Geschlossene Sportgeschäfte und Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise brockten Puma im abgelaufenen zweiten Quartal einen deutlichen Verlust ein. Von April bis Juni brach der Umsatz währungsbereinigt um knapp ein Drittel auf 831 Millionen Euro ein - im Vorjahr konnte der MDax-Konzern hier noch 1,2 Milliarden Euro verbuchen.
Unterm Strich steht ein Nettoverlust von 95,6 Millionen Euro, wie der drittgrößte Sportartikelhersteller am Mittwoch mitteilte. "Das zweite Quartal war das schwierigste, das ich jemals erlebt habe. Ein Virus, das 85 Prozent des gesamten weltweiten Sport- und Modegeschäfts lahmlegt, war eine Erfahrung, die ich niemals erwartet hätte", sagte Puma-Chef Björn Gulden.
Auch weitere Kennzahlen litten unter der Corona-Pandemie. So brach das operative Ergebnis (Ebit) auf einen Verlust von knapp 115 Millionen Euro ein, nach einem Gewinn von rund 80 Millionen Euro im Vorjahr. Höhere Rabatte, Abschreibungen auf Lagerbestände sowie Rückstellungen für Retouren belasteten.
Langsame Erholung - Online-Geschäft stark
Im April war der Umsatz von Puma um 55 Prozent eingebrochen, im Mai lag er 38 Prozent unter Vorjahr. Dennoch fiel die Entwicklung nicht ganz so schlecht aus, wie vom Management erwartet. Nach eigenen Angaben verbesserte sich die Situation im Juni im Vergleich zu den Monaten April und Mai deutlich, nachdem die zuvor geschlossenen Geschäfte ab Mai nach und nach öffnen konnten - bis Ende Juni waren weltweit wieder 85 Prozent der eigenen Läden geöffnet.
Die Erholung in China und die weltweiten Lockerungen begrenzten das Minus im Juni auf nur noch sechs Prozent. China legte währungsbereinigt im zweiten Quartal sogar um 16 Prozent zu. Parallel dazu fuhr Puma den Verkauf über das Internet hoch: Die Online-Umsätze schossen im ersten Halbjahr um 70 Prozent nach oben. Engpässe in der Logistik hätten noch höhere Zuwächse aber verhindert, räumte der Konzernchef ein.
Prognose für das laufende Geschäftsjahr bleibt aus
Dennoch möchte Gulden für das laufende Geschäftsjahr keine Prognose geben. Die Lage sei zu unsicher, da die Infektionszahlen weltweit steigen: "Während Pumas derzeitige Geschäftsentwicklung sogar auf eine vollständige Erholung vor Jahresende hindeuten könnte, ist das Risiko einer zweiten Welle mit einem weiteren Lockdown nach wir vor sehr hoch."
Es gehe in diesem Jahr nur darum, "zu überleben, sich zu erholen und dann wieder gestärkt und mit Wachstum aus der Krise hervorzugehen", erklärte Puma. Der Adidas-Konkurrent hatte sich angesichts der Umsatzeinbrüche einen 900-Millionen-Euro-Kredit besorgt, zu dem die Staatsbank KfW allein 625 Millionen beisteuerte. Im Moment sehe es aus, als könne Puma den Kredit unangetastet lassen. "Wenn es so weitergegangen wäre wie im April, hätten wir ihn im Juni oder Juli gebraucht", sagte Gulden.
Wollen Sie mehr Hintergründe und Einschätzungen zum Coronavirus, Informationen zu Dividenden und Hauptversammlungen und Empfehlungen und Strategien für Anleger: Dann lesen Sie jetzt die digitalen Einzelausgaben von BÖRSE ONLINE, €uro am Sonntag und €uro
Hat Ihnen der Artikel von boerse-online.de gefallen? Dann unterstützen Sie jetzt unabhängigen Journalismus mit einem kleinen Einmal-Betrag. Wir bieten laufend aktuelle Börsen-Analysen, spannende Realtime-News und objektive Nutzwert-Themen - die in diesen Zeiten wichtiger sind denn je. Vielen Dank.
Einschätzung der Redaktion
Die Quartalszahlen kamen am Markt nicht allzu schlecht an. Viele Anleger hatten bereits mit einem Verlust durch geschlossene Läden gerechnet. Kurz nach Börsenbeginn am Mittwoch notierte die Puma-Aktie knapp ein Prozent schwächer.
Charttechnisch betrachtet läuft es für die Puma-Aktie nach dem verehrenden Corona-Crash Anfang März wieder einigermaßen rund. Damals war das Papier von seinem Allzeithoch bei rund 79 Euro auf 47 Euro eingebrochen. Davon konnte sich der Kurs erholen und pendelt nun in einer Seitwärtsbewegung. Derzeit steht die Aktie bei knapp über 66 Euro. Hier befindet sich auch die viel beachtete 200-Tagelinie, die als Unterstützung für das Papier gesehen werden kann.
Die Sportartikelbranche zählt zu den größten Verlierern der Corona-Krise. Doch Björn Gulden ist sich sicher: 2021 wird wieder ein Jahr des Wachstums sein. "Wir gehen davon aus, dass die Sportartikelbranche nach der Krise gut aufgestellt sein wird". Vieles würde darauf hindeuten, dass Gesundheit und Sport noch wichtiger werde als vor der Krise.
Aufgrund der derzeitigen unsicheren Situation und der steigenden Corona-Infektionszahlen lassen wir die Aktie dennoch auf Beobachten.