Das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 will sich mit einer fokussierteren Konzernstruktur, mit neuen Partnerschaften und mit möglichen Teilbörsengängen auf das schwieriger gewordene Marktumfeld einstellen. Kern des Plans ist die Zusammenlegung des Geschäftsfelds TV (mit den Sendern ProSieben und Sat.1) mit dem Digitalgeschäft um die Onlinevideothek Maxdome. Zudem sollen die beiden anderen Geschäftsfelder Fernsehproduktion sowie Commerce (mit Onlinebeteiligungen wie an der Partnervermittlung Parship) für Finanz- und strategische Partner geöffnet oder für Teilbörsengänge vorbereitet werden.

"Die Überprüfung der Konzernstruktur ist derzeit noch ergebnisoffen", erläuterte eine Unternehmenssprecherin die Pläne gegenüber BÖRSE ONLINE. Für die Zusammenlegung von TV- und Digitalgeschäft zu einer neuen Unterhaltungssparte sprächen vor allem Synergieargumente.

Die ins Spiel gebrachten Teilbörsengänge der anderen Sparten erinnern an die Konzernabspaltungen bei Siemens, Bayer oder Metro. Die Sprecherin erklärt, derzeit gebe es weder Pläne für eine Holdingstruktur noch für eine Aufspaltung des Gesamtkonzerns. "Es geht uns primär um Wachstumsfinanzierung. Als Partner sind sowohl Finanzinvestoren als auch strategische Investoren willkommen", heißt es seitens des Konzerns. Weitere Details sollen auf einer Investorenkonferenz am 6. Dezember folgen.

Ab 28 Euro wird es kritisch



Am Mittwoch hatte der Medienkonzern zwar die Umsatz- und Gewinnprognose für 2017 bestätigt, jedoch zum dritten Mal in diesem Jahr seinen Ausblick auf den deutschen TV-Werbemarkt nach unten korrigiert. Investoren zeigten sich enttäuscht, die Aktie verlor an diesem Tag nahezu 15 Prozent und fiel auf ein Niveau von 27,80 Euro.

Für den bevorstehenden DAX-Indexentscheid am 5. September dürfte der Kurssturz noch keine große Rolle spielen, da hier der Durchschnittskurs der vergangenen 20 Handelstage zugrunde gelegt wird. -Zudem fehlt derzeit ein qualifizierter MDAX-Aufsteiger. Der Wohnungskonzern Deutsche Wohnen, der noch am ehesten infrage käme, erfülle die Aufstiegskriterien nicht, erläutert LBBW-Analyst Uwe Streich. "Beim aktuellen Indexentscheid brennt noch nichts an", sagt Streich. "Doch am Markt wird bereits ein möglicher DAX-Abstieg durchgespielt. Auf einem Niveau von dauerhaft unter 28 Euro wäre ProSiebenSat.1 tatsächlich ein DAX-Abstiegskandidat." Bis vergangenen Donnerstag fiel die Aktie weiter auf 27,45 Euro, am Freitag notierte sie bei 28 Euro.

Analysten senkten nach dem schwachen Ausblick die Kursziele oder reduzierten ihre Empfehlungen für das Papier - unter anderem Hauck & Aufhäuser-Analyst Pierre Gröning. Die Aktie erscheine nach den jüngsten Verlusten zwar zunehmend attraktiv, allerdings sei es für einen Kauf noch zu früh. Ähnlich äußerten sich auch Commerzbank, HSBC sowie die Investmentbank Macquarie.