Sehr geehrter Herr Schmidt,
nun haben Sie sich nach Gerhard Schröder auch zum Thema Ukraine geäußert. "Ich finde es durchaus verständlich", sagen Sie in DIE ZEIT zum Vorgehen des russischen Präsidenten Vladimir Putin. Sie haben Zweifel daran geäußert, ob es sich bei der Annexion der Krim wirklich um einen klaren Verstoß gegen das Völkerrecht handele. Auch die Reaktionen des Westens haben Sie scharf kritisiert und die Sanktionen als "dummes Zeug" bezeichnet.
Und weiter: "Wenn Sie sich an die Stelle von Putin denken, dann würden Sie wahrscheinlich ähnlich in Sachen Krim reagieren, wie er reagiert hat (…) Bis Anfang der 1990er Jahre hat der Westen nicht daran gezweifelt, dass die Krim und die Ukraine - beide - Teil Russlands seien."
Schlimm ist für Sie auch die Blockbildung durch den Westen. "Wenn es eine allgemeine Konferenz gäbe, ähnlich wie 1975 in Helsinki, dann kann man doch das Spitzenpersonal nicht von der Reise ausschließen. (…) Ich halte es für einen Fehler, wenn der Westen so tut, als ob (eine Intervention Russlands in der Ost-Ukraine Anm. d. Red) das zwangsläufig der nächste Schritt sei. Das führt dazu, dass er möglicherweise auf russischer Seite den Appetit anregt."
Auch sei es "ganz wichtig, sich daran zu erinnern, dass trotz des Zeiten Weltkriegs die Russen den Hass auf die Deutschen hinter sich gelassen haben."
Meinen Respekt, Herr Schmidt! Die aus meiner Sicht verhängnisvolle Rolle, die Sie in der Eurokrise gespielt haben, hat meinen Respekt doch sehr angekratzt. Nun ist mein Respekt vor Ihnen wieder hergestellt. Bleiben Sie uns noch lange erhalten! Und denken Sie noch einmal über die Europroblematik nach.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Max Otte