Für PSI können die Probleme der Kunden offenbar nicht groß genug sein. Obwohl in zahlreichen Abnehmerbranchen schlechte Marktbedingungen herrschen, steigen Umsatz und Gewinn des IT-Unternehmens seit Anfang 2015 wieder. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres wuchsen die Erlöse um 7,4 Prozent auf 136,6 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sprang - allerdings von einem niedrigen Vorjahresniveau aus - um 66 Prozent nach oben und erreichte 7,2 Millionen Euro.

Kunden unter Strom



Zahlreiche Industrien nutzen die Software der Berliner: Energieversorger steuern damit ihre Netze, Rohstoffkonzerne die Förderung von Bodenschätzen, Stahlunternehmen den Produktionsfluss. In allen diesen Wirtschaftszweigen laufen die Geschäfte derzeit eher schlecht. Die Energiewende bedroht die Geschäftsmodelle der Stromanbieter, Öl- und Gasförderer leiden unter den abgestürzten Rohstoffnotierungen, Stahlerzeuger kämpfen mit Überkapazitäten und fallenden Preisen. Dennoch erwartet PSI, mit einem zweistelligen Wachstum bei Auftragseingang und Umsatz ins aktuelle Jahr zu starten. Die Gründe für den Optimismus sind vielfältig. Jahrelang zögerten die Stromerzeuger Investitionen hinaus, doch mittlerweile erzwingen die erneuerbaren Energien die Modernisierung der Netze. Denn Ökostrom fließt unregelmäßig und wird dezentral erzeugt. Und je größer die Menge, desto schwieriger wird es, die Bioenergie aus einer Vielzahl von Quellen zu verteilen, ohne die Netze zu überlasten. Darüber hinaus werden in diesem Jahr die Durchschnittskosten für den Betrieb der Stromnetze ermittelt. Auf dieser Basis wird die Höhe der künftigen Netzentgelte festgelegt. Daher stecken die Netzbetreiber besonders jetzt viel Geld in ihre Leitungen. "Bereits Ende 2014 zogen die Investitionen an, liefen im vergangenen Jahr hoch und werden dieses Jahr mit den eigentlichen Systeminstallationen weiter steigen", erklärt Vorstandschef Harald Schrimpf den Mechanismus.

Bei Öl-, Gas- und Stahlkunden wiederum kürzen Rohstoffförderer und asiatische Stahlkocher ihre Ausgaben. Doch dafür investieren Rohstoffimporteure und Großhändler, während Metallkonzerne wie Tata Steel oder Thyssenkrupp mit Effizienzprogrammen auf den Preisdruck reagieren. All das stabilisiert die Nachfrage.

Die Situation für die Unternehmensbereiche Energie- und Produktionsmanagement ist daher keineswegs so schlecht, wie die Rahmenbedingungen vermuten lassen. Die Geschäftsfelder sind mit 36 beziehungsweise 48 Prozent die größten Umsatzbringer des Unternehmens. Während die Stromversorger im Energiesegment für Wachstum sorgen, sind es im Produktionsbereich die Auto- und Logistikkonzerne, bei denen die Geschäfte weiterhin ordentlich laufen. Drittes Standbein sind Lösungen für Nahverkehrsbetriebe.

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Gewinnbringende Verwandlung



Noch wichtiger als die Lage auf den Absatzmärkten ist jedoch der grundlegende Umbau, dem sich PSI unterzieht. Das 1969 von ehemaligen AEG-Mitarbeitern gegründete Unternehmen will zum Produktanbieter werden. Die Aufgabe ist komplex, schließlich entwickelte die Firma in den Jahrzehnten zuvor Individuallösungen und funktionierte, wie Firmenkenner sagen, "komplett anders".

Doch seit einigen Jahren investiert PSI Millionenbeträge in den Aufbau einer modernen und einheitlichen Softwareplattform sowie in die Standardisierung seiner Programme. Ziel der Mühen ist es, die Gewinnspanne zu verbessern. Bisher bewegt sich PSI auf dem Margenniveau von IT-Serviceunternehmen, die im Schnitt fünf Prozent abwerfen. Produktanbieter wie die Software AG hingegen verdienen deutlich besser. Da will Schrimpf aufschließen - und mittelfristig eine zweistellige Marge erreichen. Langfristig hält er sogar 20 Prozent für möglich.

Ermöglichen soll das eine Reihe von Maßnahmen. Dank der Umstellung von Sonder- auf Einheitslösungen sind Mitarbeiter vielfältiger einsetzbar, was ihre Auslastung verbessert. Zudem sinken die Wartungskosten, da für einzelne Updates nicht mehr etliche Systeme, sondern zunehmend ein paar wenige Standardprogramme aktualisiert werden müssen. Weitere Folge: PSI schließt immer mehr Serviceverträge ab, an denen dank verringertem Aufwand mehr verdient wird. 2014 stammte bereits über ein Viertel der Umsätze aus Wartungsverträgen.

Allerdings ist der Wandel ein Marathon, von dem die Berliner nach eigenen Angaben erst ein Drittel der Strecke geschafft haben. Doch bereits jetzt hat sich die operative Marge von 4,2 Prozent (2014) auf 5,3 Prozent verbessert. Selbst mit weniger Problemen bei den Kunden sollte es PSI daher gelingen, den Gewinn dieses Jahr weiter zu steigern.

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