Zwar habe es schon früher kurze Visiten gegeben, jetzt hätten die Kontrolleure den Händlern aber monatelang über die Schulter geschaut und die Banker auch zur Änderung ihrer Strategien gedrängt. So sollten sie insgesamt weniger und mit einer niedrigeren Gewinnspanne handeln. Ziel sei es, Schwankungen der Landeswährung zu begrenzen.

Die zuständige Aufsichtsbehörde erklärte dazu, sie habe Marktteilnehmer schon immer bei einem "vernünftigen Handel unterstützt". Dabei gehe es um Integrität, Fairness, Ordnung und Effizienz des Devisenmarkts, hieß es einer per Fax übermittelten Stellungnahme. Seit Monaten nehmen die chinesischen Behörden Branchen wie den Immobilien- und den Technologiesektor immer stärker an die Kandare, um Finanzrisiken im Zaum zu halten. Einige Beobachter sprechen gar von einer Mini-Revolution, mit der der mächtige Staatschef Xi Jinping die Auswüchse des Kapitalismus beschneiden und das Land zu seinen sozialistischen Wurzeln zurückführen will.

Beim jüngsten Vorstoß im Währungshandel dürfte Experten zufolge die Stabilisierung des Yuan eine zentrale Rolle spielen. Schließlich hat die chinesische Zentralbank seit Mitte September netto 750 Milliarden Yuan (rund 99,4 Milliarden Euro) in das Bankensystem gepumpt. Hintergrund der Maßnahme ist die Furcht, dass die Schuldenkrise des Immobilienriesen Evergrande und wiederholte Stromausfälle die Wirtschaft in die Tiefe reißen könnten.

ZENTRALBANK WARNTE WIEDERHOLT VOR SPEKULATIONEN MIT DEVISEN


Doch zu viel Geld im System könne eben auch Spekulation befeuern, sagt Ken Cheung, Devisenstratege bei der Mizuho Bank in Hongkong. "Die Zentralbank hat wiederholt betont, dass nicht auf die Auf- oder Abwertung der Währung zu wetten sei." Banken in Hongkong sind nicht Teil des Interbanken-Devisenhandels in der Volksrepublik, der den Insidern zufolge ebenfalls eingeschränkt werden soll. Dabei habe gerade dieses Geschäft lange als Ehrensache der führenden Institute gegolten, um den Markt mit Liquidität zu versorgen, sagte ein Vertreter eines solcher marktbestimmenden Geldhäuser. "Jetzt bekommt man Anrufe, wenn man zu viel handelt."

Unter dem Druck der Behörden verzichten Broker bereits seit einiger Zeit darauf, sonst routinemäßig veröffentlichte Prognosen für Devisen abzugeben. Einige Banken haben zudem stillschweigend Angebote für Kleinanleger zum Handel mit Währungen eingestellt. Das Geschäft brachte den Instituten nicht viel ein, dürfte aber der Aufsicht wegen der Spekulationsgefahr ein Dorn im Auge gewesen sein.

Die zuständige Behörde erklärte, sie habe die Geldhäuser nicht zum Rückzug aus dem Bereich angewiesen. Die inzwischen erfolgten öffentlichen Erklärungen von Größen wie der Industrial and Commercial Bank of China oder der China Merchants Bank ähnelten sich aber deutlich: Der Schritt sei notwendig geworden, um auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren, hieß es aus beiden Häusern.

rtr