Rheinmetall legte erneut ein Rekordjahr hin: Das verkündete Konzernchef Armin Papperger am Montagmorgen in Düsseldorf. Dabei hatte der MDax-Konzern noch im November wegen des schwächelnden Auto-Geschäfts die Jahresprognose für 2019 kassiert. Die vorgelegten Zahlen übertrafen jetzt die gekappte Prognose und damit auch die Erwartungen der Analysten.
Der Konzernumsatz stieg auf Basis vorläufiger Zahlen um knapp zwei Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn kletterte auf einen neuen Höchstwert von 505 Millionen Euro - ein Plus von drei Prozent.
Unterm Strich verdienten die Düsseldorfer mit 354 Millionen Euro genauso viel wie im Jahr zuvor. Für die Anteilseigner blieben mit 7,77 Euro je Aktie gut neun Prozent mehr übrig als im Vorjahr. Der Auftragsbestand des Konzerns übertraf erstmals die 10 Milliarden Euro-Schwelle.
Rüstungs-Sparte bleibt das Steckenpferd
Wie bereits in den vergangenen Jahren gibt es auch 2019 eine extreme Differenz zwischen der Rüstungs- und der Auto-Sparte. Die weltweit hohe Nachfrage im militärischen Sektor und die gute Positionierung von Rheinmetall in wichtigen Märkten rund um den Globus hätten das Geschäft geprägt.
Die Sparte erwirtschaftete einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro - ein Plus von mehr als neun Prozent. Der Auftragsbestand schoss um mehr als ein Fünftel auf 10,4 Milliarden Euro nach oben. Das operative Ergebnis legte deutlich um 35 Prozent auf 343 Millionen Euro zu. Die Rüstungsbranche dürfte auch zukünftig das Steckenpferd des Technologiekonzerns bleiben.
Automotive-Bereich weiter schwach
Dank der hohen Profitabilität der Rüstungs-Sparte konnte die rückläufige Geschäftsentwicklung des Automotive-Bereichs kompensiert werden. Der MDax-Konzern verwies in dem Zusammenhang auf das schwache globale Marktumfeld. Die Produktionsrückgänge bei Automobilherstellern, insbesondere in China, verhagelten das Geschäft.
Der Umsatz des Unternehmensbereichs sank um 6,6 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die globale Automobilproduktion schrumpfte im selben Zeitraum nach jüngsten Marktdaten um 5,8 Prozent. Der bereinigte operative Gewinn brach um rund 30 Prozent auf 184 Millionen Euro ein.
Die operative Marge des Bereichs blieb hinter dem Vorjahresniveau von 8,9 Prozent zurück - erreichte aber immer noch 6,7 Prozent. Damit wird die zuletzt gegebene Prognose, die eine Marge von rund 6,5 Prozent in Aussicht gestellt hatte, leicht übertroffen.
Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr will der Vorstand um Chef Papperger erst bei der Vorstellung des Geschäftsberichts am 18. März abgeben.
Einschätzung der Redaktion
Die besser als erwartet ausgefallenen Jahreszahlen überzeugten die Anleger. Seit Jahresanfang hatte die gekappte Gewinnprognose auf den Kurs der Rheinmetall-Aktie gedrückt - fast ein Fünftel verlor das Papier. Am Montag schwang nun Erleichterung mit: Die Aktie legte im MDax zeitweise um mehr als fünf Prozent zu.
Das Analysehaus Metzler senkte das Kursziel für Rheinmetall von 126 auf 115 Euro, beließ die Einstufung aber auf "Buy". Analyst Alexander Neuberger senkte in einer am Montag vorliegenden Studie wegen der Coronavirus-Belastung seine Ergebnisschätzung für das laufende Jahr. Aufgrund des Produktionsschwerpunktes in Deutschland - gerade im Rüstungsbereich - sei der Konzern aber wohl robuster als reine Autozulieferer. Zu den am Montag veröffentlichten Zahlen des Unternehmens äußerte er sich in der Studie nicht.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung auf "Buy" mit einem Kursziel von 125 Euro belassen. Der operative Gewinn liege um drei Prozent über den Erwartungen, schrieb Analyst Chris Hallam in einer ersten Reaktion am Montag. Die Diversifikation des Automobilzulieferers und Rüstungskonzerns habe sich 2019 bezahlt gemacht angesichts der Schwäche der Automobilindustrie. Der operative Gewinn und der Auftragseingang hätten vom Rüstungsgeschäft profitiert.
Charttechnisch betrachtet lief es für die Rheinmetall-Aktie in den vergangenen Monaten nicht rund: Die Aktie notiert am Montag rund zwanzig Prozent unter der psychologisch wichtigen 200-Tagelinie bei 103,50 Euro. Diese bewegt sich seit November 2019 seitwärts und dürfte sich als Widerstand für das Papier entpuppen.
Wir belassen die Aktie weiterhin auf "Beobachten" und warten auf die endgültigen Geschäftszahlen und die Prognose für 2020.