"Die Konjunkturerholung hängt von der Unterstützung der Regierung ab", sagte Analyst Chang Jian von Barclays Capital in Hongkong. "Die Regierung kann nun wählen, ob sie entweder ein langsameres Wachstum hinnimmt oder noch mehr Hilfen durchdrückt." Im Kampf gegen eine Abkühlung hat der Staat seine Kassen geöffnet: Seine Ausgaben erhöhten sich allein im Juni um 26,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 1,65 Billionen Yuan (195 Milliarden Euro). Mit dem Geld wird beispielsweise der Ausbau des Schienennetzes beschleunigt. Mehr Mittel fließen auch in den Wohnungsbau. Gleichzeitig reichten die Banken 1,08 Billionen Yuan (128 Milliarden Euro) an neuen Krediten aus, 20 Prozent mehr als erwartet. Dadurch wuchs die Wirtschaft trotz schwächelnder Exporte und einer Abkühlung am Immobilienmarkt etwas schneller.
KOMPLIZIERTE LAGE
Das Statistikamt bewertet die Aussichten dennoch zurückhaltend. "Wir können nicht blind optimistisch sein, denn die aktuelle Lage ist ziemlich kompliziert", sagte Sprecher Sheng Laiyunfor. "Die traditionellen Industrie befindet sich in Anpassungen, und die können noch einige Zeit schmerzhaft sein. Die Konjunktur hat weiter Gegenwind." Die Staatsführung will die Wirtschaftsstruktur verändern und nimmt dafür kurzfristig Rückschläge in Kauf - solange genügend Jobs geschaffen werden. Sie will vor allem den Konsum stärken, um unabhängiger von ausländischen Investitionen und Exporten zu werden.
In einem weiteren Anzeichen, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft an Schwung gewinnt, legte die Industrieproduktion im Juni um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Auch das lag leicht über den Erwartungen von Analysten.
Die Regierung in Peking rechnet offiziell mit Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr um mindestens 7,5 Prozent. Nach Einschätzung von Volkswirten könnte sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren erheblich verlangsamen. 2015 dürfte das BIP demnach noch um etwa sechs Prozent und danach nur um rund fünf Prozent zulegen.
Reuters