Die Zehn-Jahres-Rendite von deutschen Bundesanleihen verzeichnet ein Rekordtief nach dem anderen und notiert aktuell bei rund minus 0,71 Prozent. Anleihen im Gegenwert von mehr als 15 Billionen Euro notieren mit einer negativen Rendite. Dies entspricht circa 30 Prozent des weltweiten Volumens an Anleihen mit Investment Grade (IG). Betrachtet man lediglich den Euro-IG-Markt, erhöht sich der Anteil der Anleihen mit einer negativen Rendite auf 40 Prozent. Dieses Umfeld stellt institutionelle Anleger mit Direktanlage vor größte Herausforderungen.
Ohne Abstriche bei der Kreditqualität oder Liquidität zu machen, ist es kaum mehr möglich, auskömmliche Renditen zu erwirtschaften. Daher ist es wichtig, in einer risikokontrollierten Art und Weise auf ein breiteres Investmentuniversum zuzugreifen. Dies erfordert häufig die Auslagerung eines Teils der Direktanlagen mittels eines sogenannten Buy-and-Maintain-Mandats mit einem externen Assetmanager.
Mit Buy & Maintain durch die Niedrigzinslandschaft
Buy & Maintain (B & M) ist im Grundgedanken an Buy & Hold angelehnt und setzt darüber hinaus auf eine fortlaufende Überwachung des Kreditrisikos. Das Ziel einer B & M-Strategie ist der Aufbau eines breit diversifizierten Fixed-Income-Portfolios mit Emittenten, die als langfristig fundamental stark und nicht von Zahlungsausfällen betroffen erachtet werden. Die Umschlagshäufigkeit in einem B & M-Portfolio wird auf diese Weise gering gehalten - getreu dem bekannten Kapitalmarkt-Motto "Hin und her macht Taschen leer".
Anleihen werden mit dem Ziel gekauft, sie bis zur Endfälligkeit zu halten, nur Rückzahlungen wie Kupons und auslaufende Anleihen müssen im Idealfall wieder angelegt werden. Damit ist der Vergleich mit einer Kapitalbenchmark - also etwa Renten-Indizes - obsolet. Die Qualität des Assetmanagers bemisst sich dann an der Entwicklung der Kreditqualität im Portfolio im Vergleich mit dem am Anfang festgelegten Investmentuniversum.
Ein B & M-Portfolio vermeidet zusätzlich Konzentrationsrisiken und unerwünschte Emittenten. Die langfristige Kreditqualität steht im Vordergrund.
Der Aufbau eines B & M-Portfolios geht von den kundenspezifischen Anforderungen aus und wird in Bezug auf Kreditrisiko, Duration, Währungen und Nachhaltigkeitskriterien zusammengestellt. Zusätzlich ist es möglich, das Portfolio so zu konstruieren, dass sich Kupon und Fälligkeiten am Auszahlungsprofil der Verpflichtungsseite orientieren. So lassen sich zum Beispiel negativ verzinste Cash-Bestände im Portfolio auf ein Minimum reduzieren.
B & M-Strategien ermöglichen dem Anleger den Zugriff auf ein großes, globales Universum an Anleihen. Durch die Investition in Bonds besitzt ein B & M-Portfolio potenziell eine wesentlich höhere Liquidität im Vergleich zu einem Direktanlageportfolio, welches typischerweise von illiquiden Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen dominiert sein mag. Best-Execution-Prozesse können helfen, den marktgerechten Handel bei Käufen und gegebenenfalls auch bei Verkäufen zu gewährleisten.
Ein weiterer Aspekt zielt auf die Empfehlung einer eigenen Ratingbeurteilung ab. Die Europäische Ratingverordnung Nr. 1060/2009 verweist institutionelle Anleger darauf, Ratings von Ratingagenturen nicht blind zu vertrauen, sondern eigene Analysen vorzunehmen. Hier geht es zum einen um die initiale Beurteilung der Kreditqualität beim Kauf der Anleihen und zum anderen um die fortlaufende Überwachung der Kreditqualität. Im Rahmen einer Auslagerung der Direktanlage an einen externen Assetmanager hat der Anleger die Möglichkeit, diese Verantwortlichkeit zu delegieren.
Bei einer gewünschten Integration von Nachhaltigkeitsaspekten kann der Manager auf das volle Spektrum an Möglichkeiten zugreifen - von klassischen Ausschlusslisten bestimmter Branchen oder Worst-in-class-Unternehmen in Bezug auf ESG-Kriterien oder den Carbon Footprint über positive Allokationen zu Unternehmen mit überlegenen ESG-Profilen und Impact- Bonds bis zu Engagementtätigkeiten.
Der Ansatz, zu kaufen und zu halten (passives Management), ist von einem Indexmanagement zu unterscheiden. Beim Indexmanagement wird ein Portfolio über einen Kapitalmarktindex umgesetzt, was einem regelbasierten aktiven Ansatz entspricht, weil ein Index sich durch die Indexregeln auch häufig ändert, beispielsweise durch die Aufnahme von neuen Emissionen oder das Ausscheiden einzelner Titel aus dem Index aufgrund der Unterschreitung der erforderlichen Mindestlaufzeit oder bei einer Herabstufung.
Abgrenzung zu Passiv- und Indexmanagement
Ein B & M-Ansatz kombiniert die Vorteile von aktiven und passiven Ansätzen und wird oft auch als "the better passive" bezeichnet. Im Bereich Selektion und Monitoring fließen Komponenten des aktiven Managements ein. Die Kosteneffizienz spiegelt sich in den niedrigeren Gebühren wider, die Anleger oft als Argument für die Auswahl von passiven Ansätzen wählen.
Im Vergleich zu passiven Ansätzen zeichnet sich ein B & M-Ansatz zudem wegen der geringeren Umschlagshäufigkeit durch wesentlich geringere Transaktionskosten aus. Auch hier bietet ein B & M-Ansatz einen entscheidenden Vorteil - denn der Verkauf einer Anleihe direkt nach einer Herabstufung durch eine Ratingagentur ist vom Timing her oft der ungünstigste Zeitpunkt. Läuft die Anleihe nur noch eine kurze Zeit und ist die Rückzahlungswahrscheinlichkeit hoch, ist es oft besser, die Anleihe bis zur Fälligkeit zu halten. Zwar richten sich Buy-and-Maintain-Strategien in der Regel an institutionelle Anleger. Doch auch Privatanleger können davon profitieren.
Kurzvita
Olaf John
Head of Business Development Europe bei Insight Investment
Seine berufliche Laufbahn begann John 1990 als Pension & Investment Consultant bei Towers Perrin. Nach mehreren Stationen bei namhaften Investmentgesellschaften stieß er 2009 zu Insight Investment in Frankfurt.
Insight Investment ist ein Asset- und Risikomanager, der maßgeschneiderte Investmentkonzepte für ausgewählte Kundengruppen entwickelt.