneller Investoren. Vor allem vor der offiziellen Ankündigung entwickelt sich der jeweilige Wert zudem wesentlich besser als der Gesamtmarkt. Kriterien für die Aufnahme in den Leitindex sind die Marktkapitalisierung des Streubesitzes sowie der Börsenumsatz.

K+S halbiert Börsenwert



Der Düngemittelkonzern liegt dabei inzwischen weit zurück. Enttäuschende Zahlen des US-Konkurrenten Mosaic und kritische Analystenkommentare haben die Aktie erst am Donnerstag weiter unter Druck gesetzt und auf ein Zweieinhalbjahrestief gedrückt. Seit August 2015 hat sich der Börsenwert praktisch halbiert.

Bei der März-Sitzung des Arbeitskreises wird zwar lediglich die sogenannte Fast-Exit-Regel überprüft, nach der ein Unternehmen dann aus dem DAX genommen wird, wenn es nach Börsenumsatz oder Marktkapitalisierung nicht mehr zu den 45 größten Unternehmen gehört. Laut Streich lag K+S zuletzt jedoch nur noch auf Rang 48 und hatte zum "rettenden Ufer" bereits einen Abstand von 15 Prozent.

Auch Oddo-Seydler-Experte Adler rechnet damit, dass K+S jetzt einem Fast Exit zum Opfer fallen wird - acht Jahre nach dem DAX-Aufstieg 2008. Damit könnte nun nach mehreren vergeblichen Anläufen der Weg für ProSiebenSat.1 frei werden. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung des Medienkonzerns liegt bei 9,4 Milliarden Euro, die von K+S dagegen nur bei 3,6 Milliarden Euro.

ProSiebenSat.1 zählt seit Jahren zu den DAX-Kandidaten - spätestens seit dem Ausstieg der beiden Finanzinvestoren KKR und Permira vor zwei Jahren, der zu einem deutlichen Anstieg des Streubesitzes auf derzeit 98 Prozent geführt hat. Vorstandschef Thomas Ebeling wird am 25. Februar die Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 auf der Jahrespressekonferenz erläutern. Ebeling hatte zuletzt von einem guten Start ins Schlussquartal gesprochen. ProSiebenSat.1 profitierte von der guten Konjunktur und peile ein niedriges zweistelliges Umsatzwachstum im Gesamtjahr an.

Klöckner & Co vor MDAX-Aus



Als weiterer potenzieller DAX-Aufsteiger gilt der seit Dezember in Frankfurt gelistete Möbelhändler Steinhoff mit Hauptsitz in Südafrika und einer Marktkapitalisierung von derzeit 17 Milliarden Euro. Er bringt damit eine für den DAX ausreichende Größe mit, allerdings läuft noch so wenig Umsatz über Xetra, dass bei der Indexüberprüfung im März bestenfalls eine Aufnahme in den MDAX realistisch ist.

Zu den abstiegsbedrohten MDAX-Werten zählen insbesondere der Stahlhändler Köckner & Co, aber auch der Stahlkonzern Salzgitter sowie der Autozulieferer ElringKlinger.