An diesem Tag findet die Hauptversammlung des größten deutschen Geldhauses statt. Karl Walter Freitag wirft dem Deutsche-Bank-Chef in einem umfangreichen Ergänzungsantrag zur Tagesordnung unter anderem Pflichtverletzungen, Interessenkonflikte und Voreingenommenheit vor. "Herr Sewing ist weder fachlich geeignet noch zuverlässig, eine risikoreiche, weltweit systemrelevante Bank als Geschäftsleiter zu führen", heißt es in dem Antrag. "Ihm ist durch die Aktionäre das Vertrauen zu entziehen."

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat sich in einer ähnlich langen Erklärung hinter Vorstandschef Sewing gestellt. Man halte Sewing unverändert für fachlich geeignet und zuverlässig, und habe vollstes Vertrauen in ihn als Vorstandschef. Der Antrag des Aktionärs Freitag sei dagegen "gespickt mit Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien".

Freitag hatte die Bank in den vergangenen Jahren mehrfach verklagt und die Abberufung des Aufsichtsratschefs Paul Achleitner gefordert. Der 67jährige Kölner gilt als einer der bekanntesten Berufskläger in Deutschland. Freitag gehört zu jenen Aktionären, die oft nur wenige Anteilscheine halten, aber ganze Hauptversammlun­gen blockieren können. "Ich fühle mich dem Aussprechen notwendiger Wahr­heiten verpflichtet", begründet er einmal seine Aktionen. "Dies empfinden einige als Ruhestörung oder Störung ihrer Andachtsregeln. Ich bin be­kennender Bedenkenträger - mit Sicherheit gehöre ich nicht dem ­Verband der Bockwurstaktionäre oder Jubelperser in Hauptversammlungen an."

red/ehr