Rentenfondsmanager wie Paul Read, Co-Rentenchef von Invesco, haben es derzeit nicht leicht. Renditen finden sie allenfalls nur noch mit der Lupe. Daher ist er sehr vorsichtig bei dem, was er tut. "Derzeit hat man als Rentenfondsmanager einfach einen lausigen Job", sagt er. Read hat in den vergangenen Monaten daher bereits die Risiken in seinen Fonds zurückgefahren. Er geht davon aus, dass es in nächster Zeit sehr ungemütlich für Anleihebesitzer werden könnte. Daher hat er inzwischen eine größere Cashposition aufgebaut, für die Zeit, in der es vielleicht günstigere Anleihekurse geben könnte.
Er schaut gebannt über den großen Teich, was die US-Notenbank macht. Sollte, wie von vielen erwartet, ihre Bilanz schrumpfen, könne es zu starken Reaktionen am Zinsmarkt kommen. "Niemand ist auf eine um 100 Basispunkte höhere Rendite vorbereitet. Dann kommt es zu einer stärkeren Disruption am Markt", sagt Read. Er hat den European High Income Fonds schon vorausschauend auf unruhige Zeiten ausgerichtet. High-Yield-Bonds hat er etwas reduziert und Investment-Grade-Anleihen sowie Liquidität aufgestockt.
Allerdings wundert sich Read immer wieder darüber, wie teuer alles ist. Derzeit findet er eher die weniger schlechten als die tollsten Anlagemöglichkeiten. "Die EZB hat mit dem Kauf von Unternehmensanleihen auch diesen Markt auf den Kopf gestellt", sagt Read. Dadurch notieren viele Emittenten auf Niveaus, die fundamental nicht zu vertreten seien. "Durch die Absorption von Unternehmensanleihen von täglich 300 Millionen Euro werden die Renditen durch die ganze Kapitalstruktur hindurch deutlich geringer. Daher bekommt man nun selbst bei nachrangigen Anleihen kaum Zinsen", klagt Read. Zumal die Notenbank auch Anleihen vieler nicht wirklich gut dastehender Unternehmen gekauft hätte. Read sieht dieses Vorgehen als klare Manipulation der Anleihemärkte. Daher mag er aktuell den US-Anleihemarkt lieber.
"Er ist am wenigsten manipuliert, da die Fed keine Firmenbonds gekauft hat," sagt er. Deshalb geht Read davon aus, dass es bei einer Disruption des Anleihemarktes bei US-Papieren zu geringeren Preisanpassungen als in der Eurozone kommen sollte. Angesichts der auch schon derzeit höheren Zinsen in den USA erwartet er, dass die Fed genug Käufer finden wird. Denn Read beobachtet eine starke Nachfrage nach Papieren mit höheren Kupons. So lancierte, laut dem Invesco-Experten Julius Bär, Anfang September eine nachrangige AT-1-Anleihe mit einem Kupon von 4,75 Prozent.
"Sie hatte ein Volumen von 300 Millionen Dollar. Es gab aber Nachfrage für 15 Milliarden US-Dollar", weiß Read. Von einem zu starken Engagement in Schwellenländeranleihen als Zinsalternative rät er hingegen ab. Er sei wie schon immer vorsichtig, was die Schwellenländer angeht. Read findet, dass das Risiko derzeit nicht ordentlich entlohnt wird.