von Axel Retz

Gestern und auch vorgestern gab es wieder einmal die gewohnten "überraschend positiven" Konjunkturdaten aus den USA. Der IWF hingegen warnte am Montag vor einer langen "Durststrecke" für die US-Konjunktur, wobei er in ungewohnter Deutlichkeit auch die Situation am Arbeitsmarkt und die fortbestehenden Risiken am Immobilienmarkt ansprach und die Wachstumserwartungen für das laufende Jahr von 2,8 auf 2,0 Prozent senkte. Fragt sich nur, auf was sich selbst diese Erwartung stützt. Dass sich die für das amerikanische BIP zu rund drei Vierteln verantwortliche Binnennachfrage angesichts der Vermögensverteilung (s. meine Kolumne der letzten Woche) unmöglich positiv entwickeln kann, ist das Eine. Konsum steht und fällt mit der Kaufkraft der Konsumenten - und zwar nicht der der oberen zehn Prozent der Reichsten, sondern der der sgn. breiten Masse. Legt die sgn. "Elite" daran Hand an, gräbt sie sich auf Sicht das eigene Wasser ab. Aber wie sieht es im Außenhandel der USA aus, der ja im Vergleich etwas zu Deutschland, China oder Japan traditionell eine eher untergeordnete Rolle spielt? Sehen Sie sich einmal die Entwicklung der US-Handelsbilanz mit China und Deutschland seit 1985 an.

Quelle: www.markt-daten.de

Unter "üppig" verstehen auch Sie vermutlich wahrlich etwas anderes. Das hier sieht nur noch desolat aus. Gegenüber der BRD ist die Handelsbilanz im April (neuere Daten gibt es noch nicht) auf ein 30 Jahrestief abgerutscht, im Verhältnis zu China gab es in diesem Monat zwar kein neues Tief, dafür bewegt sich das Niveau hier auf einem noch viel schlimmerem, negativen Level. Wenn Sie wissen, aus was die US-Ökonomen (wieder einmal) ihren Optimismus schöpfen oder mit welchen Fakten die Federal Reserve ihren weiteren Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm rechtfertigt, lassen Sie es mich bitte wissen. Die USA - und auch das stand so im Bericht des IWF vom Montag - sehen sich mit dem Problem wachsender Verarmung konfrontiert. Und damit stehen sie ja bekanntermaßen keineswegs allein, auch wenn Frau von der Leyen diese Botschaft kraft ihres letzten Amtes ja noch zu unterdrücken verstand. Eine gesunde Volkswirtschaft kann eine Umverteilung von unten nach oben nur bis zu einem bestimmten Schwellenwert vertragen. Danach hört sie auf, gesund zu sein. Dass diese Umverteilung zusammen mit der Nullzinspolitik der Notenbanken dem Thema Altersarmut für die kommenden Jahrzehnte eine völlig neue Dimension aufs Auge drücken wird, ist ein Thema, gegenüber dem die heutige Politik sich verhält wie die berühmten der Affen. Und der Bogen, den die Medien um diese Problematik machen, ist so groß wie das Universum. Und das dehnt sich ja bekanntermaßen aus. SIE können diesem Dilemma durchaus entkommen. Aber nur, indem Sie sich den aktuellen Profiteur und künftigen Prügelknaben des Notenbank-Wahnsinns zum Verbündeten machen. Mehr dazu später.

Auf Seite 2: Und was macht das "Smart Money"?

Und was macht das "Smart Money"?

Großanleger mit entsprechend großem Markteinfluss bewegen natürlich ganz andere Summen als Kleinanleger. Und das hinter ihnen stehende oder in ihnen versammelte Know-how führt nach dem allgemeinen Verständnis dazu, dass diese Anleger die Wenden des Marktes auch frühzeitig kommen sehen.

Diese Theorie hat etwas, wie Sie im nächsten Chart sehen werden: Die Barreserven beispielsweise der deutschen Aktienfonds waren immer recht gute Kontraindikatoren der zu erwartenden Kursbewegungen.

In der Tat waren die Barreserven der Aktienfonds immer kurz vor den wichtigen Abwärtstrendwenden des Marktes voll ausgeschöpft. Zur Jahreswende 2000, zur Jahreswende 2007 und im Herbst 2010. Sieht man sich den aktuellen Stand dieses Indikators an, mag er vielleicht nicht ausgesprochen bearish aussehen, ganz gewiss aber auch nicht bullish.

Was die Nachfrage nach Börsenkrediten betrifft (einen der zuverlässigsten Indikatoren, die wir haben), hat sich im Wochenvergleich nichts geändert.

Um diesen Chart recht zu verstehen: Die hier erfassten "Börsenkredite", also die Bereitschaft, bestehende Positionen auf Kredit weiter auszubauen, erfasst nur Großanleger. Nur sie sind hier ja auch meldepflichtig. Aber wie Sie sehen, ist die Nachfrage dieser Klientel sowohl bei allen Aufwärts- als auch bei allen Abwärtswenden seit langem ein sehr, sehr zuverlässiger Indikator. Und aktuell hat der halt eine Wende nach unten vollzogen.

Auf Seite 3: Shanghai Composite: Risiko bleibt

Shanghai Composite: Risiko bleibt

Den Shanghai Composite hatten wir uns ja erst in der letzten Woche angesehen. Und aus gegebenem Anlass ist er sicher eine erneute Abbildung wert:

Denn hier muss es nun zu einer Entscheidung kommen. Entweder gelingt dem Index jetzt der Ausbruch über die vom Herbsthoch 2010 ausgehende Abwärtstrendgerade oder aber es kommt zum Bruch der seit Ende 2012 etablierten, horizontalen Unterstützung nahe der auch psychologisch wichtigen 2.000er Marke. Egal, welche Richtung sich hier durchsetzt: Der chinesische Aktienmarkt hat mittlerweile genug an Bedeutung gewonnen, um auch auf andere Aktienindizes eine starke Signalwirkung auszuüben. Und: Sollten sich hier tatsächlich die Bären durchsetzen, droht dem Index evtl. sogar keine Kurshalbierung.

Auf Seite 4: Währungen: Ready for take off

Währungen: Ready for take off

Heute Abend steht die Zinsentscheidung der Federal Reserve an. Eine weitere Absenkung der monatlichen Anleihekäufe um 10 Mrd. US-Dollar gilt dabei als sicher. Wichtiger wird sein, ob Janet Yellen entschlüsselbare Zwischentöne von sich gibt, die Rückschlüsse auf evtl. weitere geldpolitische Maßnahmen der Federal Reserve erlauben. Neben den Aktienmärkten ist das aktuell vor allem für den Devisenbereich höchst interessant. Denn viele Währungspaare stehen nun an charttechnischen Entscheidungsmarken.

Im Wochenvergleich hat sich EUR/USD nur minimal bewegt. Der Kurs notiert nun klar unterhalb des 200 Tage-GD (im Wochenchart GD 40) und punktgenau auf der seit Herbst 2012 bestehenden Aufwärtstrendlinie. Der aus meinem Kapitalschutz-Brief entlehnte KSB-Trendindikator hat allerdings jetzt knapp in den Minusbereich gewechselt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs jetzt nach unten abdreht, erscheint daher erheblich größer als ein Ausbruch nach oben.

Nicht minder spannend geht es aktuell bei EUR/JPY zu. Auch hier ist der Kurs nun knapp unter den 200 Tage-GD gefallen und sitzt nun punktgenau auf der durch das Dreifachhoch 2009 definierten Unterstützung auf. Auch hier steht der KSB-Trendindikator nun Spitz auf Knopf, so dass eine neue Trendentscheidung unausweichlich sein dürfte.

Erheblich bullisher als EUR/USD und EUR/JPY präsentiert sich zurzeit GBP/USD. Hier besteht seit Sommer letzten Jahres ein klarer Aufwärtstrend, innerhalb dessen sich der Kurs deutlich vom 200 Tage-GD nach oben abgesetzt hat. Der nächste Widerstand bei 1,70 liegt nun in unmittelbarer Reichweite. Meistert der Kurs diese Hürde, ist hier ordentlich Luft nach oben.

Wenn Sie meine Einschätzung zum Markt, aber auch zum politisch-wirtschaftlichen Umfeld immer schon samstags in Ihrem Postfach haben wollen, melden Sie sich bitte einfach unter https://www.private-profits.de/newsletter.html zum Bezug meines kostenlosen wöchentlichen Newsletters an.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

www.private-profits.de

www.moneyversum.de

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.