Für PSA-Chef Carlos Tavares funktioniert die Autowelt nach der Selektionstheorie von Charles Darwin. "Wettbewerbsfähig zu sein, ist ein täglicher Kampf", sagt er. "Entweder wir passen uns an oder wir sterben", lautet seine Devise. Gemäß dieser Weltanschauung hat er den PSA-Konzern vor der Pleite gerettet und in die Profitabilität gehievt. Selbst die neue Tochter Opel hat er schneller als erwartet saniert. Nach 20 Jahren mit Verlusten schafften die Rüsselsheimer 2018 erstmals wieder einen Gewinn von 859 Millionen Euro. PSA hatte Opel im Sommer 2017 für 1,3 Milliarden Euro von GM gekauft. Zum PSA-Konzern gehören nun die Marken Citroën, DS, Opel, Peugeot und Vauxhall.

Problem der Abhängigkeit


2018 steigerten die Franzosen den Betriebsgewinn dank der starken Nachfrage in Europa um 43 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte ebenfalls zweistellig um 19 Prozent auf 74 Milliarden Euro. Doch in diesem Jahr könnte der gute Lauf enden. Im ersten Quartal verkaufte PSA fast 16 Prozent weniger Fahrzeuge, was auch an der Einstellung der Iran-Aktivitäten lag. "Der Konzern ist zu stark vom europäischen Automarkt abhängig", moniert Analyst Frank Schwope von der NordLB. Eine Ausweitung der Verkäufe nach China, Indien, Russland und Südamerika sei dringend geboten. "Wir können einen stärkeren Gegenwind aushalten", beruhigt PSA-Chef Tavares und verweist auf die solide finanzielle Entwicklung und die gute Marktposition in Europa.

Mehr zu schaffen machen dem Franzosen regulatorische Vorgaben aus Brüssel. Der Plan der EU-Kommission, die CO2-Emissionen bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 um 37,5 Prozent zu senken, bedrohe 13 Millionen Jobs in der europäischen Autobranche, warnte er am Rande des Genfer Autosalons. Dies werde dazu führen, dass alle Autohersteller rasant in Richtung Elektromobilität umschwenken. Die Batterieautos, die künftig zunehmend auch Opel anbietet, drücken jedoch die Margen. Um dies auszugleichen, müssten Preise angepasst und Kosten optimiert werden. Tavares prophezeit, dass einige Autobauer ins Trudeln geraten.

Das dürfte die Konsolidierung in der Branche beschleunigen. Gerade ist Rivale Renault dabei, mit Fiat Chrysler zu fusionieren. An denen war auch Peugeot interessiert. "Das ist erst der Anfang der Konsolidierung", glaubt Analyst Schwope. Als nächstes könnte vielleicht Ford sein Europa-Geschäft zum Verkauf stellen. PSA-­Anleger jedenfalls sind optimistisch: Die Aktien haben seit Jahresbeginn um fast acht Prozent zugelegt und nur knapp ein Elfjahreshoch verfehlt. Für Tavares wäre die nächste grenzüberschreitende Fusion ein logischer Schritt zur darwinistischen Autostruktur.