Denn nur so lange Air Berlin noch weiterfliegt, können ihre Start- und Landerechte (Slots) an neue Eigentümer übertragen werden, wenn diese Teile von Air Berlin übernehmen. Sollte Air Berlin das Geld wegen rapide sinkender Buchungen ausgehen, könnte der Flugbetrieb eingestellt werden. Dann würden die Karten ganz neu gemischt, die Slots würden kostenlos neu verteilt statt zu Geld für die Gläubiger gemacht.
Die Bundesregierung versuchte am Montag erneut den Eindruck zu verwischen, sie ergreife Partei für die Lufthansa als neuen Eigentümer von Air Berlin. "Wir sind weder für noch gegen einen bestimmten Interessenten", betonte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Berlin. Ziel sei eine Lösung, die sowohl dem Kartellrecht Rechnung trage als auch die Mitarbeiter von Air Berlin im Blick habe. Nach Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) für den Marktführer ausgesprochen. "Ich würde es begrüßen, wenn die Lufthansa größere Anteile von Air Berlin übernimmt", sagte sie dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). "Die Lufthansa ist ein Champion im Luftverkehr - ihre Position kann jetzt aber noch gestärkt werden." Aus kartellrechtlichen Gründen könne Air Berlin aber nicht nur an eine Airline gehen.
WIE LANGE REICHT DER KREDIT?
Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hatte eine Lösung bis Ende September in Aussicht gestellt. Doch wie lange der 150-Millionen-Euro-Kredit der Bundesregierung reicht, ist fraglich. Entscheidend hierfür sei, wie schnell die Buchungszahlen von Air Berlin sänken - und die Verluste damit wüchsen, sagte ein Insider. Falls das Geld schneller ausgehe, drohten Teile von Air Berlin die Betriebserlaubnis zu verlieren. Zudem müsse man sich auf Störfeuer gefasst machen.
Der Konkurrent Ryanair hat bereits Beschwerde gegen die Staatshilfe eingelegt und hält das Vorgehen der Bundesregierung für ein "abgekartetes Spiel" zu Gunsten der Lufthansa. "Das stimmt natürlich nicht", sagte Zypries dazu. Gegenwind droht auch von den Gewerkschaften. Denn die Lufthansa würde Personal von Air Berlin nur zu den etwas niedrigeren Konditionen ihrer Billigflugtochter Eurowings übernehmen.
Ein Verkauf der insolventen Fluggesellschaft wäre nur mit Zustimmung des Gläubigerausschusses möglich. Das Gremium, das die Interessen der Gläubiger vertritt, tagt Insidern zufolge am Mittwoch das erste Mal. Weichenstellungen seien dann aber noch nicht zu erwarten, sagten zwei mit dem Zeitplan vertraute Personen zu Reuters. Das fünfköpfige Gremium muss formal beschließen, den Betrieb von Air Berlin zunächst weiterzuführen.
Dem Gläubigerausschuss gehört neben einem Vertreter von Air Berlin, der Bundesagentur für Arbeit, die drei Monate lang das Insolvenzgeld für die 7200 Mitarbeiter in Deutschland zahlt, und der Commerzbank auch ein Geschäftsführer der Lufthansa-Tochter Eurowings an. Eurowings hat 38 Maschinen mit Besatzungen von Air Berlin gemietet und vorfinanziert und wäre deshalb von einer Einstellung des Flugbetriebs stark betroffen. Trotzdem löste die Beteiligung bei anderen Interessenten Kritik aus. Über einen Verkauf an die Lufthansa dürfte der Eurowings-Vertreter Insidern zufolge aber ohnehin nicht mitentscheiden.
rtr