Nur wenige Aktien zeigten im vergangenen Jahr in den größeren deutschen Indizes einen so dramatischen Absturz wie die Papiere von QSC. Im Januar 2014 mussten Anleger noch 4,50 Euro bezahlen, Ende Oktober reichten bereits weniger als 1,50 Euro. Der Absturz bis in einstellige Kursregionen schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Auch ein möglicher Abstieg aus dem TecDAX wurde am Markt diskutiert. Doch es kam anders, in den vergangenen Monaten stabilisierte sich der Tech-Wert zwischen 1,40 Euro bis 1,80 Euro. Auch wenn die Kölner nach der letzten Gewinnwarnung von Mitte Oktober viel Kredit verspielt haben, sind die Aussichten im neuen Börsenjahr nicht so schlecht, wie der Kurssturz suggeriert.
Auf Seite 2: Warum QSC durchstarten könnte
Trotz der enttäuschenden Geschäftsentwicklung bestätigte das Management für das Geschäftsjahr 2014 eine Dividende von mindestens 0,10 Euro je Aktie auszuschütten. Klingt nach wenig, entspricht aber bezogen auf den geringen Aktienkurs einer Rendite von stolzen sechs Prozent. Kaum ein Wert auf dem heimischen Kurszettel bietet mehr - auch wenn das Risiko hier natürlich sehr hoch ist. Zudem ruhen große Hoffnungen auf dem umfassenden Restrukturierungsprogramm, mit dem QSC massiv Kosten einsparen möchte.
Als Kursturbo könnten sich zudem laufende Gespräche mit United Internet über den Kauf von Netzwerk-Ressourcen erweisen. Da sich Teile der beiden Netze gut ergänzen, sind die Chancen für den Deal recht gut. United Internet punktet nach dem im September erfolgten Kauf von Versatel mit einer starken lokalen Glasfaser-Infrastruktur, QSC bietet eines der größten deutschen Telekommunikationsnetzwetze für Geschäftskunden. Künftig will sich QSC verstärkt auf IT-Dienstleistungen und Beratung fokussieren. Die möglichen Einnahmen könnten direkt in die Neuausrichtung fließen, eine perfekte Gelegenheit. Nach Berechnungen von Lampe-Analyst Wolfgang Specht könnte QSC Kosteneinsparungen von 18 Mio. Euro erzielen, wenn United Internet die Ressourcen zum Buchwert übernimmt und QSC die benötigten Netzkapazitäten in Form von 50 Prozent der laufenden Kosten mietet.
Zudem gab es zuletzt endlich wieder gute Nachrichten beim operativen Geschäft. So verlängerten Fressnapf und die Stadtwerke Neumünster ihren Vertrag. Auch der Personalwechsel beim Posten des Finanzvorstands könnte frischen Wind in den Kurs bringen.
Auf Seite 3: Der Blick auf die Charttechnik
Technisch eroberte die Aktie zuletzt erstmals seit gut einem Jahr wieder ihren 55-Tage-Durchschnitt zurück. In den vergangenen Monaten waren mehrere Versuche gescheitert. Dennoch ist der Trend auf nahezu allen Zeitebenen unverändert abwärts gerichtet. Positiv bleibt aber festzuhalten, dass bisher die Unterstützung im Bereich um 1,30 Euro bis 1,40 Euro hält.
Spekulationen auf steigende Kurse eignen sich daher nur für sehr mutige Anleger. Mindestens ebenso attraktiv sind Discount-Papiere, die aufgrund der hohen Volatilität der Aktie mit guten Konditionen locken. Die WKN DG2K5L bietet bei einer Laufzeit bis Mitte Dezember 2015 eine Maximalrendite von 11,6 Prozent. Der Schein ist mit einer oberen Begrenzung (Cap) von 1,25 Euro ausgestattet. Ausgehend vom aktuellen Niveau hätte die Aktie rund 24 Prozent Luft nach unten. Die Gewinnschwelle liegt bei 1,12 Euro.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".
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