Niedrige Zinsen, geopolitische Spannungen sowie der deutlich schwächere Dollar unterstützen das Kaufinteresse. Dies hat die Heraeus-Analysten veranlasst, die Prognosen für den restlichen Jahresverlauf anzupassen. BÖRSE ONLINE berichtet.

Der Goldpreis kostete in dieser Woche phasenweise wieder fast 2.000 Dollar. Was den Preis da stützte, war ein schwächerer Dollar. Doch auch weil die US-Währung anschließend wieder etwas zugelegt hat, ging es auch mit dem Goldpreis wieder etwas nach unten. Zur Erinnerung: Anfang August hatte der Goldpreis bei rund 2.070 Dollar je Feinunze ein Rekordhoch markiert und war anschließend bis Mitte August auf unter 1.900 Dollar zurückgefallen.

Insgesamt bleibt es angesichts der Entwicklung im bisherigen Wochenverlauf zunächst dabei, dass das gelbe Edelmetall in den vergangenen Wochen beim Preis nicht mehr nachhaltig nachlegen könnte. Auch Silber, Platin und Palladium schalteten jüngst in den Leerlauf.

Das sind aber auch wohlverdiente Verschnaufpausen, nachdem die Notierungen gegenüber den Jahrestiefs zuvor bereits sehr stark zugelegt hatten. Anfang September notierten bis auf Platin (-4,6 Prozent) alle Segmentvertreter auch seit Ende 2019 im Plus. So kam Gold auf einen Wertzuwachs von 28,8 Prozent und Silber sogar von 53,3 Prozent. Förmlich nach oben geschossen ist mit einem Anstieg von 97,6 Prozent sogar der Rhodium-Preis.

Angesichts dieser Gewinne verwundert es wie bereits erwähnt nicht, dass die Notierungen zuletzt nicht mehr weiter nachlegten. Zumal dafür auch spricht, dass sich im Marktumfeld in den vergangenen Monaten einiges getan hat und die Marktteilnehmer vermutlich auch erst einmal damit beschäftigt sind zu analysieren, was die Geschehnisse letztlich unter dem Strich für das Edelmetall-Segment zu bedeuten haben.

Gedanken dazu, wie die aktuelle Ausgangslage einzuschätzen ist, haben sich auch die Analysten beim weltweit größten Edelmetallverarbeiter Heraeus Precious Metals gemacht. Die dortigen Experten sind der Ansicht, dass die Coronavirus-Pandemie zu grundlegenden Veränderungen bei der Entwicklung der industriellen Nachfrage sowie der Produktion von Edelmetallen geführt hat. Gleichzeitig profitieren die Edelmetalle von einer deutlich gestiegenen Nachfrage von Investoren. Niedrige Zinsen, geopolitische Spannungen sowie der deutlich schwächere Dollar unterstützten zudem das Kaufinteresse.

Vor diesem Hintergrund haben die Heraeus-Analysten ihre Prognosen für den restlichen Jahresverlauf angepasst. BÖRSE ONLINE berichtet, wie die neuen Vorhersagen zu Gold, Silber, Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium und Iridium konkret aussehen.

Iridium - Angebotsengpass stützt den hohen Preis


Auf Grund der pandemiebedingten Förderunterbrechungen in Südafrika, von wo 80 Prozent des weltweiten Gesamtangebots stammen, ist für 2020 ein Rückgang der Förderung um 18 Prozent zu erwarten, schreibt Heraeus zu Iridium. Die Talsohle bei der Förderung infolge der landesweiten Ausgangssperre sei im zweiten Quartal erreicht worden, allerdings werde sich der Rückgang der raffinierten Metallproduktion wegen des zeitintensiven Raffinationsprozesses erst im Laufe des dritten Quartals zeigen.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China belaste weiterhin die Elektroindustrie. Wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie in den Hintergrund rückten, werde der Einfluss des Handelskonflikts stärker hervortreten - dies könnte einen Absatzrückgang von Smartphones zur Folge haben. Bei der Fertigung von Smartphones komme Lithiumtantalat zum Einsatz, dessen Erzeugung Iridium-Tiegel erfordere, wodurch die Iridiumnachfrage sinken könnte.

Die komplexen Lieferketten dürften allerdings relativ schnell wieder instand sein, um die Durchführung diverser Produktionsprozesse sicherzustellen. Die Verwerfungen dürften sich somit für den Iridiummarkt in Grenzen halten. Für die Nachfrage sei in diesem Jahr ein Rückgang von etwa sieben Prozent zu erwarten, wobei die größten Nachfragesegmente (elektrochemische und chemische Anwendungen) von der Krise vergleichsweise unbeeinträchtigt bleiben dürften.

Das pandemiebedingte höhere Preisniveau (plus zehn Prozent zum 01. September) seit Beginn des Jahres dürfte sich weiter halten. Wegen der vorübergehenden Verengung des Markts im dritten Quartal könne der Preis weiter steigen. Bis zum Jahresende dürfte sich Iridium in einer Spanne zwischen 1.600 und 1.700 Dollar je Feinunze bewegen. Derzeit bewegt sich die Notiz bei 1.660 Dollar je Feinunze.

Ruthenium - Trotz Corona Krise widerstandsfähige Nachfrage der Elektronikindustrie


Der Rutheniummarkt dürfte laut Heraeus in diesem Jahr ein Defizit aufweisen, da sich die Coronavirus-Pandemie stärker auf das Angebot (-20 Prozent) als auf die Nachfrage (-zehn Prozent) auswirke. Ein zusätzlicher Bedarf für Massenspeicher habe im bisherigen Jahresverlauf den Absatz von Hard-Disk-Drive-Festplatten (HDDs) gesteigert. Getrieben worden sei das durch den gestiegenen Bedarf von Datenzentren, die Cloud-Kapazitäten für Homeoffice Arbeitsplätze zur Verfügung stellen müssen.

Die steigende Anzahl dauerhaft zuhause arbeitender Menschen halte die auf elektrische Anwendungen wie HDDs entfallende Nachfrage hoch. Das Produktionsvolumen von Chloralkali-Produktionsanlagen, in denen mit Ruthenium und Iridium beschichtete Elektroden zum Einsatz kommen, habe sich wieder auf Normalniveau erholt. Dies sei vor allem der starken Nachfrage nach Desinfektions- und Bleichmitteln geschuldet, die jedoch sinken könnte, wenn die Pandemie endet.

Nach einem Anstieg zu Beginn der Ausgangssperre in Südafrika, als die Minen den Betrieb einstellten, sei die Entwicklung des Rutheniumpreises abgeflacht. Sollte sich das Angebot schneller erholen als die Nachfrage, könnte der Preis daher nachgeben. Ungeachtet dessen dürfte sich ein Marktdefizit entwickeln und den Preis unterstützen. Für das derzeit bei rund 270 Dollar je Feinunze gehandelte Ruthenium sei für das verbleibende Jahr eine Handelsspanne zwischen 250 und 310 Dollar je Feinunze zu erwarten.

Rhodium - Markt bleibt weiter knapp und die Preise volatil


Trotz des pandemiebedingten Nachfragerückgangs dürfte nach Ansicht von Heraeus das Defizit auf dem Rhodiummarkt in diesem Jahr anhalten, da sich das Angebot ebenfalls reduziert hat. Die Verfügbarkeit von Rhodium sei stärker beeinträchtigt als das von Platin oder Palladium, da sich die Rhodiumförderung auf Südafrika konzentriere (81 Prozent), welches die am stärksten von der Pandemie betroffene Abbauregion ist.

Die geografische Konzentration mache die Entwicklung des Rhodiummarktes stark davon abhängig, wie schnell die südafrikanischen Minen - deren Auslastung derzeit bei 80-90 Prozent liege - wieder ihre volle Kapazität erreichen. Das Sekundärangebot dürfte 2020 um mehr als 15 Prozent sinken, wobei der Rückgang in Europa aufgrund der vielfachen Ausgangsbeschränkungen stärker ausgeprägt sei als in den USA.

Rhodium werde von der schnellen Erholung des chinesischen Automobilmarkts profitieren, weiteren Auftrieb liefere die Einführung der China-6-Abgasnorm. Für Westeuropa und USA werde erwartet, dass der Effekt des Absatzrückgangs von Leichtfahrzeugen stärker ausfallen wird, als der Ausgleich durch höhere Katalysatorbeladungen. Die auf die Fahrzeugindustrie entfallende Rhodiumnachfrage werde infolge der weltweit gesunkenen Fahrzeugproduktion 2020 um geschätzte 16 Prozent sinken.

Auch in Glasfaserdüsen schreite wegen des hohen Preises die Substitution von Rhodium voran, zudem wirke die Coronavirus-Krise sich auch auf die Glasnachfrage aus, sodass auch die auf dieses Segment entfallende Nachfrage in diesem Jahr sinke. Eine wegen der Pandemie geringere chemische Produktion und ein deshalb geringerer Katalysatoreinsatz führten höchstwahrscheinlich auch zu einer geringeren Nachfrage der Chemieindustrie.

Die infolge der Förderunterbrechung und des geringeren Recyclingvolumens aufgetretene Knappheit dürfte im vierten Quartal nachlassen, sodass wir für das verbleibende Jahr eine Handelsspanne von 8.000 bis 13.250 Dollar je Feinunze erwarten. Derzeit handelt Rhodium bei rund 12.400 Dollar je Feinunze.

Palladium - Geografische Herkunft federt Pandemie-Folgen ab


Erstmals seit 2009 wird in diesem Jahr ein Gleichgewicht auf dem Palladiummarkt erwartet, so Heraeus. Die Produktion sei von der Pandemie weniger stark beeinträchtigt worden als die Nachfrage, was den Markt einem Gleichgewicht näherbringe.

Auf Grund der geografisch diversifizierten Lage der Minen dürfte die Produktion von Palladium weniger stark fallen, als die von Platin oder Rhodium. Wegen der abgelegenen Lage der Minen von Nornickel werde die russische Förderung in diesem Jahr weitestgehend unbeeinträchtigt bleiben. Das Sekundärangebot dürfte im zweistelligen Prozentbereich einbrechen, da infolge der Coronavirus-Pandemie weltweit neben der Verschrottung von Fahrzeugen auch die Sammlung und Aufbereitung von Katalysatoren gesunken sei. Nachdem die Ausgangsbeschränkungen gelockert worden seien, habe sich das Recycling schrittweise wieder erholt, doch der Materialfluss dürfte auch im weiteren Jahresverlauf stocken.

China, der größte Markt für Benzinfahrzeuge, scheine sich zu erholen. Die dortige PKW-Nachfrage verzeichne einen weniger starken Einbruch als in anderen Regionen der Welt. Da in vielen Ländern der Welt strengere Abgasnormen in Kraft träten, dürfte ein Teil der Nachfrageeinbußen durch höhere PGM-Beladungen von Abgaskatalysatoren kompensiert werden. Dennoch sei auf Grund der Auswirkungen der Pandemie weiterhin ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Leichtfahrzeugen zu erwarten.

Die Palladiumnachfrage für chemische Anwendungen dürfte 2020 sinken, da pandemiebedingt die Produktion zahlreicher Produkte zurückgehe und daher auch der Katalysatorverbrauch und die Aufbereitung in vielen Regionen sinken würden. Aufgrund der gesunkenen Elektronikproduktion in Asien würden auch die Erwartungen der hierauf entfallenden Nachfrage nach unten korrigiert.

Der Rückgang der Leiheraten deute darauf hin, dass die Anspannung auf dem Palladiummarkt nachgelassen habe. Vor dem Hintergrund eines auf Jahressicht nahezu ausgeglichenen Markts könnte der Preis nachgeben. Heraeus erwartet, dass sich der momentan bei 2249,44 Dollar je Feinunze gehandelt Palladiumpreis für den Rest des Jahres in einer Spanne von 1.750 und 2.350 Dollar je Feinunze bewegen wird.

Platin - Der Preis behauptet sich trotz eines Marktüberschusses


Für den Platinmarkt wird wie Heraeus berichtet in diesem Jahr ein Überschuss von mehr als eine Million Unzen bzw. 31,1 Tonnen (exklusive Investmentnachfrage) erwartet, obwohl die Förderprognosen infolge der Pandemie nach unten korrigiert wurden. Die jeweils geschwächte Automobil- und Schmuckindustrie sorgten für einen deutlichen Rückgang der Nachfrage.

Die meisten Platinminen in Südafrika seien im Frühjahr während der dreiwöchigen landesweiten Ausgangssperre geschlossen worden, während die Raffination und Verhüttung als unentbehrliche Tätigkeit klassifiziert und weiter betrieben worden seien. Bis Ende des Jahres werde erwartet, dass die arbeitsintensiven, konventionellen Minen in Südafrika wieder eine Auslastung von 80 Prozent erreichen; (teil-)automatisierte Minen beinahe 90 Prozent. Dennoch dürfte das weltweite Primärangebot 2020 um 15 Prozent einbrechen, da die Förderung in allen Abbauregionen im Vorjahresvergleich sinke.

Das Angebot aus dem Recycling dürfte in diesem Jahr im zweistelligen Prozentbereich schrumpfen. Zusätzlich zum erwarteten Rückgang des Recyclings von Abgaskatalysatoren dürfte in China und Japan auch das Recycling von Schmuck auf Grund des niedrigen Platinpreises besonders niedrig ausfallen.

Geringere Verbraucherausgaben hätten in diesem Jahr zu einem Rückgang der Fahrzeug- und Schmucknachfrage geführt. Die Fahrzeugnachfrage dürfte im Vorjahresvergleich um 28 Prozent einbrechen, da der Marktanteil von Dieselfahrzeugen in Westeuropa weiter schrumpfe und der weltweite Absatz von Nutzfahrzeugen rückläufig sei. Die vom schwachen chinesischen Markt getroffene Schmucknachfrage werde voraussichtlich um fast ein Viertel auf das niedrigste Niveau seit 1992 sinken. Es bestehe eine hohe Unsicherheit hinsichtlich der Frage, wie schnell das Verbrauchervertrauen zurückkehre - und ob es ausreichend hoch sein werde um Konsumenten zu nicht zwingend notwendigen Käufen (z.B. Schmuck) zu motivieren.

Die Auswirkungen der Pandemie hätten zu einem Produktionsrückgang vieler Chemiefabriken geführt, zudem dürfte die Verlangsamung des Kapazitätsaufbaus in China den Bedarf an Platinkatalysatoren verringern. Auch die Erwartungen für die auf Glas und Benzin entfallende Platinnachfrage seien gefallen, da in vielen Teilen der Welt der Bedarf von Ölraffinerien und Glasfabriken gesunken sei.

Platin sei mit einem Preisabschlag von jeweils mehr als 1.000 Dollar je Feinunze gegenüber Gold und Palladium relativ günstig. Das Interesse der Investoren habe in diesem Jahr zu einem Rekordstand der ETF-Bestände geführt. Der fundamentale Ausblick für Platin bleibe, abgesehen von der Investmentnachfrage, schwach. Deshalb erwartet Heraeus, dass der Preis in einer Spanne zwischen 850 und 1.050 Dollar je Feinunze handeln wird. Zum Redaktionsschluss bewegt sich der Preis hier bei 911,28 Dollar je Feinunze.

Silber - Der relative Wert macht dieses Edelmetall für Investoren weiter interessant


Im ersten Quartal entwickelte sich Silber schwächer als Gold. Im Zuge des pandemiebedingten Kurssturzes brach der Silberpreis auf den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren ein, wodurch das Gold/Silber-Ratio auf den Rekordwert von 125 anstieg, berichtet Heraeus rückblickend auf den Jahresauftakt.

Durch den Stillstand der Industrie sei die Nachfrage im ersten Halbjahr deutlich eingebrochen. Das habe sich nun geändert, die aus der Elektrik und der Ethylenoxid entfallende Nachfrage zeige nun Zeichen der Erholung. Dennoch dürfte die Gesamtnachfrage im Vorjahresvergleich sinken. Da alle großen Photovoltaik-Märkte von pandemiebedingten Verwerfungen betroffen seien, werde die Nachfrage aus diesem Segment auch negativ beeinflusst. Erwartungen gingen für die Installationen von Solaranlagen von einem Rückgang um etwa 15 Prozent aus.

Der rasante Anstieg des Silberpreises im Juli spiegele das wiedererweckte Interesse der Kleinanleger wider, für die Gold möglicherweise bereits zu teuer gewesen sei. Der Juli 2020 haben einen der besten Monate aller Zeiten dargestellt, der monatliche Kursgewinn sei der größte seit 1979 gewesen. Die Zuflüsse in Silber-ETFs seien äußerst stark gewesen; die globalen Bestände hätten im August einen Rekordstand von 1.036.000.000 Unzen (32.223,2 Tonnen) erreicht.

In diesem Jahr sei ein weiterer Rückgang der weltweiten Silberförderung zu erwarten, der von den Produktionsunterbrechungen in wichtigen Ländern, vor allem in Süd- und Zentralamerika, verstärkt werde. Analog zu Gold dürfte der hohe Preis in diesem Jahr zu einem Anstieg des Recyclingvolumens führen.

Der Silberpreis weise seit vielen Wochen eine bessere Entwicklung auf als der Goldpreis, weshalb das Gold/Silber-Ratio auf 71 gesunken sei. Trotz der Erholung der industriellen Nachfrage sei ein Anhalten der Investorennachfrage erforderlich, um diese Dynamik zu erhalten. Vor dem Hintergrund des unsicheren wirtschaftlichen Ausblicks könnten mögliche weitere fiskal- und geldpolitische Stimuli das Interesse der Anleger aufrechterhalten. Für den weiteren Jahresverlauf erwartet Heraeus für Silber eine Handelsspanne von 22,50 bis 35,00 Dollar je Feinunze, verglichen mit aktuell gültigen 27,54 Dollar je Feinunze.

Gold - Die Nachfrage nach sicheren Anlagen hält den Preis weiter auf Kurs


Im bisherigen Jahresverlauf wurde die Nachfrage getrieben von der Eigenschaft des Goldes als sichere Anlageklasse - niedrige bis negative Renditen auf Staatsanleihen und beispiellose fiskal- und geldpolitische Stimuli erzeugen bei Investoren ein hohes Sicherheitsbedürfnis, erklären die Heraeus-Analysten.

Auch für den Rest des Jahres dürften die makroökonomischen und geopolitischen Rahmenbedingungen dem Goldpreis weiter Unterstützung liefern. Inmitten der Coronavirus-Pandemie und der anhaltenden Spannungen zwischen den USA und China bleibe der wirtschaftliche Ausblick unsicher - nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der polarisierenden US-Präsidentschaftswahl, die anstehe.

Rekordpreise für Gold und wirtschaftliche Verwerfungen stellten eine extreme Belastung für die Verbrauchernachfrage dar. In den meisten Währungen habe der Goldpreis in diesem Jahr Rekordhöchststände erreicht. Die pandemiebedingten Ausgangssperren, von denen die wichtigsten Goldmärkte betroffen gewesen seien, hätten für Einbußen des verfügbaren Einkommens gesorgt. Die Schmucknachfrage habe infolgedessen einen Einbruch um 46 Prozent gegenüber Vorjahr verbucht; und selbst ein saisonaler Anstieg auf den beiden größten Schmuckmärkten Indien und China dürfte nicht ausreichen, um im vierten Quartal die Nachfrage auf das Niveau der vergangenen Jahre anzuheben.

Die Goldkäufe der Zentralbanken hätten sich verglichen mit den letzten Jahren abgeflacht. Russland habe seine Ankäufe ausgesetzt, auch China habe seine Bestände seit September 2019 nicht weiter aufgestockt. Es sei unwahrscheinlich, dass die Nachfrage der Zentralbanken im weiteren Jahresverlauf anzieht.

Auf Grund der pandemiebedingten Unterbrechungen in der ersten Jahreshälfte dürfte die Minenproduktion in diesem Jahr leicht zurückgehen, obwohl der hohe Goldpreis Anreize für einen weiteren Ausbau der Förderung und des Recyclings schaffe.

Die Nachfrage von Investoren sorge weiter für ein positives Umfeld und dürfte die schwache Verbrauchernachfrage mehr als ausgleichen. Die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten seien weitestgehend eingepreist. Die Pandemie ei allerdings alles andere als ausgestanden. Sollte die wirtschaftliche Lage sich weiter zuspitzen, könnten die Zentralbanken ihre Geldpolitik noch weiter lockern.

Die Anleger würden Gold weiterhin als sichere Anlage betrachten und der Goldpreis folglich weiter ansteigen. Nach den rasanten Kursgewinnen, die Anfang August in ein neues Allzeithoch gemündet hätten, könnte der Goldpreis nun kurzfristig in eine Konsolidierungsphase eintreten und sich seitwärts entwickeln. Für den Rest des Jahres sieht Heraeus den Goldpreis (aktuell bei 1.943,86 Dollar je Feinunze) in einer Bandbreite von 1.850 und 2.200 Dollar je Feinunze.