Die Konzernerlöse kletterten 2021 um elf Prozent auf 4,5 Milliarden Euro und der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) stieg um 19 Prozent auf 840 Millionen Euro, wie der Fernsehkonzern am Donnerstag mitteilte. Die Werbeumsätze lagen wieder über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. "Der Treiber war vor allem unser Werbegeschäft, das deutlicher und schneller gewachsen ist als zunächst erwartet", sagte Vorstandschef Rainer Beaujean. Das Geschäftsmodell mit den drei Segmenten Unterhaltung, Dating&Video sowie Online-Geschäften und Beteiligungen habe sich krisenfest gezeigt. Deshalb soll die Dividende von 0,49 Euro auf 0,80 Euro je Aktie steigen.
Für dieses Jahr setzt der Konzern auf einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro, der um 100 Millionen Euro nach oben oder unten abweichen könne. Der operative Gewinn dürfte bei 840 Millionen (plus/minus 25 Millionen) Euro eher stagnieren. Mögliche negative Folgen des Kriegs in der Ukraine auf die Kernmärkte des Konzerns seien in der Prognose nicht enthalten.
Das Unternehmen will 2022 durch mehr Zusammenarbeit zwischen den Geschäftsbereichen mehr Synergien schaffen. "Mit diesem Digital-Fokus stärken wir unsere Gesamtreichweite und unsere Möglichkeiten, diese rentabel und mit innovativen Werbetechnologien zu vermarkten", sagte Beaujean. Damit will sich ProSiebenSat.1 unabhängiger von den klassischen Werbeerlösen im Fernsehgeschäft machen. Mittel- bis langfristig soll der Umsatz im Schnitt vier bis fünf Prozent pro Jahr organisch wachsen.
Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) soll 2022 leicht über dem Vorjahreswert von gut 14 Prozent liegen und mittelfristig auf über 15 Prozent steigen. Der Verschuldungsgrad - das Verhältnis von Netto-Finanzverbindlichkeiten zum bereinigten Ebitda - soll Ende 2022 auf dem Vorjahresniveau von 2,2 liegen oder leicht darunter. Mittelfristig soll sich diese Größe auf 1,5 bis 2,5 einpendeln.
ProSieben verschiebt wegen Ukraine-Krieg Börsengang der Dating-Sparte
ProSiebenSat.1 legt den für 2022 geplanten Börsengang seiner Dating-Sparte vorerst auf Eis. Grund seien das Marktumfeld und die unklaren Folgen des Ukraine-Kriegs, sagte Konzernchef Rainer Beaujean am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz für 2021. Grundsätzlich halte man an den Plänen für den Gang auf das Parkett jedoch fest. "Wir sind maximal vorbereitet und ich schließe nichts aus für dieses Jahr", betonte Beaujean, räumte aber ein: "Das derzeitige Umfeld ist so, dass das wenig bis gar keinen Sinn macht." Deshalb fahre man derzeit auf Sicht und bräuchte bei einem besseren Marktumfeld wohl drei bis vier Monate, bis man einen Börsengang der ParshipMeet Group umsetzen könne.
Ursprünglich war das Debüt für die erste Jahreshälfte 2022 geplant und als Chance für den Co-Eigentümer und US-Finanzinvestor General Atlantic gedacht, erste Anteile von der ParshipMeet Group abzugeben oder ganz auszusteigen. Beaujean betonte wiederholt, dass die Dating-Sparte Kerngeschäft für den Fernsehkonzern bleibe. Deshalb wolle man auch bei einem Börsengang die Mehrheit behalten.
Mit seinem größten Aktionär MFE (früher Mediaset) führe ProSiebenSat.1 derzeit keine strategischen Gespräche über eine engere Kooperation, sagte Beaujean. Das von der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte Unternehmen sei wohl ein sehr zufriedener Aktionär, der nun über eine höhere Dividende vom Geschäftserfolg profitiere. Man sei jederzeit bereit für ergebnisoffene Gespräche mit MFE und anderen Aktionären.
Zuletzt hatte sich das Berlusconi-Lager bei Personalentscheidungen von ProSieben übergangen gefühlt. Deshalb hatte MFE als Retourkutsche angekündigt, womöglich selbst Kandidaten für den Aufsichtsrat vorzuschlagen.
rtr