Am 30. Oktober ist Weltspartag. 2019 droht an diesem traditionsreichen Tag das böse Erwachen. Möglicherweise führen viele weitere Banken bis dahin Strafzinsen ein. Zu diesem unkonventionellen Schritt veranlassen könnte sie die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer erneuten Lockerung der Geldpolitik. Eine Option stellt für die EZB dabei die Senkung des ohnehin bereits negativen Zinssatzes für Einlagen der Banken dar. Als Reaktion darauf könnten diese versuchen, die steigende Belastung an ihre Kunden weiterzugeben - sei es in Form von höheren Gebühren oder Strafzinsen auf Spar- oder Girokonten.
Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung am 12. September setzen sich Politiker öffentlichkeitswirksam für den deutschen Kleinsparer ein. Beispielsweise möchte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Strafzinsen für Beträge bis 100 000 Euro verbieten lassen. Die Betroffenen sollten sich nicht auf derartige Ankündigungen verlassen. Zumal selbst ein Einschreiten des Staates nichts am grundsätzlichen Dilemma ändern würde: Mit den traditionellen und sicheren Sparformen ist nichts mehr zu holen.
Zwei Wege, ein Ziel
Umso mehr lohnt es sich, Auswege aus dem Zinstief zu suchen. Eine echte Alternative bieten mit Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs) bestückte Sparpläne. Beide Produktarten ebnen den Weg in das breite Spektrum der Kapitalmärkte. Beim klassischen Investmentfonds ist das Management für die Zusammensetzung des Portfolios zuständig. Es sucht permanent nach den aussichtsreichsten Wertpapieren. Dagegen folgen die auch als börsengehandelte Indexfonds bezeichneten ETFs einer bestimmten Benchmark. Egal, ob aktiv oder passiv: Fonds gibt es auf Aktien, Anleihen oder Rohstoffe. Misch- oder Multi-Asset-Fonds setzen gleichzeitig auf mehrere Anlageklassen.
Nun kann man auf einen Schlag in Fonds und ETFs investieren (was Onlinebroker hier bieten, lesen Sie ab Seite 88); wer jedoch langfristig Geld zur Seite legen möchte, kann auch auf Sparpläne setzen. Dabei wird regelmäßig ein bestimmter Betrag in einen Fonds oder ETF gesteckt. Ins Volk der Börsianer kann man sich hier oft bereits ab 25 Euro im Monat "einkaufen". Gerade Direktbanken buhlen mit günstigen Konditionen und einfacher Umsetzung um das Kapital der Sparer. Das Onlineformular für die Depoteröffnung ist rasch ausgefüllt. Nach einer in der Regel auch über das Internet möglichen Identitätsfeststellung kann es losgehen. Dann reichen ein paar weitere Klicks, um einen Sparplan einzurichten.
Direktbanken bieten bis zu mehrere Tausend sparplanfähige Fonds und ETFs an. Dabei fallen in der Regel nur geringe und meist pauschale Ordergebühren an. Bei speziellen, zusammen mit den Investmenthäusern umgesetzten Aktionen verzichten die Banken für bestimmte Produkte und über einen gewissen Zeitraum sogar auf den Obolus. Das Segment wächst kräftig. Beispielsweise zählen die führenden Onlinebroker laut einer Erhebung des Portals extraETF.com mittlerweile mehr als eine Million ETF-Sparpläne. Gleichwohl scheut die Mehrheit der Deutschen gerade vor Aktienprodukten zurück.
Dabei machen aktuelle Zahlen des Fondsverbands BVI die langfristigen Stärken dieser Anlageklasse deutlich. Auf Sicht von 30 Jahren haben Fonds auf deutsche Aktien im Schnitt sechs Prozent im Jahr abgeworfen. Bei einer Anlage in international agierende Pendants kamen sogar noch 0,4 Prozentpunkte mehr raus. Naturgemäß konnten weder Renten- noch Mischfonds damit Schritt halten (siehe Grafik rechte Seite). Die Pyramide auf den Seiten 12 und 13 münzt das Resultat der deutschen Aktienfonds in einen konkreten, 30-jährigen Sparplan um. Bei einer Einzahlung von 100 Euro monatlich hätte sich das insgesamt beiseitegelegte Kapital weit mehr als verdoppelt. Selbst bei einer auf fünf Prozent schrumpfenden Rendite würde das reichen, damit der Sparer beispielsweise 20 Jahre lang in den Genuss einer üppigen zusätzlichen Monatsrente von mehr als 600 Euro kommt.
Natürlich lassen sich diese historischen Ergebnisse nicht einfach in die Zukunft übertragen. An der Börse gibt es, anders als beim Sparbuch, keine Kapitalgarantie. Gegen die unterschiedlichen Gefahren wappnen sich Anleger am besten mit einer möglichst breiten Streuung der Mittel.
Bei der Produktauswahl spielt das Alter eine wesentliche Rolle. Berufseinsteiger haben am Ende des Monats zwar für gewöhnlich nicht allzu viel Geld übrig. Dafür können sie in die Vollen gehen und vergleichsweise viel in Aktien investieren. Die "Best Ager" haben mehr Kapital, sollten es aber mit Blick auf den Ruhestand auch an der Börse allmählich etwas gemächlicher angehen lassen - oder damit anfangen, für ihre Kinder oder Enkel zu sparen. BÖRSE ONLINE hat das Fonds- und ETF-Universum nach aussichtsreichen Lösungen durchforstet. In den unten stehenden Artikeln stellen wir Produkte vor, mit denen jede der drei Altersgruppen dem Weltspartag recht gelassen entgegenblicken kann.
Kinder: Große Chancen für die Kleinen
Zugegeben: Große Begeisterung dürfen Eltern nicht erwarten, wenn sie dem Kind zum Geburtstag oder an Weihnachten den Depotauszug vor die Nase halten. Im Vergleich zu einem Computerspiel oder Fahrrad ist ein derartiges Geschenk "mega uncool". Mit etwas Glück dankt einem der Nachwuchs allerdings in späteren Jahren diese Idee.
Bei vielen Banken lassen sich spezielle Kinderdepots kostengünstig einrichten. Dazu reichen meist die Geburtsurkunde oder der Personalausweis sowie eine Steueridentifikationsnummer (ID) des Kindes. Interessant kann der frühzeitige Vermögensaufbau auch aus steuerlicher Sicht sein. Die Kleinen können bei Kapitalerträgen die üblichen Freibeträge voll nutzen.
Heimat und Exotik
Gerade in frühen Jahren ist eine starke Fokussierung auf Aktien sinnvoll. Schließlich bleibt genügend Zeit, um zwischenzeitliche Korrekturen auszumerzen. Auf der ETF-Seite würden wir dem Sprössling den DAX ins Depot legen. Zwar macht der Handelsstreit den 30 größten deutschen Börsenunternehmen gerade ziemlich zu schaffen. An der überzeugenden langfristigen Bilanz der ersten Börsenreihe ändert das allerdings kaum etwas.
Für die nötige Exotik im Kinderdepot sorgt der MSCI Emerging Markets. In diesem Index sind knapp 1200 Aktien aus 26 Schwellenländern zu finden. Gerade weil China hier den Ton angibt, ist der Zank zwischen dem Reich der Mitte und den USA auch für diesen Index eine Belastung. Daran, dass die wirtschaftliche Aufholjagd der Emerging Markets weitergeht, bestehen dennoch kaum Zweifel. Dem Wandel der Welt verschreibt sich auch der Deka-GlobalChampions. Das Management dieses aktiven Investmentfonds setzt auf international agierende Marktführer. Aktuell geben dabei IT-Größen wie Microsoft oder Apple den Ton an. Offenbar haben die Verantwortlichen ein Gefühl für den Puls der Zeit: Seit der Auflage Anfang 2006 hat sich das Portfolio annähernd verdoppelt und damit den globalen Aktienmarkt klar geschlagen.
Mit starken Resultaten überzeugt auch der FvS Multiple Opportunities. Seit knapp zwölf Jahren steuert Manager Bert Flossbach diesen Mischfonds geschickt durch sämtliche Börsenwirren. Neben Aktien und Anleihen setzt er auch auf die gefragte Krisenwährung Gold.
Berufseinsteiger: Mit wenig in die Vollen gehen
Es ist ein ungewohntes und gleichzeitig erhebendes Gefühl, wenn das erste Gehalt auf dem Girokonto eintrifft. Für viele Berufseinsteiger geht damit eine Zeit der finanziellen Entbehrungen zu Ende. Sofern die Ausbildung nicht ein zu tiefes Loch in die Kasse gerissen hat, können sie gleich mal richtig durchstarten.
Sei es der Shopping-Trip nach New York, die Einrichtung für die neue Wohnung oder das nächste Smartphone - gerade in dieser Lebensphase gibt es unzählige Möglichkeiten, dem Konsum zu frönen. Da Berufseinsteiger auch beim Gehalt häufig Luft nach oben haben, bleibt nicht allzu viel für die langfristige Vermögensplanung. Doch lohnt es sich selbst dann, frühzeitig und regelmäßig auf die Chancen der Kapitalmärkte zu setzen. Zumal Sparpläne bei vielen Onlinebrokern bereits ab 25 Euro möglich sind. Sollte es selbst dafür mal nicht mehr reichen, lässt sich die Vorsorge problemlos aussetzen.
Am Puls der Wall Street
Wie in der Freizeit sind die USA auch bei der Geldanlage ein lohnendes Ziel. Der S & P 500 ist ein breit gestreuter Querschnitt der weltgrößten Volkswirtschaft. Im US-Leitindex treffen globale Giganten wie Amazon.com oder Walt Disney auf regionale Erfolgsstorys wie beispielsweise die des kalifornischen Energieversorgers Sempra Energy.
Natürlich darf die Wall Street auch in der Comstage Vermögensstrategie nicht fehlen. Dieser ETF fährt einen Multi-Asset-Ansatz. Neben Aktien setzt er auf Anleihen und Rohstoffe. Einmal jährlich wird der Mix der Anlageklassen auf das Ausgangsverhältnis zurückgesetzt. Ansonsten finden keine Eingriffe in die 2016 lancierte Strategie statt.
Eine Historie von annähernd einem halben Jahrhundert bringt der Allianz Interglobal mit. Seit der Auflage 1971 hat dieser Aktienfonds pro Jahr im Schnitt respektable 6,6 Prozent abgeworfen. Um das Vermögen weiter zu steigern, setzt das Management derzeit verstärkt auf den Gesundheitssektor. Zu den am höchsten gewichteten Einzelwerten zählt der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé.
Auf deutlich kleinere Unternehmen hat sich der Lupus alpha Smaller German Champions spezialisiert. Mit Erfolg: Seit der Auflage vor 18 Jahren fuhr das Management pro Jahr im Schnitt eine prozentual zweistellige Rendite ein.
Vollverdiener: Investieren - aber ganz entspannt
Seit 2006 ist der Begriff "Best Ager" im Duden zu finden. Dem Rechtschreibwörterbuch zufolge steht er für Personen, die "zur anspruchsvollen, konsumfreudigen Kundengruppe der über 40- beziehungsweise 50-Jährigen" gehören. Folgerichtig spielt der Best Ager vor allem im Marketing eine wichtige Rolle. Mit gezielten Kampagnen buhlen die Werbetreibenden um das Geld dieser Alters- und Gesellschaftsgruppe. Anspruchsvoll ist der Best Ager auch an der Börse. Nicht zuletzt der Austausch mit unseren Lesern zeigt, dass er sich intensiv mit den Finanzmärkten auseinandersetzt. Nicht selten kümmert sich diese Personengruppe aktiv um ihr Depot und wählt die aussichtsreichsten Aktien respektive Anleihen selbstständig aus.
Wem dafür Zeit und/oder Muße fehlen, der kann mittels Fonds und ETFs einfach und kostengünstig auf Renditejagd gehen. Eine Order reicht, um das Kapital per Sparplan in den MSCI All Country World Index (ACWI) zu investieren. Diese Benchmark ist eine echte Weltauswahl. Sie umfasst mehr als 2800 Unternehmen aus 49 verschiedenen Ländern. Dabei handelt es sich sowohl um Industrienationen als auch Emerging Markets.
Gerade bei Anlegern mittleren Alters ist das Interesse am heimischen Markt besonders groß. Mit 60 enthaltenen Aktien hat der MDAX doppelt so viele Mitglieder wie der DAX. Seit der jüngsten Indexreform zählen auch Technologiewerte zu dieser erfolgreichen Mid-Cap-Auswahl. Unternehmen wie Bechtle oder Software AG sorgen nun für zusätzlichen Pepp.
Die Mischung macht’s
Global ist der Siemens Balanced unterwegs. Nomen ist bei diesem Mischfonds Omen: Die Kapitalanlagegesellschaft des Münchner Industriekonzerns sucht nach einem ausgewogenen Mix aus Aktien und Anleihen. Obwohl Rentenpapiere traditionell etwas übergewichtet sind, zeigt das Portfolio eine starke Performance.
Stetig nach oben ging es seit der Auflage im Jahr 2011 auch mit dem DJE Zins & Dividende. Dieser Klassiker der Mischfondsszene setzt auf ein recht ausgewogenes Verhältnis der beiden Anlageklassen. Auf der Aktienseite hält das Management Ausschau nach substanz- und dividendenstarken Titeln. In dieses Raster passt momentan beispielsweise der französische Molkereiriese Danone.