von Franz-Georg Wenner
Chart 1: DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Inzwischen benötigt man selbst im hochaufgelösten Fünf-Minuten-Chart eine Lupe, um die Kursbewegungen der vergangenen Tage unterscheiden zu können. Einige in normalen Börsenphasen kaum erwähnenswerte Signale deuten aber darauf hin, dass die Volatilität schon bald spürbar anziehen sollte. An den Terminmärkten rechnen die Akteure unverändert mit größeren Bewegungen. Der VDAX New als Volatilitätsbarometer steht zum Wochenschluss bei 21,5 / 22 Punkten. Ausgehend von diesem Niveau kam es bereits seit Ende Januar mehrfach zu einem sprunghaften Anstieg des Indikators auf bis zu 25 Punkte. Bleibt das Muster bestehen, wäre spätestens zu Beginn der kommenden Woche mit einem Kurssprung beim DAX zu rechnen.
Bleibt die Frage, in welche Richtung die Kursbewegung erfolgen könnte. Sollte der Index über 11.000 klettern, könnten einige bisher passive oder zu gering engagierte Investoren in den Markt gezwungen werden und so einen Aufwärtsimpuls verstärken. Wie bereits in der Donnerstag-Ausgabe des Index-Radar beschrieben, bleibt die Luft auf der Oberseite wegen der langfristig überkauften Lage grundsätzlich eher dünn. Bereits ab einem Kursniveau von 11.200 wäre der DAX auch im kurzfristigen Bereich wieder überkauft. Das maximale Potenzial liegt unverändert bei 11.600.
Für einen Sprung Richtung Norden spricht auch die Tatsache, dass der Index seit drei Tagen steigende Tagesschlusskurse aufweist und seit dem 10. Februar eine Serie von höheren Tagestiefs. Nur das Handelsvolumen fällt weiterhin gering aus. Allerdings ist dies auch nicht sonderlich überraschend, denn an der kritischen Grenze und vor dem Hintergrund der angespannten politischen Lage mit Griechenland traut sich derzeit kaum ein Akteur mit größeren Positionen in den Markt. Sollte es allerdings zum Ausbruch kommen, muss das Volumen spürbar anziehen. Erst wenn wieder viel Kapital in den Markt strömt, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine nachhaltige Bewegung.
Bedingt durch die Gespräche mit Athen müssen Trader zudem mit Fehlsignalen rechnen. Bereits am Donnerstag zeigte sich dies recht deutlich. Zunächst führte der Antrag auf Verlängerung der Finanzhilfen zu einer frischen Bestmarke beim DAX. Berlin lehnte das Angebot jedoch postwendend ab und der Index büßte innerhalb von Sekunden die gesamten Tagesgewinne wieder ein. Anschließend setzte erneut eine Erholung ein. Mit ähnlichen Reaktionen ist so lange zu rechnen, bis ein Schlussstrich unter die Causa Griechenland gezogen werden kann. Bereits investierte Anleger sollten daher zwingend ihr Risiko unter Kontrolle behalten und nicht zu aggressiv im Markt engagiert sein. Für (größere) Positionen im Gewinn bieten sich mehrere Stoppkurse an, um nicht bei einem Fehlausbruch komplett aus dem Markt gespült zu werden. Hier erscheinen für kurzfristig ausgerichtete Positionen Absicherungen unter den nächsten Haltemarken bei 10.760 oder 10.540 vorteilhaft. Neue Engagements sollten hingegen nur noch mit kleinen Summen eröffnet werden.
Auf Seite 2: Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Nach der starken Rally, die im Oktober 2014 startete, ist das Potenzial nach oben beschränkt. Der in den vergangenen Jahren gemessene maximale Abstand zur 21-Tage-Linie (dem Monatsdurchschnittskurs) des DAX beträgt knapp über neun Prozent - ein Extremwert, der im zurück liegenden Jahrzehnt nur in vier Fällen erreicht wurde, meist nach stärkeren Korrekturen. Zuletzt notierte der Index Ende Januar mehr als acht Prozent über seinem Durchschnitt, was bereits auf eine massive Überhitzung des Marktes hin deutet.
Das letzte Mal war der DAX im Herbst 2011 so überkauft. Damals schlugen die Kurse anschließend fast in gleichem Maße nach unten aus und fielen um 8 Prozent unter ihren Monatsmittelpreis. Umgerechnet auf das aktuelle Kursniveau ergäbe sich daraus beträchtliches Korrekturpotenzial bis fast an die 9900er-Marke. Es gibt zwar keine Wiederholungsgarantie, doch folgt auf eine Übertreibung in eine Richtung häufig auch ein stärkerer Ausschlag zur Gegenseite - das ist mehr oder weniger ein Gesetz der Marktphysik und lässt sich auch mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen. Anleger mit längerem Zeithorizont sollten entsprechend vorsichtig agieren und nicht zwangsläufig jetzt frisches Kapital investieren. Es ist aus dem oben geschilderten Blickwinkel wahrscheinlich, dass wir auf absehbare Zeit noch einmal tiefere Indexstände zu sehen bekommen.
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Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.000 bis 11.650 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.800er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Auf Seite 4: Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
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Tabelle Unterstützungen und Widerstände
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Trading-Ideen
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.
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