Unternehmen, die eigene Aktien zurückkaufen,
konnten in den vergangenen Jahren
eine sehr ansehnliche Performance
vorweisen. Deutlich wird das an einem
von der Citigroup zusammengestellten
Korb von weltweiten Aktienrückkäufern.
Diese legten seit 2000 um gut 14 Prozent
jährlich zu, während der MSCI All Countries
World Index nur auf ein durchschnittliches
Plus von rund fünf Prozent kam.
Laut der Citi-Studie kauften US-Unternehmen
seit 2011 Aktien im Wert von mehr
als 1,7 Billionen Dollar zurück. Längst wird
in den USA mehr Geld für Aktienrückkäufe
verwendet als für Dividendenzahlungen
oder Investitionen. Im vorherrschenden
Niedrigzinsumfeld gibt es sogar Konstellationen,
bei denen es sich lohnt, Schulden
in Form von Anleihen aufzunehmen, um
den Erwerb eigener Aktien zu finanzieren.
Ein Beispiel dafür ist die Tech-Ikone Apple.
Doch selbst in den USA, wo das kapitalistische
Denken ausgeprägter ist als in
Deutschland, regt sich mittlerweile Widerstand.
James Montier, Anlageexperte beim
US-Vermögensverwalter GMO, hat errechnet,
dass dem Unternehmenssektor seit
den 80er-Jahren, als das Instrument eingeführt
wurde, über die Börse per saldo Kapital
entzogen statt - wie es sein sollte - zur
Verfügung gestellt wurde.
Geschichtliche Erfahrungen zeigen zudem,
dass Unternehmen prozyklisch agieren.
Dafür spricht auch die Tatsache, dass
ausgerechnet in den Krisenjahren 2008/09,
als Aktien sehr günstig waren, die Rückkäufe
zurückgefahren wurden. Matt
Coffina, Herausgeber des "Morningstar
Stock Investor Newsletter", bestätigt: "Unseren
Beobachtungen zufolge neigen die
Konzerne dazu, Aktienrückkäufe in aggressiver
Weise genau zum falschen
Zeitpunkt auszuführen - in einem günstigen
Geschäftsumfeld, wenn sie viel Kapital
zur Hand haben." Damit kaufen sie eigene
Aktien zu relativ hohen Kursen.
Zurückgefahren würden die Aktienrückkäufe
tendenziell ebenfalls im falschen Moment,
"entweder wenn der Markt nach
unten dreht oder sich die Konjunktur verschlechtert".
Beispiel Energiesektor: Während die Branche in den vergangenen fünf
Jahren massiv eigene Aktien erwarb, sind
nach dem jüngsten Ölpreiseinbruch viele
Rückkaufprogramme eingestellt worden.
Nicht mit Kritik spart auch der Wagniskapitalgeber
und Milliardär Nick Hanauer.
Er geht sogar so weit zu behaupten, Aktienrückkäufe
würden die US-Wirtschaft
zerstören. Für ihn ist es "ein schwerer
Fehler", wenn mehr Geld für Rückkäufe
als für Investitionen ausgegeben wird.
Hanauer: "Wenn Jahr für Jahr über Aktienrückkäufe
vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts
aus dem System gespült
werden, ist es schwierig, die Wettbewerbsfähigkeit
Amerikas aufrechtzuerhalten."
Für Hanauer tragen die Rückkäufe
sogar entscheidend zur wachsenden
Einkommensungleichheit bei.
Auf Seite 2: "Manager belohnen sich selbst"
"Manager belohnen sich selbst"
Eine Sicht, die William Lazonick,
Wirtschaftsprofessor an der Universität
von Massachusetts in Lowell, teilt: Seiner
Meinung nach nutzen Manager
Rückkäufe dazu, den Gewinn je Aktie
durch Reduzierung der Aktienanzahl zu
inflationieren und sich selbst über entsprechend
gekoppelte Bonuszahlungen
dafür zu belohnen. Für ihn sind Aktienrückkäufe
deshalb nichts anderes als
"eine Manipulation des Marktes".