Das zweite große Sorgenkind der Bank ist das Geschäft in Ungarn. Die dortige Regierung zwingt Finanzinstitute, rückwirkend Zinsen und Gebühren für die umstrittenen Fremdwährungskredite zu senken. Im laufenden Jahr erwartet die RBI dadurch nun Kosten von bis zu 240 Millionen Euro und nicht wie noch zuletzt gedacht von bis zu 160 Millionen Euro. Einen Großteil davon will die Bank im zweiten Halbjahr verbuchen.
Für die RBI ist der Verlust eine Zäsur. Selbst während der Finanzkrise hatte die Bank in keinem Jahr rote Zahlen geschrieben, wie Raiffeisen-Banker stets stolz betont hatten. Nach dem ersten Halbjahr kam die Bank noch auf einen Nettogewinn von 344 Millionen Euro. Doch auch das bereits vor längerem angestoßene 600 Millionen Euro umfassende Sparprogramm kann die Ergebnisse nicht retten.
Das Institut gehört mehrheitlich dem Raiffeisen-Spitzeninstitut Raiffeisen Zentralbank, das wiederum in Besitz der regionalen Raiffeisen Landesbanken (RLBs) steht. Sie haben in der Vergangenheit von teilweise hohen Dividendenzahlungen profitiert. Ob die RBI auch für das laufende Jahr eine Dividende ausschütte, sei noch nicht entschieden, erklärte eine Sprecherin. Die Landesbanken rechnen jedoch offenbar nicht damit: Die RLB Niederösterreich-Wien erklärte am Dienstag, die Verluste der RBI würden auch "negative Auswirkungen" auf ihren eigenen Gewinn haben. Details nannte die Landesbank, die auch am Banken-Gesundheitscheck teilnimmt, nicht. Die RLB Steiermark teilte mit, negative Auswirkungen auf ihr eigenes Ergebnis seien "nicht auszuschließen"
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NÄCHSTES JAHR WIEDER GEWINN
Die Raiffeisen Bank International will nach den erwarteten Verlusten rasch wieder in die Gewinnzone zurückkehren: Für 2015 erwarte die Bank einen Gewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich, erklärte das Institut. Dennoch drosseln die Probleme den Optimismus der RBI auch längerfristig. Der Return on Equity vor Steuern werde mittelfristig bei rund 14 Prozent und nicht wie zuletzt erwartet bei rund 15 Prozent liegen, erklärte die Bank.
Die RBI ist mit ihren Problemen jedoch nicht allein: Auch die österreichischen Erste Group musste ihre Prognose im Juli wegen anhaltender Probleme in Ungarn und Rumänien revidieren und erwartet für das laufende Jahr einen Rekordverlust von 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro. Die größere Konkurrentin UniCredit Bank Austria rutschte wegen milliardenschwerer Abschreibungen im vergangenen Jahr tief in die Verlustzone.
Reuters