Doch inzwischen belebt sich auch das Geschäft mit anderen Produktkategorien wieder, wie Qiagen am Vorabend mitteilte. Dank eines starken Schlussquartals hatte der Anbieter im vergangenen Jahr die eigenen Ziele und die Erwartungen von Analysten noch übertroffen. Zu den neuesten Übernahmespekulationen äußerte sich das Management um Chef Thierry Bernard nicht.
An der Börse legte das im MDax notierte Papier am Mittwochmittag zu. Zuletzt stand die Aktie mit 1,3 Prozent im Plus bei 45,17 Euro - damit endete vorerst eine mehrtägige Verlustserie. Seit Jahresbeginn hat der Kurs allerdings bereits fast sechs Prozent zugelegt, nachdem die Aktie der als Corona-Gewinner gehandelten Firma 2020 gut 40 Prozent hinzugewonnen hatte.
Analysten fanden nun lobenden Worte zur Bilanz. Das Wachstum bei Qiagen beschleunige sich, schrieb etwa Falko Friedrichs von der Deutschen Bank mit Blick auf das Schlussquartal. Laut Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank lag der bereinigte Gewinn je Aktie um fünf Prozent über der Markterwartung. Der Ausblick auf das weitere Wachstum erscheine zwar etwas "konservativ", schrieb der Branchenkenner. Alles in allem seien die Nachrichten aber ermutigend, die Top-Manager des Unternehmens machten eine gute Arbeit, merkte er an.
Das Schlussquartal war mit einem Umsatzanstieg um mehr als ein Drittel und einem nahezu verfünffachten Gewinn das beste Jahresviertel des gesamten Jahres für Qiagen gewesen. Im gesamten Jahr kletterten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar.
Das um Sonder- und Währungseffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) stieg binnen zwölf Monaten um 52 Prozent auf 2,17 Dollar. Unter dem Strich verdiente Qiagen 359,2 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Verlust von knapp 42 Millionen Dollar in den Büchern gestanden.
Während die Covid-19-Produkte begehrt waren, hatte in der Pandemie die Nachfrage in einigen Produktbereichen teils erheblich gelitten. Auftrieb verspürte das Unternehmen laut Unternehmenschef Bernard zuletzt aber etwa bei Onkologie-Tests, universellen Lösungen für die Gensequenzierung NGS und Technologien für die DNA-Probenvorbereitung. Wieder mehr Schwung kam auch in die schwächelnden Geschäfte mit Quantiferon, der Umsatz mit dem Tuberkulosetest lag im Schlussquartal aber noch knapp unter dem Vorjahr.
Qiagen überprüft derzeit regelmäßig in zweiwöchentlichem Abstand, ob seine Testkits auch auf alle bekannten Varianten des Virus anschlagen. Der Konzern bekräftigte ferner seinen Plan, den Antrag auf Notfallzulassung für seinen Sars-CoV-2-Antigentest im ersten Quartal erneut bei der US-Arzneimittelaufsicht FDA einreichen zu wollen. Qiagen hatte den Antrag selbst wegen Problemen mit verwendeten Reagenzien zurückgezogen.
In das neue Jahr geht Qiagen mit Zuversicht und will weiter zulegen. An den bereits im Dezember veröffentlichten Zielen für 2021 hält das Unternehmen fest. So stellt das Management weiter ein Umsatzwachstum um 18 bis 20 Prozent bei einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,42 bis 2,46 Dollar in Aussicht, beides zu konstanten Wechselkursen.
Für das erste Quartal geht Qiagen von einem Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen von mindestens 45 Prozent aus. Das bereinigte EPS soll ebenfalls währungsbereinigt auf einen Wert in der Bandbreite von 0,60 bis 0,62 Dollar zulegen, nach 0,34 Dollar im Vorjahresquartal.
Zu Wochenbeginn waren Spekulationen aufgekommen, dass der US-Diagnostik-Spezialist Quidel einen Zusammenschluss mit Qiagen prüfe. Quidel bietet ebenfalls Tests auf das Corona-Virus an. Ein Qiagen-Sprecher hatte auf Nachfrage die Gerüchte nicht kommentieren wollen. Auch in der Mitteilung zur Jahresbilanz fand sich dazu nichts.
Qiagen sollte eigentlich 2020 durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientfic übernommen werden, der milliardenschwere Zukauf war aber Anfang August an der mangelnden Unterstützung der Qiagen-Aktionäre gescheitert. Das MDAX-Unternehmen hatte daraufhin erklärt, eigenständig weitermachen zu wollen und sein Portfolio mit einer Übernahme und den Corona-Tests weiter ausgebaut.
dpa-AFX