Aufschluss darüber sollen die Zahlen zum dritten Quartal geben. Was bei Puma los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DIE LAGE BEI PUMA:

Das Hauptaugenmerk des Managements liegt derzeit auf dem Lieferproblem. So übersteige die Nachfrage derzeit das Angebot, räumte Konzernchef Björn Gulden zuletzt bei der Vorlage der Halbjahreszahlen Ende Juli ein. Die Lagerbestände wüchsen auf niedrigem Niveau. "Diese könnten derzeit höher sein." So waren die Beschaffung zuletzt schwierig, die Frachtkapazitäten knapp und die Häfen überlastet.

Neben den Engpässen bei der Fracht und den in der Folge explodierenden Transportkosten ist auch die Corona-Pandemie mit Blick auf die Lieferketten noch nicht ausgestanden. Im Gegenteil: In Südvietnam, einem wichtigen Produktionsstandort für Puma, war es im Sommer wieder zu Beschränkungen gekommen, Fabriken wurden geschlossen. Puma versuchte, Produktion zu verlagern, etwa in den Norden des Landes.

Die ganze Problematik inklusive steigender Rohstoffkosten treibt dann auch bei Puma die Ausgaben in die Höhe und belastete die Gewinnentwicklung. An die Kunden wollte Puma die Kosten jedoch zunächst nicht weitergeben. Ob dies so bleibt, wird sich an den Zahlen des dritten Quartals zeigen, die der Adidas-Rivale (adidas) am 27. Oktober vorlegen will. Zuletzt hatten eine Reihe von Konsumgüter-Unternehmen aus anderen Bereichen angekündigt, ihre Preise zu erhöhen.

Einen Blick dürfte auch das wichtige China-Geschäft wert sein. Zuletzt hatten politische Spannungen zwischen westlichen Staaten und China belastet, die im Frühjahr zu Boykottaufrufen gegen westliche Marken geführt hatten. Die Umsätze waren dort im zweiten Quartal währungsbereinigt um fünf Prozent gesunken. Die Boykottaufrufe hatte Puma vor allem Anfang Mai hart getroffen, die Umsätze waren Gulden zufolge "signifikant" gefallen.

Trotz der zahlreichen operativen Schwierigkeiten war das zweite Quartal für Puma ein sehr gutes. Insgesamt hatte sich der Umsatz auf rund 1,6 Milliarden Euro fast verdoppelt, angetrieben von einer hohen Nachfrage in Nordamerika. Aber auch das Geschäft in Europa erholte sich deutlich, nachdem Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert worden waren. Daher erhöhte Puma seine Prognose für das laufende Jahr und erwartet seither währungsbereinigt ein Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent. Auch das operative Ergebnis soll deutlich besser ausfallen und im besten Fall sogar über dem Vor-Corona-Jahr 2019 liegen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Trotz der Probleme bei den Lieferketten sind Analysten guter Dinge, dass der Konzern auch im dritten Quartal robust abschneidet. Puma erweise sich derzeit in einem volatileren internationalen Umfeld als recht widerstandsfähig, urteilt Credit-Suisse-Experte Simon Irwin. Seinem Kollegen Andreas Riemann von Oddo BHF erscheint die im Sommer angehobene Prognose des Sportartikelherstellers noch konservativ. Und Jörg Frey von Warburg Research geht trotz der Engpässe davon aus, dass Pumas Geschäft stark gewachsen sein dürfte.

Das Unternehmen dürfte deutliche Zuwächse erzielt haben, schätzt auch JPMorgan-Analystin Grace Smalley. Wegen der derzeitigen Engpässe in den Lieferketten dürfte das Management sich aber vorsichtig zum Schlussquartal äußern. Herbert Sturm von der DZ Bank geht davon aus, dass die hohe Wachstumsdynamik im US-Geschäft im vierten Quartal anhält. Auch in Europa sollte es weitere Zuwächse geben, während es in China schwierig bleibe.

Die Ergebnisse des Sportartikelherstellers sollten in den westlichen Märkten eine kräftige Nachfrage nach der Marke Puma bestätigen, glaubt Jefferies-Analyst James Grzinic. Ähnliches erwartet er für den Asien-Pazifik-Raum, aber unter schwierigeren Bedingungen.

Die ermutigenden Umsatztrends im dritten Quartal dürften den coronabedingten Gegenwind für die Produktion und die Bruttomargen kompensiert haben, so die Erwartungen von Goldman-Sachs-Analyst Richard Edwards. Auch Cedric Lecasble von Stifel ist alles in allem optimistisch. Das starke Image der Marke mache zudem Hoffnung für 2022, wenn der Druck auf die Margen hoffentlich nachlasse.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Trotz aller Sorgen wegen der Lieferkettenprobleme sprang der Aktienkurs bis zum Sommer von Rekord zu Rekord. Im September stieg das Papier schließlich in den Dax auf. Jedoch wird die Luft langsam dünner, an die Kurssteigerungen von 2020 sowie den Jahren davor kommt die Aktie bislang nicht heran. Zudem setzten die Sorgen um die steigende Inflation sowie die Lieferengpässe in vielen Teilen der Weltwirtschaft dem erfolgsverwöhnten Puma-Papier zu.

Mit einem Kurs von derzeit gut 100 Euro kommt die Puma-Aktie nicht mehr ganz an die Werte des Sommers heran, als sie Anfang August fast die Marke von 110 Euro erreicht hatte. Seither ging es um gut sieben Prozent abwärts. Im laufenden Jahr aber immer noch ein Kursplus von rund 9 Prozent zu Buche. Puma kommt so auf eine Marktkapitalisierung von rund 15 Milliarden Euro.

An der Börse hat der Sportartikelkonzern die Corona-Krise schon lange hinter sich gelassen. Die Pandemie hat zwar auch den Aktienkurs des Unternehmens zunächst heftig gebeutelt. Seit dem Crash im März vergangenen Jahres haben sich die Papiere jedoch wieder massiv erholt und konnten die Pandemie-Sorgen abschütteln - als gäbe es kein Corona.

Die Aktie gehörte bereits in den vergangenen Jahren zu den Börsen-Lieblingen. Im Februar 2020, als die Krise bereits sichtbar war, war ihr Kurs bis auf gut 84 Euro - und dem bis dahin höchsten Stand - gestiegen. Der Absturz kurz danach geriet umso heftiger. Der Kurs wurde in den knapp vier Wochen danach mehr als halbiert. Sein Tief erreichte er dabei bei 40 Euro.

Betrachtet man die Entwicklung über mehrere Jahre hinweg, hat sich der Einstieg immer noch gelohnt. Über drei Jahre verzeichnete die Puma-Aktie einen Kursanstieg von mehr als 130 Prozent, über fünf Jahre liegt dieser sogar bei rund 330 Prozent. Damit schnitt Puma in diesen Zeiträumen deutlich besser ab als der lokale Erzrivale adidas, der mit einer Marktkapitalisierung von rund 53 Milliarden Euro jedoch deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringt.

dpa-AFX