Eine weitere positive Überraschung treibt die Kurse an der US-Börse: Der Kreditkartenkonzern Visa hat im letzten Quartal des Jahres 2022 die Gewinnerwartungen übertroffen. Der Weltmarktführer lieferte einen bereinigten Gewinn von 2,18 Dollar pro Aktie, erwartet wurden 2,01 Dollar. Insgesamt fuhr Visa 4,2 Milliarden Dollar Gewinn ein, das waren sechs Prozent Plus zum Vorjahr. Auch beim Umsatz lagen die Amerikaner mit 7,9 Milliarden Dollar über den Schätzungen, die Wall Street-Auguren hatten Visa hier lediglich 7,7 Milliarden zugetraut.
Ein Grund für die erstaunlich üppige Quartalsbilanz war die wieder erweckte Reiselust der Karteninhaber. Der Umsatz, der auf Transaktionen im Ausland zurückging, stieg um 22 Prozent und kurbelte das Umsatzwachstum des Konzerns besonders stark an. Die so genannten „cross-border revenues“ sind für die Kartengesellschaften in der Regel lukrativer als inländische Transaktionen, weil hier höhere Gebühren anfallen. Insgesamt kletterte die Zahl der Transaktionen um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Visa stark – Mastercard etwas schwächer
Die Zahlen von Visa wie auch die des Konkurrenten Mastercard wurden mit großer Spannung erwartet, weil sie tiefe Einblicke in das Ausgabeverhalten der Konsumenten geben. Wie reagieren Verbraucher auf die Inflation, senken Sie ihre Ausgaben? Das Fazit: Die Kunden sparen zwar hier und da beim Einkauf und legen teils weniger teure Waren oder statt Markenartikeln Eigenmarken in den Korb, geben aber für Reisen oder Restaurantbesuche mehr aus – und genießen das Ende der Pandemie.
Die Sorgen, dass die Kartenkonzerne unter einer Rezession leiden würden, verflüchtigen sich damit weiter. Zumal etwa die jüngsten US-Konjunkturdaten besser ausfielen als erwartet. Die Kartenumsätze aus dem vergangenen Quartal messen die Verbraucherstimmung vor einigen Monaten – und da galt die Rezessionsgefahr als deutlich größer.
Die Aktie zog nach den Zahlen nachbörslich an. Der Kursauftrieb dürfte anhalten, denn auch der Reiseverkehr in Asien sollte sich nach der Öffnung in China deutlich beleben. Man sehe die weitere Öffnung mit großer Zuversicht, sagte Mastercard-Chef Michael Miebach. Die Aktie notierte nachbörslich nach den Zahlen etwas schwächer. Mastercard hatte die Konsensschätzungen mit 2,65 Dollar Gewinn pro Aktie ebenfalls übertroffen, allerdings weniger deutlich als Visa. Während der Rivale ein Umsatzwachstum im laufenden Jahr im unteren einstelligen Prozentbereich anpeilt, trauen Analysten dem Primus Visa mehr zu: Acht bis neun Prozent Zuwachs sollen es etwa den Experten von Bloomberg Intelligence zufolge werden.
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