von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart



Der Deutsche Aktienindex hat eine abenteuerliche, von kursbewegenden Nachrichten geprägte Woche hinter sich, die per Saldo zu stark steigenden Kursen geführt hat. Inwieweit diese externen Faktoren zu einem nachhaltigen Trend führen, muss sich noch zeigen. Momentan sieht es danach aus, als hat der Ausbruch über den seit Sommer 2014 bestehenden Widerstandsbereich bei 10.050/10.100 Punkten den Startschuss für eine neue Rally geliefert.

Der DAX hat im Zuge dieses frischen Aufwärtsimpulses sein kurzfristiges Potenzial nach oben mehr als ausgelotet: Im Regelfall war in den vergangenen Jahren erst einmal Schluss mit den Käufen, sobald der Index sich um mehr als 4,5 bis 6 Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs nach oben abgesetzt hat. Inzwischen beträgt der Abstand bereits mehr als 7 Prozent. Nur in vier Fällen kam es in den vergangenen zehn Jahren zu deutlich stärkeren Extremen, in denen der Index um mehr als 9 Prozent von seinem Mittelkurs nach Norden abgewichen ist. Damit läge die Messlatte heute bei 10.830/10.870 Punkten, falls sich die Rally weiter fortsetzt.

Allerdings hat der DAX seit seinem letzten Zwischentief vor 13 Handelstagen bereits 12,5 Prozent an Wert gewonnen - auch dies ist ein selten großer Anstieg, im zurückliegenden Jahrzehnt waren nur in äußerst seltenen Fällen vereinzelt Werte von knapp 16 Prozent messbar, in der Regel war bei einem Anstieg von acht Prozentpunkten bereits Schluss. Dadurch werden weitere Gewinne nun zunehmend unwahrscheinlicher. Auch wenn sie - bis an das weiter oben errechnete Kursziel - nicht auszuschließen sind, ist das doch keine Grundlage für eine Investition unter kontrollierten Chance-Risiko-Aspekten.

Anleger, die bereits investiert sind, können - bei einem kurzfristigen Zeithorizont - bestehende Positionen jedoch halten und mit engen Stopps absichern, beispielsweise hat sich nun das Areal um 10.585/10.595 Punkten als Unterstützung ausgebildet, auch die in der vergangenen Woche aufgetretene Notierungslücke bei etwa 10.450/10.500 Punkten dürfte sich als erste Orientierungsmarke für potenzielle Nachkäufer anbieten und könnte sich dadurch in eine Unterstützung verwandeln. Wer in die laufende Rally noch einsteigen will, sollte mindestens einen leichten Rückschlag in diese Zone abwarten, besser noch Gewinnmitnahmen bis 10.250/10.320 Zähler, wo eine Aufwärtstrendlinie und eine horizontal verlaufende, ehemalige Verkaufszone im Chart zusammen fallen und einen markanten potenziellen Wiedereinstiegspunkt bilden.

Chart 2 - DAX-Chart mit Anstiegstempo in 13 Tagen in Prozent



Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.



Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3).

Wird das Angebot mittelfristig noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 11.000 bis maximal rund 11.500 Zähler errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 13 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

www.index-radar.de