2022 war der Rüstungskonzern Rheinmetall der größte Gewinner im HDax. Warum Börsianer die Aktie der Düsseldorfer weiter auf dem Vormarsch sehen. Von Sven Parplies
Russlands Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, wie zerbrechlich der Frieden in Europa ist. Selbst Deutschland reagiert: 100 Milliarden Euro will die Regierung in die marode Bundeswehr investieren und zusätzlich den regulären Wehretat aufstocken. Ein erheblicher Teil des Gelds wird an Rheinmetall gehen. Der Rüstungskonzern aus Düsseldorf produziert unter anderem den Kampfpanzer Panther, den gepanzerten Transporter Boxer, aber auch Munition und technische Ausrüstung für Soldaten. Neben Deutschland sind Großbritannien, Ungarn oder Australien wichtige Kunden.
Lange als vermeintlich unmoralisches Investment stigmatisiert, ist Rheinmetall zum Börsenstar geworden: Um 128 Prozent schoss der Aktienkurs 2022 nach oben. Damit sind die Rheinländer der klare Top-Performer im breiten deutschen Aktienindex HDAX und im MDAX. Auch die Probleme beim Puma konnten die Aktie nicht stoppen. Technische Defekte des Schützenpanzers, den Rheinmetall mit Krauss-Maffei Wegmann (KMW) produziert, sind nach Konzernangaben inzwischen beseitigt. Großprojekte bringen in der Rüstungsindustrie über viele Jahre sichere Einnahmen. Der Wettbewerb ist überschaubar, steigende Kosten lassen sich relativ leicht an die Kunden weitergeben. Die Launen der Konjunktur haben kaum Auswirkungen. Auch ohne Krieg gibt es Wachstumspotenzial. So hatte 2021 nur ein Drittel der NATO-Staaten die Vorgabe erfüllt, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung zu stecken. Bis 2025 will Rheinmetall den Umsatz auf zehn bis elf Milliarden Euro steigern. Das wäre am oberen Ende nahezu eine Verdoppelung zum Jahr 2021. Die Ebit-Marge soll auf 13 Prozent wachsen. Vor dem russischen Überfall auf die Ukraine hatte der Konzern 8,5 Milliarden Umsatz und mehr als zehn Prozent Marge anvisiert.
Rheinmetall ist auch Automobilzulieferer. Zum Start in das neue Jahr hat der Konzern in diesem Bereich einen Großauftrag im Volumen von mehr als einer Viertelmilliarde Euro für Elektroauto-Bau- teile erhalten. Trotzdem wird dieser Anteil am Gesamtumsatz langfristig sinken. Nach Einschätzung von JP Morgan bis zum Jahr 2027 von zuletzt rund einem Drittel auf 20 Prozent. Aus Sicht der Aktienmärkte ist das positiv, weil der Rüstungsbereich lukrativer ist.
Am profitabelsten ist das Geschäft der Sparte Waffen und Munition. Dort hat sich Rheinmetall gerade durch die Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems gestärkt. Nicht nur zur Unterstützung der Ukraine werden Geschosse benötigt - die meisten NATO-Staaten erfüllen nicht die Vorgabe des Bündnisses, Munition für mindestens 30 Tage als Vorrat zu halten.
Börsenprofis sehen auch für das neue Jahr deutliches Aufwärtspotenzial für Rheinmetall. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 230 Euro.