Labore und Kliniken sparen damit eine Menge Zeit und Kosten. Der bislang übliche Probenversand an ein zentrales Labor fällt weg. Zugleich verringert sich der Arbeitsaufwand für die Anwender, weil sie lediglich eine Probekartusche einführen müssen. Danach unternimmt das Gerät sämtliche Schritte der Molekulardiagnose eigenständig. Entwickelt wurde -Qiastat-Dx von der spanischen Firma Stat-Dx, die Qiagen am Jahresanfang für 154 Millionen Euro übernommen hat.
Ein Investment, das sich international auszahlen kann. Noch steht Qiagen hier in den Startlöchern: "Wir erwarten, dass das Qiastat-Dx-System vorbehaltlich aller behördlichen Genehmigungen bis zur ersten Jahreshälfte 2019 in den meisten Ländern der Welt einschließlich der USA verfügbar sein wird", gibt Peer M. Schatz, Vorstandschef von Qiagen, die Marschroute vor. Branchenexperten wie Analyst Peter Welford von Jefferies rechnen mit jährlichen Spitzenumsätzen von 350 Millionen Dollar. Für das zweite Halbjahr 2018 erwartet Qiagen durch die Markteinführung des Geräts einen Umsatz von etwa sieben Millionen US-Dollar.
Zukunftsmarkt Diagnostik
Bei Anlegern kommt die Produktoffensive an. Im Frühjahr erwachte der Aktienkurs aus seiner Seitwärtsbewegung und legte um mehr als 20 Prozent zu. Der jüngste Rücksetzer bietet jetzt eine gute Einstiegschance, denn das juristisch in den Niederlanden, wirtschaftlich aber bei Düsseldorf ansässige Unternehmen ist auf bestem Weg, sein Umsatz- und Gewinnwachstum wieder zu beschleunigen. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten die Analysten beim operativen Gewinn einen kräftigen Anstieg von 218,2 auf 407,8 Millionen US-Dollar bei einem Umsatzplus im oberen einstelligen Bereich. Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle. So fällt ein negativer Effekt aus dem Vorjahr weg. Für den Gewinneinbruch waren vor allem die Auswirkungen der US-Steuerreform verantwortlich. Zugleich steckt Qiagen dank neuer Produkte die Umsatzeinbußen im lukrativen Geschäft mit Testsystemen für das Humane Papillomvirus, den Auslöser von Gebärmutterhalskrebs, immer besser weg.
Zu den großen Umsatzbringern zählt der Tuberkulose-Test Quantiferon, dessen Erlöse im zweiten Quartal 2018 währungsbereinigt um 20 Prozent zulegte. Mit ihm hat es das Unternehmen geschafft, sich im hart umkämpften Milliardenmarkt Diagnostik von Infektionskrankheiten eine Marktnische zu erschließen. Beim Flaggschiffprodukt, der Diagnostikplattform QIAsymphony, profitiert Qiagen von der weiter gestiegenen Nachfrage nach Verbrauchsmaterialien für dieses System. Während Marktführer Illumina mit seinem Testsystem die großen Referenzlabore im Blick hat, konzentriert sich Qiagen stärker auf die kleineren Labore, welche an die Krankenhäuser oder andere Versorgungssysteme angeschlossen sind.
Positiv auf das Ergebnis wirkten sich die rückläufigen Forschungs- und Entwicklungsausgaben aus. Zudem gibt es Verbesserungen in der Produktionseffizienz, was vorteilhaft für die Bruttomarge ist. Unterm Strich legte der Gewinn im ersten Halbjahr 2018 um mehr als das Doppelte auf 37 Millionen US-Dollar zu. Den Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit erhöhte Qiagen von 69,4 auf 118 Millionen Dollar. Zudem profitierte das Unternehmen von Währungseffekten, da es in US-Dollar fakturiert. Gelistet ist es an der New York Stock Exchange und in Deutschland.
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Luft für höhere Margen
Wenn Qiagen am 29. Oktober sein Zahlenwerk für das dritte Quartal präsentiert, sollte das Management die bisherigen Umsatz- und Gewinnziele für 2018 in jedem Fall bestätigen. Möglicherweise ist hier sogar noch mehr drin, denn neben Qiastat-Dx lieferte der Diagnostikspezialist weitere positive Nachrichten. So erhielt Qiagen im September eine erweiterte US-Zulassung für einen Lungenkrebs-Test. Das Testpaket Therascreen kann jetzt als Begleitdiagnostikum für das Krebsmittel Vizimpro von Pfizer zur Erstlinientherapie von Patienten mit metastasierendem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs verwendet werden. Mit dem Test können bestimmte genetische Mutationen nachgewiesen werden.
Die Aktie von Qiagen ist zwar aktuell kein Schnäppchen mehr, dennoch lässt das aktuelle 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwas über 20 weiteren Spielraum nach oben. Im Zeitraum 2018 bis 2021 soll der Gewinn je Aktie den Konsensschätzungen der Analysten zufolge jährlich um rund 30 Prozent anziehen. Zugleich gelingt es Qiagen, die Profitabilität kontinuierlich zu steigern. Und auch die bereinigte operative Marge zieht weiter an. Sie lag im ersten Halbjahr 2018 bei 27 Prozent und übertraf damit die 25 Prozent aus dem Vorjahreszeitraum.
Angesichts der zuletzt rückläufigen Kosten hat es Qiagen künftig in der Hand, auf der Ergebnisseite weitere positive Überraschungen zu liefern. Langfristig orientierte Anleger legen sich bereits jetzt Stücke ins Depot.